Ein Meilenstein in der Energiewende

  • Umweltministerin Thekla Walker (vordere Reihe links) und Mirjam Schöller nehmen symbolisch den Windpark Magolsheim ans Netz. Foto: Ralph Bausinger
  • Eine der sechs Windkraftanlagen vom Typ E-175 des deutschen Herstellers Enercon. Foto: .Ralph Bausinger

Münsingen Der Windpark Magolsheim hat offiziell den Betrieb aufgenommen. Sechs Windkraftanlagen können dort Strom für 46.000 Personen erzeugen. V

Es ist ein Meilenstein für die Energiewende in der Region und ein Vorzeigeprojekt, das bei seiner offiziellen Inbetriebnahme am Mittwochnachmittag in zahlreichen Grußworten gewürdigt wurde — unter anderem war Baden-Württembergs Umweltministerin Thekla Walker in den Münsinger Stadtteil gekommen. Die Schöller SI Erneuerbare GmbH hat gemeinsam mit zahlreichen Partnern in Magolsheim einen Windpark realisiert, der saubere Energie für Menschen in der Region liefern wird. Insgesamt sechs Windkraftanlagen erzeugen Strom für rund 46.000 Menschen pro Jahr und vermeiden dabei etwa 48.600 Tonnen CO₂ jährlich. Rund 90 Milionen Euro kostet das Projekt.

Die Umsetzung zeige, wie viel möglich sei, wenn Menschen an eine Idee glauben, sagte Mirjam Schöller, die gemeinsam mit Johannes Wild die Schöller SI Erneuerbare GmbH leitet, in der Begrüßung. Der Windpark Magolsheim sei mehr als ein Projekt. Er sei ein Symbol, dass Windenergie funktionieren kann, befand Mirjam Schöller, die allen am Projekt Beteiligten dankte: den Magolsheimern, der Stadt Münsingen, dem Landkreis, den Investoren und den an Planung und Bau beteiligten Unternehmen.

Ein guter Tag

Thekla Walter sprach von einem „guten Tag“ für das Land, aber auch für die Region. Um solche Energieprojekte vor Ort umzusetzen, bedürfe es, so die Ministerin, der Kooperation und großen Entschlossenheit. Baden-Württemberg, das ja nicht gerade zu den Klassenbesten in Sachen Windenergie gehöre, trete in eine neue Phase ein. Bis 2030 wolle „The Länd“  Windkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von 6,1 Gigawatt installieren, derzeit sind es 2,1 Gigawatt. „Es gibt keine günstigere Art, Energie zu erzeugen als Windenergie. Wir müssen alles tun, damit all das, was in der Pipeline steckt, realisiert werden kann“, betonte Walker, die auch schnellere und schlankere Genehmigungsverfahren in Aussicht stellte. Energie vor Ort zu erzeugen, sei auch wichtig für die Sicherheit des Landes und ein Standortvorteil für die Wirtschaft in der Region. Mit einer Genehmigungsdauer von 4,5 Monaten und einer Bauzeit von 19 Monaten sei Magolsheim künftig die Benchmark, an der sich andere Projekte messen lassen müssen. Regierungspräsident Klaus Tappeser hob positiv hervor, dass sich die Bürgerschaft finanziell am Windpark beteiligen kann. Mit Blick auf gerade einmal 166 Megawatt Leistung, die Windkraft im Regierungsbezirk Tübingen zur Stromerzeugung beisteuert, „müssen wir anfangen“. Er habe kein Verständnis für Lamentiererei.

Ausbau hat Fahrt aufgenommen

Dr. Ulrich Fiedler sieht den Landkreis auf einem guten Weg. Das Thema Windkraftausbau/Ausbau Erneuerbare Energien habe im Kreis Reutlingen an Fahrt aufgenommen, sagte der Landrat und verwies auf die Projekte Hohfleck in Sonnenbühl und den Windpark Gomadingen, die ebenfalls in den nächsten Monaten ans Netz gehen werden. Auch er lobte die gute Zusammenarbeit aller an diesem Windpark Beteiligten. Der Landkreis habe weitere Anlagen (Windkraft und Freiflächenphotovoltaik) in der Pipeline. Es reiche aber nicht, nur diese Anlagen zu errichten, gleichzeitig müssten die Stromnetze ertüchtigt werden, um die von großen wie kleinen Anlagen erzeugte Energie aufnehmen zu können. Das ist für Fiedler eine gemeinsame, gesamtgesellschaftliche Aufgabe.

Mit Blick auf die zurückliegenden Jahrzehnte sprach Mike Münzing von einer „stillen Revolution“. Als er Ende des vergangenen Jahrtausends den Satz gesagt habe —„ in Zeiten des Wandels bauen die einen Mauern, die anderen Windkraftanlagen“ — sei er zu einem Dienstgespräch mit seinem Vorgesetzten gebeten worden. Damals beherrschten vier große Unternehmen die gesamte deutsche Energieversorgung von Flensburg bis Oberbayern. Spätestens mit dem Überfall Russland auf die Ukraine habe sich die Frage nach der Energieversorgungssicherheit gestellt, die sich dezentral besser gewährleisten lasse.

Starkes Zeichen für Klimaschutz

Magolsheims Ortsvorsteher Andreas Dizinger wertet den Windpark als starkes Zeichen für Klimaschutz, Innovation und regionale Zusammenarbeit, von dem auch die Bürger profitieren können. Einen Seitenhieb auf die Dauer sonstiger Genehmigungsverfahren wollte sich Dizinger jedoch nicht verkneifen. Der Stadtteil warte schon viele Jahre darauf, dass der Radweg nach Münsingen genehmigt und gebaut werde.

Der Windpark Magolsheim sei die bundesweit erste Anlage, die mit den modernsten Enercon-Windturbinen ausgestattet sei, betonte Philipp Vohrer, Senior Director Public Affairs des in Aurich angesiedelten Unternehmens. Bereits 1300 Personen hätten den Windpark vor seiner Inbetriebnahme besichtigt.

„Unsere Mission ist, die Wertschöpfung in der Region zu behalten“, unterstrich Willi Schöller. Zudem kündigte der Gründer der Schöller-Firmengruppe weitere Windkraftprojekte auf der Schwäbischen Alb an.

NÄCHSTER ARTIKEL