Bühne am See statt Seebühne
Neubau Vor zwei Jahren wurde die Seebühne am Erbacher Badesee abgebaut. Die Hauptpfosten waren morsch. Jetzt laufen Planungen für einen neuen Bühnenstandort – dieses Mal am Ufer.
An der Badestelle in Erbach stehen Veränderungen an: Im Technischen Ausschuss der Stadt wurde das Konzept eines neuen Veranstaltungsortes vorgestellt. Statt einer Bühne im See, wie es sie bis vor zwei Jahren gab, soll eine Bühne am See entstehen. Hintergrund der neuen Planung sind die Erfahrungen mit der bisherigen Seebühne. Diese war 2012 errichtet worden, eine Bauwerksprüfung zehn Jahre später hatte dann ergeben, dass ein Großteil der Substanz verfault war. Sie musste also abgebaut werden.
Seither hatten Veranstaltungen auf der asphaltierten Fläche im nordöstlichen Bereich des Badegeländes stattgefunden. „Der hatte aus unserer Sicht mehrere Schwachpunkte“, sagte Andreas Heinze, stellvertretender Leiter des Stadtbauamts, in der Sitzung am Montag. Er lag unter anderem weit vom regulären Eingangsbereich und von den Sanitäranlagen entfernt. Deshalb hatte die Stadt stets Toilettenwagen mit Frischwasser- und Abwassertanks teuer anmieten müssen. Außerdem habe man an dieser Stelle nicht mehr direkt auf den See geblickt, „wenn auf der Bühne was los war“.
Um diese Schwachpunkte, aber auch jene der alten Seebühne auszuräumen, soll nun eine neue Bühne am See im Südwesten des Geländes entstehen. „Oberhalb der jetzigen Sandspielfläche, die erhalten bleiben würde“, sagte Heinze. Das Podest hätte eine Höhe von 60 bis 70 Zentimeter, sodass keine Absturzsicherung nötig ist. Die Bühne solle zudem mit einer Konstruktion aus Gitterträgern überdacht werden. Hinter der Bühne gebe es die Möglichkeit eines kleinen Backstage-Bereichs. Vor der Bühne werde eine gebundene Schicht eingebaut, sodass Stühle ohne Einsinken aufgebaut werden können, der Boden sei aber dennoch sickerfähig. Das Konzept sieht weiter vor, dass die Kleinspielgeräte umgesetzt werden.
„Wenn man das Gelände über den Haupteingang betritt, hätte man sofort Blickkontakt zur Bühne“, sagte Heinze. Der Weg zu den sanitären Anlagen wäre kurz, und es gebe eine gute Einbindung zum Kiosk. „Diese Bühne hat aus unserer Sicht diverse Vorteile und ist aus Kostensicht nicht vergleichbar mit einem Projekt, die Bühne wieder in den See zu setzen“, sagte Bürgermeister Achim Gaus. „An der jetzt geplanten Stelle sieht man auch schön auf den See raus.“
Stadtrat Markus Gerber (CDU) hält den neuen Standort für gut gewählt. „Was mir gut gefällt: Dass wir die Bühne dann vermutlich von hinten bedienen können“, sagte Gerber, wollte aber noch wissen, wie die Bestuhlung um die Bühne angedacht ist. Diese werde laut Heinze erst flach sein, dann aber in Richtung des Baumbestands leicht ansteigen. Auch Thomas Hartmann (CDU) hielt das vorgestellte Konzept für eine „gute Idee“: „Man hat dann eben eine Bühne am See statt im See.“ Vor allem die Nähe zum Kiosk fand Hartmann gut und schlug gemeinsame Aktionen bei Veranstaltungen vor. Ob man die Bühne aber nicht diagonaler und zentraler zum See errichten könne? Das wollte auch Helmut Braun (FWV) wissen.
„Wir standen an diversen Stellen, auch in Bezug auf den Baumbewuchs“, antwortete Heinze. Man wolle ja nicht, um Sichtachsen herzustellen, großflächige Rodungen machen. Der geplante Standort sei „der logischste Standort“, um die Faktoren Topografie, Baumbestand und ein breites Spektrum an Sichtbeziehungen zu berücksichtigen.
An den Rand gedrückt?
Claudia Grau (FWV) konnte sich mit dem Vorschlag in der Sitzung noch nicht „so richtig anfreunden“. „Für mich war diese klassische Bühne im See einfach ein Alleinstellungsmerkmal für Erbach und Umgebung“, sagte Grau. „Der Blick direkt auf den See war fantastisch.“ Für Grau sei das neue Konzept „an den Rand gedrückt“. Auch die Zufahrt zur Bühne über den Schotterweg sehe sie mit einem großen Lkw kritisch. Der Veranstaltungstechniker sei „völlig bedenkenfrei“ gewesen, erwiderte Heinze darauf.
Was denn eine Sanierung der Seebühne gekostet hätte, wollte Grau noch wissen. Eine Sanierung wäre nicht möglich gewesen, antwortete Bürgermeister Gaus. Eine neue Bühne im See wäre deshalb eine grundlegend andere Konstruktion, beispielsweise aus Stahl, sagte Heinze. In einem solchen Fall würden sich die Kosten mindestens um das Dreifache erhöhen. Und es käme zu Folgekosten: „Wie sichert man die Bühne so ab, dass niemand ins Wasser springt und sich bei niedrigem Wasserstand verletzt? Ich finde es in Bregenz toll, wenn man auf den See hinaus blickt. Aber wir mussten eine Entscheidung treffen.“
An der jetzt geplanten Stelle sieht man auch schön auf den See raus. Achim Gaus Bürgermeister