Cohens Texte nach Hause bringen

  • Louisa Lyne & di Yiddishe Kapelye werden am 1. November im franz.K in Reutlingen auftreten. Foto: Peter Bothén

Jiddisch Louisa Lyne interpretiert die Texte von Leonard Cohen auf Jiddisch. Bald spielt sie im franz.K.

Reutlingen. Seit 2012 macht die Schwedin Louisa Lyne gemeinsam mit ihrer „Yiddishe Kapelye“ Folk- und Popmusik auf Jiddisch – und erhielt dafür zahlreiche Auszeichnungen. Am 1. November von 20 Uhr an wird die Sängerin mit ihrer Band im franz.K in Reutlingen auftreten, um dort das aktuelle Programm zu spielen: Darin interpretieren Lyne und ihre jiddische Kapelle das Werk Cohens auf jiddischer Sprache.

Es ist sehr spezifisch, was Sie machen – wie kamen Sie auf die Idee für das Cohen-Projekt?

Louisa Lyne Im Jahr 2024 wäre Cohen 90 Jahre alt geworden, wenn er noch leben würde. Anlässlich seines Geburtstags wollten wir etwas tun, um seiner zu gedenken: Wir kamen auf die Idee, seine Texte „nach Hause zu bringen“.

Wie war Cohens Verhältnis zur jiddischen Sprache?

Leonard Cohens Poesie und Lieder sind tief in seinem jüdischen Erbe verwurzelt. Er wurde in einem jüdischen Elternhaus geboren, und ich glaube, seine Eltern sprachen etwas Jiddisch. Er selbst wollte das wohl nie aktiv sprechen, er sagte immer, dass Englisch seine Sprache ist. Später wurde er dann Buddhist – er war jemand, der ständig suchte, der immer mehr über andere Kulturen erfahren wollte. Ich glaube, er war ein sehr neugieriger und wundervoller Mensch. Wenn man seine Texte liest, spürt man, dass seine Wurzeln im Jiddischen und im Judentum liegen. Man merkt oft, dass das Teil seiner Erziehung war.

Wie wird das Projekt aufgenommen?

Das Publikum hat mit Wärme und Enthusiasmus auf „Cohen in Yiddish“ reagiert – diese Arbeit hat ein sehr großes Publikum gefunden. Cohen hat so viele Fans. Sie lieben „Suzanne“ und seine anderen Klassiker. Wir spielen auch diese Klassiker – aber wir verbinden sie mit Cohens Wurzeln. Da entsteht eine Vertrautheit: Man erkennt die Lieder wieder, aber sie haben eine neue Tiefe. Ich erzähle dem Publikum auch etwas über den Hintergrund – das öffnet vieles.

Haben Sie ein Lieblingswerk von Cohen?

Das ist eine schwierige Frage. Ich liebe „Famous Blue Raincoat“ – es ist einfach so wunderschön geschrieben. Es ist ein Brief an einen Freund, in dem Cohen Liebe, Betrug und Vergebung thematisiert. Es ist ehrlich, klar, aber ohne Pathos. Ich liebe sowohl den Text als auch die Melodie. Aber er hat so vieles geschrieben, es ist schwer zu wählen. Cohen war ein Mensch, der immer relevant war. Seine Texte sind es bis heute.

Wie geht es bei Ihnen weiter?

Das ganze kommende Jahr über werden wir das Cohen-Projekt weiterführen – wir bringen es nach Kanada und treten dabei auch in seiner Heimatstadt Montreal auf. Hoffentlich werden wir im nächsten Jahr auch ein Album mit Cohen auf Jiddish herausbringen.

VORHERIGER ARTIKEL NÄCHSTER ARTIKEL