23 Mitarbeitern gekündigt
Wirtschaft Der Blaubeurer Maschinenbauer Rehm Thermal Systems muss 23 Mitarbeitern kündigen. Wie es weitergeht und was die Politik tun könnte.
Insgesamt müssen 23 Mitarbeitende beim großen Blaubeurer Maschinenbauer Rehm Thermal Systems entlassen werden. Diese Entscheidung „ist eine der schwersten in der 35-jährigen Firmengeschichte“, heißt es in einer Stellungnahme des Unternehmens. „Die aktuelle Situation trifft insbesondere den Maschinenbau, die Automobilbranche und die Elektronikfertigung. Unsere Kernmärkte sind von schwacher Investitionsbereitschaft, geopolitischen Spannungen und zunehmenden Handelshemmnissen geprägt. Dies führt in Summe zu einem deutlich rückläufigen Auftragseingang“, erklärte Johannes Rehm, Geschäftsführer von Rehm Thermal Systems, auf Nachfrage.
Betroffen sind alle Abteilungen
Die aktuell schwierige Situation betreffe im Besonderen den Maschinenbau bei der Rehm Thermal Systems GmbH am Standort Blaubeuren – und dort gleichermaßen alle Abteilungen. Andere Teile der Rehm Group mit weltweit über 600 Mitarbeitern seien weniger tangiert. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen hätten sich im Maschinenbau deutlich verschlechtert, insbesondere durch die schwache Nachfrage aus dem deutschen und europäischen Markt. „Wir setzen alles daran, die Auswirkungen so gering wie möglich zu halten“, betonte der Geschäftsführer. Für die Mitarbeiter, deren Arbeitsverträge betriebsbedingt gekündigt wurden, waren die Nachrichten bedrückend. Aber auch bei anderen Mitarbeitern der Rehm-Unternehmensgruppe, die in Blaubeuren 380 Beschäftigte hat, ist die Verunsicherung groß. Einige erhielten die Information, dass sie nach zwölf Monaten in Kurzarbeit im neuen Jahr mindestens wieder drei Monate zur Arbeit sollen. Sie wissen aber nicht, ob dann genügend Aufträge vorhanden sind. Die Handhabung der Kurzarbeiterregelung durch die Behörden habe sich im Vergleich zur Corona-Pandemie deutlich verschärft, bedauert Rehm. In manchen Bereichen bei Rehm Thermal Systems sei die Einführung von Kurzarbeit ganz verwehrt worden. Der Handlungsspielraum der Arbeitgeber sei kleiner geworden und die finanzielle Entlastung durch staatliche Unterstützung falle erheblich geringer aus. Sozialversicherungsbeiträge und Lohnnebenkosten müssten komplett vom Unternehmen getragen werden, ohne staatliche Unterstützung. Diese zusätzliche Belastung sei für mittelständische Unternehmen langfristig kaum tragbar. „Das ist kaum nachvollziehbar – gerade die Kurzarbeit wurde doch geschaffen, um Arbeitsplätze zu erhalten“, heißt es aus der Unternehmensleitung. „Als Arbeitgeber leisten wir regelmäßig Beiträge zur Arbeitslosenversicherung und erwarten im Gegenzug Unterstützung in wirtschaftlich herausfordernden Phasen. Wenn Unternehmen diese Unterstützung nicht gewährt wird, werden betriebsbedingte Kündigungen unausweichlich.“
Rahmenbedingungen verbessern
Johannes Rehm hält die Politik an, den industriellen Mittelstand nicht weiter zu belasten, sondern gezielt zu stärken: „Wir appellieren eindringlich an die politischen Entscheidungsträger, die Rahmenbedingungen für den industriellen Mittelstand in Deutschland zu verbessern.“ Dieser Bereich leide aber weiterhin unter steigenden Kosten, zunehmender Bürokratie und mangelnder Investitionssicherheit. Viele von Rehms Kunden – insbesondere aus dem Automobilsektor – verlagerten ihre Aktivitäten zunehmend ins Ausland. „Diese Entwicklung zeigt sich auch in unserem Werk in China, wo wir aktuell ein Wachstum von über zehn Prozent verzeichnen“, teilt Johannes Rehm mit. Er bedauert das „Ende des Verbrennungsmotors“, denn damit wurde „eine bedeutende industrielle Kompetenz aufgegeben“. Im Bereich der Elektromobilität habe Europa seine führende Rolle weitgehend verloren.
„Sollte sich die wirtschaftliche Lage weiterhin nicht verbessern, werden auch wir gezwungen sein, unsere Belegschaft den aktuellen wirtschaftlichen Gegebenheiten anzupassen. Das bedeutet, dass zur Sicherung der Zukunft unseres Unternehmens möglicherweise weitere personelle Maßnahmen notwendig werden“, erläutert Johannes Rehm. Trotz der aktuellen Herausforderungen blickt der Geschäftsführer aber zuversichtlich in die Zukunft: „Wir sind überzeugt, dass wir mit vereinten Kräften gestärkt aus dieser schwierigen Phase hervorgehen werden“.