Last-Minute-Nackenschlag

  • Erstes Spiel in neuer Rolle: Moritz Glasbrenner und der SSV Ulm 1846 Fußball haben am Sonntagnachmittag gegen Energie Cottbus verloren. Foto: Eibner
  • Ulmer Torschütze des Tages: Max Scholze (in weiß) im Zweikampf. Doch am Ende der Partie reichte seine Einzelaktion nicht, um gegen den FC Energie Cottbus Zählbares zu holen. Foto: Matthias Kessler
  • Der SSV Ulm hat gegen Energie Cottbus verloren. Foto: Matthias Kessler
  • Der SSV Ulm hat gegen Energie Cottbus verloren. Foto: Matthias Kessler

SSV Ulm 1846 Fußball Bei der 1:2-Niederlage gegen Energie Cottbus geht der Matchplan lange Zeit auf. Dann schlägt die FC-Offensive gnadenlos zu.

Die Arme vor der Brust verschränkt, beobachtete Moritz Glasbrenner die ersten Minuten. Am Sonntagnachmittag stand der 35-Jährige das erste Mal als Cheftrainer auf der roten Tartanbahn des Donaustadions. Nach vier Spielen als Interimstrainer wurde gegen Energie Cottbus seine Zeit beim SSV Ulm 1846 Fußball eingeleitet.

Seine Premiere, die eigentlich keine mehr war, endete mit einer bitteren Niederlage. Die Gäste aus der Lausitz setzten den Lucky Punch in der Nachspielzeit, ließen die Partie mit einem 2:1-Sieg für sich enden. Die Qualität und Effizienz von Stürmer Erik Engelhardt gab den Ausschlag: Der 27-Jährige versenkte den Ball vor den Augen des Cottbuser Gästeblocks.

Die Aufgabe, die nach seiner Beförderung und der Länderspielpause auf Glasbrenner wartete, hatte es in sich gehabt. Mit Energie Cottbus kam das Drittliga-Team der Stunde nach Ulm. Ein Ausflug, der sich am Ende für die rund 1500 mitgereisten Fans ausgezahlt hat. Wenngleich Energie-Trainer Claus-Dieter Wollitz zugeben musste: „Ich denke, dass ein Unentschieden auch in Ordnung gewesen wäre.“ Der 60-Jährige wünsche dem SSV für die kommenden Spiele das notwendige Quäntchen, das man brauche, um solche Partien zu gewinnen.

Energie-Zentrum gut im Griff

Auf Ulmer Seite zeigte sich sofort das, was Trainer Glasbrenner vor dem Spiel schon berichtet hatte. Mannschaft und Trainerteam hätten die Pause genutzt, um den Fokus aufs Defensivspiel zu legen. Ließ dieses bei der 1:4-Niederlage in Ingolstadt zu wünschen übrig, sah das gegen Cottbus schon deutlich besser aus. Mit drei Wechseln in der Startelf und unter anderem der Hereinnahme von Ben Westermeier wollte Glasbrenner die Kontrolle im Zentrum erhöhen. Das klappte gegen die starke Energie-Mitte um Tolcay Cigerci und Dominik Pelivan erstaunlich gut. Der Tabellen-Zweite hatte wenig Zugriff auf die Partie. Gefährlich wurde es vor dem SSV-Tor in Halbzeit eins exakt ein einziges Mal. FC-Innenverteidiger Tim Campulka setzte einen Eckball über die Latte (25.). Schon zuvor stand eine Szene sinnbildlich für die Ulmer Herangehensweise. Cigerci in der Rückwärtsbewegung am Ball, bedrängte erst Max Brandt, den Unterschiedsspieler, bevor Ben Westermeier im Vollsprint das Spielgerät holte und einen Angriff gen Cottbus-Strafraum einleitete (18.).

Die Spatzen präsentierten sich strukturiert und legten ein durchaus ansehnliches Kombinationsspiel an den Tag. Das verhalf zu Stabilität. Offensiv waren die besseren Momente aufseiten des SSV, insgesamt blieben Großchancen, Abschlüsse und Strafraumbegehungen aber rar. Die beste Gelegenheit gab es nach einem Freistoß von Dennis Chessa, der am Sonntag seinen 33. Geburtstag feierte, und einem Doppelversuch von Marcel Seegert und Lucas Röser (28.).

Torlos ging es in die Halbzeit. Energie kam besser aus der Pause, erhöhte den Druck. Und hatte die große Möglichkeit auf den Führungstreffer nach einem Diagonalball von Henry Rorig, den Cigerci aus spitzem Winkel aufs Ortag-Tor drosch. Auf der Linie rettete Niklas Kölle die Spatzen (64.) – eine Glanztat. Drei Minuten später war der Ball aber doch im SSV-Kasten.

Symptomatisch für die Partie fiel der Führungstreffer für Energie durch einen Elfmeter. Nach einem Freistoß, den King Manu an die Latte krachen ließ, pfiff Schiedsrichter Michael Bacher ab. Ben Westermeier und Erik Engelhardt waren im Ulmer Strafraum zu Boden gegangen, der Referee wertete die Aktion als Klammergriff und Foulspiel. „Das machen nicht viele. Dennoch glaube ich, dass es laut Regel korrekt ist“, wertete Wollitz die Szene.

Sein Gegenüber Glasbrenner sagte: „Das 0:1 ist sehr unglücklich. Ben hat den Arm um den Spieler, der Gegner ist clever, sucht den Kontakt und zieht den Elfmeter. Insgesamt passt das für mich nicht zur Spielleitung, wo viel laufen gelassen wurde.“ Top-Torschütze Cigerci verwandelte seinen fünften Elfmeter der Saison souverän. 1:0 für Cottbus (67.).

Engelhardt setzt Lucky Punch

Mit einer sehenswerten Parade verhinderte Ortag, dass Cottbus die Führung hätte ausbauen könne (81.). Dann brachte sich Max Scholze mit einer Einzelaktion zur Geltung – und ließ die Hoffnung auf den Punktgewinn am Leben. Im Zentrum angespielt, nahm er den Ball mit einer gekonnten Drehung mit und schloss aus rund 20 Metern flach ins Toreck ab (84.) – der Ausgleich zum 1:1. In einer offenen Schlussphase war der Lucky Punch auf Seiten der zuletzt erfolgsverwöhnten Cottbuser: Stürmer Engelhardt traf nach einer „fantastischen Flanke“ (Wollitz) frei und unbewacht im SSV-Strafraum zum 2:1-Endstand (90.+5). „Wir haben da nicht die Eins-Eins-Zuordnung. Das müssen wir besser machen, da fehlt die Absprache“, wertete Glasbrenner die Szene.

Die Arme vor der Brust verschränkt, schritt der 35-Jährige mit Abpfiff seines ersten Spiels als Cheftrainer an der Seitenlinie ein paar Schritte auf und ab. „Wir haben heute große Fortschritte gesehen in unserem Spiel mit und gegen den Ball. Da gilt es, der Mannschaft Zuspruch zu geben“, sagte Glasbrenner, der wusste: Unterm Strich wäre für Ulm gegen Cottbus mehr drin gewesen.

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