Der Mann für Eis und Kufen

  • Hinter den Kullissen: Thomas Juppe vor seiner Drehbank und den beiden Kolbenhubverdichtern. Foto: Henri Gallbronner

Porträt Als Thomas Juppe in der Sendener Eislaufanlage anfing, konnte er selbst nicht Eislaufen. Mittlerweile sorgt er seit 36 Jahren für den perfekten Untergrund für Sportler und Hobbyläufer.

Während draußen auf der Eisfläche junge Eiskunstläuferinnen ihre Runden drehen, ist es in Thomas Juppes Reich ziemlich warm für eine Wintersportstätte – zumindest, wenn man ihm dorthin folgt, wo er das „Herzstück der Anlage“ sieht. Zwei große Maschinen, die aussehen und sich auch anhören wie Motoren, verrichten dort ihren Dienst. Im Raum erzeugt das Wärme und Lärm. Die Eisfläche der Sendener Eislaufanlage „Illerau“ wäre jedoch ohne die beiden Kolbenhubverdichter ziemlich schnell geschmolzen, gerade an einem warmen Oktobertag wie diesem. Sie verdichten das im Kühlkreislauf teilweise verdampfte Ammoniak, bevor es in Kondensatoren wieder verflüssigt wird.

„Bis zu 20 Grad Celsius haben wir keine Probleme, das Eis zu halten“, sagt Juppe. Der Grund: Im Gegensatz zu anderen Eislaufanlagen ist die in Senden nicht in einer geschlossenen Halle. Sonne und vor allem der Wind haben also direkten Einfluss auf die Gegebenheiten auf der Eisfläche.

Eis immer in Top-Zustand

Seit 36 Jahren sorgt Juppe gemeinsam mit seinen Kollegen dafür, dass das Eis während der Saison, die Anfang des Monats begonnen hat, immer in Top-Zustand ist – ob während der allgemeinen Öffnungszeiten, bei Eishockeyspielen oder wie aktuell für das Training der Eiskunstläufer.

Ursprünglich ist der 59-jährige Eismeister gelernter Schlosser. „Ich bin eigentlich auch heute noch froh, dass ich den Beruf gelernt habe“, sagt er. Doch weiter ausüben wollte er ihn nicht. Da kam ein Inserat der Stadt Senden im Jahr 1989 gerade recht – obwohl Juppe damals noch überhaupt keine Berührungspunkte mit dem Eissport hatte. „Ich konnte nicht mal selber Eislaufen.“ Später spielte er dann sogar mal Eishockey – in einer Hobbymannschaft. „Zu mehr hat es dann natürlich nicht mehr gereicht.“ Mit dem EV Senden kam er als Betreuer und Sportlicher Leiter viel herum in den Eishallen Süddeutschlands. Das habe ihm auch für den Beruf die ein oder andere Erkenntnis gebracht. Heute begleitet Juppe seine Enkel zu ihren Eishockey-Spielen – sofern es der Schichtbetrieb zulässt. Nur jedes dritte Wochenende hat er frei. Denn in der Sendener Eislaufanlage ist täglich von morgens bis abends Betrieb: Eiskunstläufer, Eisstockschützen, Vereins- und Hobbymannschaften aus dem Eishockey – alle wollen untergebracht werden und reisen dafür teilweise auch aus der Biberacher oder Memminger Gegend an. „Wir sind komplett ausgebucht“, sagt Juppe.

Eismaschine der Kölner Haie

Die Kenntnisse aus seinem Ausbildungsberuf kann er übrigens auch noch oft gebrauchen: Besonders für die älteren Maschinen, etwa die Fräse, die die Eiskante entlang der Bande in Form hält, stellt er häufig selbst Ersatzteile her. Dafür steht im Raum mit den Kolbenverdichtern eigens eine Drehbank.

Ebenfalls regelmäßig gewartet werden will die Eismaschine – auch wenn die deutlich neuer ist als die Fräse. Vor drei Jahren hat die Stadt das gebrauchte „Mammoth“, Baujahr 2017, gekauft. Zuvor sorgte es bei den DEL-Profis der Kölner Haie für die richtige Spielfläche.

Jetzt fährt Aaron Berlinghof, den Juppe gerade in der Eislaufanlage einlernt, mit dem blauen Gerät aus der Garage. „Er wird quasi mein Nachfolger“, sagt Juppe. Berlinghof hat jüngst seine Ausbildung zur Fachkraft für Schwimm- und Bäderbetriebe im Sendener See- und Hallenbad abgeschlossen, wo die Eismeister außerhalb der Wintersaison arbeiten.

Während das Garagentor sich öffnet, gehen automatisch zwei Schranken nach unten, die den Laufweg zwischen Garage und Eisfläche absperren. Sobald Berlinghof mit der Maschine auf dem Eis ist, schließt Juppe das Tor wieder – denn an den Schranken haben sich schon Schlangen aus jungen Eiskunstläuferinnen gebildet.

Während sein Kollege auf dem Eis ist, erklärt Juppe den Prozess des Eismachens. Während etwa in Schwenningen bereits eine autarke Eismaschine unterwegs ist, wird in Senden alles noch per Hand gesteuert, sowohl die Messer, die die Oberfläche abhobeln als auch die Wasserzufuhr. Zweimal in der Woche wird dafür ein Eisdiagramm erstellt. An bestimmten Stellen auf der Eisfläche bohren die Eismeister dafür Löcher und messen die Dicke des Eises. „Entsprechend müssen wir dann reagieren.“

Der Beifahrersitz der Eismaschine ist heute von Maskottchen Manni belegt, einem Mammut. Öfter dürfen aber auch junge Gäste mitfahren, sofern sie nett fragen. „Das ist natürlich der Traum aller Kinder“, sagt Juppe.

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