Ohrwürmer für die Antifascisti

  • Der Hamburger Deutschrapper Disarstar bei seinem Konzert im Roxy. Foto: Udo Eberl

Roxy Der Hamburger Rapper begeistert mit kapitalismuskritischem Textgut und griffigem HipHop.

Am Ende die Hymne des Hamburger Rappers Disarstar, die bereits vor den Zugaben von den 950 Besuchenden im Roxy mit schnellem Klatschen und dem Schlachtruf „Siamo Tutti Antifascisti“ eingefordert wurde. Die politische Richtung ist an diesem Abend eindeutig, die Feindbilder werden in Großbuchstaben ausgemalt. „Wir kommen in Schwarz, Digga, mit paar Litern Ethanol, keine Liebe für den Staat“, rappt der Hamburger, 
der auf seinen Alben den Aufstand probt und Geschichten vom brennenden 1. Mai, dem Leben der gesellschaftlichen Underdogs oder von Polizeigewalt erzählt.

Gerrit Falius, so der bürgerliche Name des Deutsch-Rappers, hat auf dem Weg der Sinnsuche seine Bestimmung als linkspolitischer Aktivist am Mikrofon gefunden. In „Rolex für alle“ textet der 31-jährige, für den das Pumpen im Gym sichtbar zur Droge nach den Drogen geworden ist, Zeilen wie „Vor niemand verneigen, die Chance ergreifen, für bessere Zeiten, Milliardäre enteignen, Rolex für alle“.

Eingängiger Sound

Die Tickets für die mehr als anderthalbstündige Show des bekennenden Antikapitalisten und Antifaschisten gab’s keineswegs zum Sozialpreis. 
Bei der Technik, vor allem dem Leuchtstoff auf der Bühne, wird aus dem Vollen geschöpft, und Disarstar hält nicht hinterm Licht, dass auch er wachsen will und deshalb alle Register auf eigentlich ungeliebten Social-Media-Plattformen zieht. 

Von frühen Textstellen in Tracks wie „Free World“, die den Brass auf die Macht des Kapitalismus mit den auf Zionisten in einen Topf warfen, hat sich Disarstar klar distanziert. Die palästinensische Flagge wird auf der Bühne aber mit Überzeugung geschwenkt.

Der Sound für die Parolen ist synthetisch eingängig massenkompatibel. Vieles klingt, vom DJ serviert und vom starken Livedrummer angetrieben, wie von der HipHop-KI zum Rap-Ohrwurm produziert und mitrufbar zusammengewerkelt. Entsprechend gut ist die Stimmung im Roxy, denn auch der demokratische Widerstand will feiern.

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