Den Menschen in Ecuador helfen

  • Juri Heid hat in Ecuador gelebt und gearbeitet. Die wirtschaftliche und politische Lage im Land ist prekär. Mit seinem Förderverein möchte er die Menschen vor Ort unterstützen. Juri Heid
  • Die Herstellung von Seifen und anderer Naturkosmetik ist eine weitere Einnahmequelle. Juri Heid
  • Nach dem Abi arbeitete Juri Heid im Dorf El Rosal bei einer „Asociación“, so heißen die kleinen Firmen der Familien in Ecuador. Diese besitzen oft ein wenig Land, bauen Kaffee oder ähnliches an.Fotos: Juri Heid
  • Etwa neun Stunden am Tag arbeitet Juri Heid mit der ecuadorianischen Familie auf ihrer Plantage. Für die Landwirtschaft nutzen sie Schaufel und Machete. Juri Heid

Gesellschaft Der 19-jährige Juri Heid aus Tomerdingen hat in dem südamerikanischen Land gearbeitet. Die Lebensbedingungen dort sind prekär. Mit einem Förderverein möchte er sie verbessern.

In einem guten Ecuador hätte diese Firma großes Potenzial“, sagt der 19-jährige Juri Heid. Nach seinem Abitur arbeitete er zwölf Monate im Dorf El Rosal bei einer „Asociación“, so heißen die kleinen Firmen der Familien. Diese besitzen oft ein wenig Land, bauen Kaffee oder ähnliches an, und agieren gleichzeitig als Selbstversorger.

Der 125-Seelen-Ort ist drei Stunden von der nächsten Stadt entfernt und liegt auf rund 1500 Höhenmetern. Um sieben Uhr klingelte der Wecker, meist warf er einen prüfenden Blick aus der Tür: immer wieder blauer Himmel und Sonnenschein. Gegen acht sei es auf das fünf Hektar große Kaffeefeld gegangen. Das sind über sieben Fußballfelder. „Das Feld ist mitten im Gebirge, man arbeitet also am Hang und das nur mit Schaufel und Machete“, erklärt er. Am Anfang habe er richtig viele Blasen an den Händen gehabt. „Ich war die Arbeit einfach nicht gewohnt“, sagt er und lacht.

Eine weitere Einkommensquelle der Familie ist die Herstellung von Naturkosmetikprodukten. Die Seifen, Cremes und Shampoos werden aus Aloe vera und anderen regionalen Heilpflanzen hergestellt. Auch dabei konnte er die Familie unterstützen. Abends tauschten sie sich auf der Veranda über den Herstellungsprozess und die Zukunftschancen der kleinen Firma aus.

Zukunft des Landes ungewiss

Doch wie soll man die Zukunft einer Firma planen, wenn die Zukunft des Landes ungewiss ist? „Seit Jahren ist die Politik instabil und oft unwissend“, erzählt Juri Heid. Hinzu kommen die schlechte wirtschaftliche Situation und Korruption in allen Bevölkerungsschichten, heißt es auf der Internetseite der Konrad-Adenauer-Stiftung in Ecuador. Das nutzen die Kartelle der umliegenden Länder immer schamloser aus. Sie legen die Kokain-Routen länderübergreifend nach Ecuador, um die Droge von dort in die EU zu schmuggeln. „Dafür werden vor allem junge, perspektivlose Menschen rekrutiert, die ihr Geld von nun an durch Schutzgeld oder Schmuggel verdienen“, erzählt Juri Heid. Von Jahr zu Jahr wurde die Sicherheitslage immer angespannter. Das zeigen auch die Zahlen der lateinamerikanischen Fakultät für Sozialwissenschaften: Vor sechs Jahren waren es noch 5 Morde auf 100.000 Einwohner pro Jahr, in diesem Jahr könnten die Morde auf bis zu 35 steigen. „Der Bruder von meinem Gastvater wohnt in Quito, der nächstgrößeren Stadt. In seinem Viertel wird täglich ein Mensch ermordet“, sagt Heid.

Vor allem für junge Menschen ist die Lage im Land oft aussichtslos, erklärt der 19-Jährige. Dabei sei die junge Generation vergleichsmäßig stark: „Sie sind mit dem Gedanken aufgewachsen, bald Schwellenland zu werden. Und durch ihren Schulterschluss bei der Präsidentenwahl im Oktober, haben sie den Ausgang stark beeinflusst“, erklärt Heid. Die Wahl gewann der 35 Jahre alte Mitte-Rechts-Politiker Daniel Noboa.

Der vorangegangene Präsident Guillermo Lasso hatte vorzeitig das Parlament aufgelöst, nachdem ihm ein Amtsenthebungsverfahren gedroht war. Dadurch waren vorzeitige Wahlen nötig gewesen.

Keine Hilfe in der Pandemie

„Viele von der jungen Generation würden wirklich gerne studieren gehen“, meint Juri Heid. Doch das sei in Ecuador enorm teuer. Allein die Corona-Pandemie hat Ecuador ein großes Stück zurückgeworfen. „Es gab keine staatliche Hilfe für Geschäfte oder Restaurants, die schließen mussten“, erzählt Heid. Weniger Geld bedeutete weniger Kaufkraft. Die Wirtschaft des Landes ging den Bach runter. „Dazu haben die Käufer aus dem Ausland erst immer weniger und dann gar nichts mehr bestellt.“ Ecuadors Antwort auf diesen Zustand waren Kredite mit einem Zinsanteil von 25 Prozent. Aus diesem wirtschaftlichen Loch allein herauszukommen: Eine Mammutaufgabe.

„Die Menschen im ländlichen Ecuador wissen, wie ihre Arbeit funktioniert. Sie haben dort gute Strukturen und große Motivation – das einzige, das wirklich fehlt, ist Geld“, stellt Juri Heid klar und benennt damit die Wurzel des Problems. Darum hat er einen Förderverein gegründet. „El Rosal“, wie das Dorf, in dem er zwölf Monate gelebt und gearbeitet hat. Für die Familie möchte Spenden sammeln, um von hier aus die kleine Asociación weiterhin zu unterstützen.

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