Wo der Herbst mit den schönsten Farben lockt

  • Am späten Nachmittag, wenn das letzte Sonnenlicht den Neuhäuser Weinberg streift, lohnt sich ein Spaziergang. Foto: Evelyn Rupprecht
  • Es ist Kastanienzeit: Das Sammlen ist allerdings nicht überall und auch nicht unbgrenzt erlaubt. Foto: Matthias Bein/dpa

Metzingen Warum sich gerade jetzt ein kleiner Ausflug in die Natur lohnt – und weshalb das Kastaniensammeln nicht immer überall erlaubt ist.

Mit Höchstgeschwindigkeit rasen die weiß-grauen Wolken über den ansonsten azurblauen Himmel. Es windet nicht nur, es stürmt. Das Laub am Weinberg raschelt, die Blätter wirbeln durch die Rebzeilen. Schöner könnte der Herbst nicht sein und die Farben, die er zu bieten hat, sind kaum zu toppen. Senfgelb, lindgrün und karminrot leuchtet die Natur. Kurzum: Es ist Zeit für einen Spaziergang oder eine kleine Wanderung, um zu genießen, was die dritte Jahreszeit zu bieten hat. Dass in der letzten Oktoberwoche Ferien sind, kommt da wie gerufen. Ein Familien-Ausflügle in die Weinberge oder die Metzinger Wälder drängt sich fast schon auf. Auch, weil in den Tagen rund um den 1. November noch einmal frühlingshafte, teils sonnige 16 Grad prognostiziert sind.

Der Metzinger und der Neuhäuser Weinberg sehen aus wie riesige bunte Fleckenteppiche. Fast jeder Wengert strahlt in einer anderen Farbe. Beinahe nahtlos und Ton in Ton gehen die Reben über in die Mischwald-Bäume auf den Gipfeln. Wer jetzt einen der Weinberge, vielleicht sogar beide, erkunden will, der startet am besten am sogenannten Grünen Häusle, das an der Steige nach Kohlberg steht. Von hier aus lässt es sich in groß-geschwungen Serpentinen auf- und abwärts gehen. Vorbei an uralten Trockenmauern und liebevoll gestalteten Wengerterhäuschen, an Bildern mit historischen Figuren und einem Klangspiel mit Überraschungseffekt. Wer ein bisschen Zeit investiert und genügend Elan hat, wird irgendwann das Naturfreundehaus Falkenberg erreichen, das mit gutbürgerlicher Kost aufwartet.

Lohnenswert ist auch ein Spaziergang, der in Neuhausen an der Äußeren Kelter beginnt. Wer oben am Hofbühlbrünnele ankommt, kann den „Becher des Pythagoras“ füllen, der nur bis zu einem gewissen Maß Wasser aufnimmt. Wird mehr hineingegossen, leert er sich wie von Zauberhand wieder komplett von selbst. Aber auch die Liegebänke, die in Richtung Dettingen und mit Blick auf das Roßfeld aufgestellt wurden, sind einen Abstecher wert. Vor allem dann, wenn die Sonne auf die Wiesen unterhalb des Hofbühl-Gipfels scheint.

Wunderbar wandern lässt es sich derweil auch in den Metzinger Wäldern. Hinter der Baumschule Handel entfaltet sich unweit des Wippbergs ein Wegenetz, das bis nach Reicheneck und Riederich führt. Die Herbstfarben, die die Baumreihen strahlen lassen, sind mindestens so beeindruckend wie das grün-weiße Meer, das sich hier Jahr für Jahr im April ausbreitet, wenn der Bärlauch blüht. Stundenlang lässt sich der Wald erkunden und wer seinen Rucksack entsprechend gefüllt hat, der tut gut daran, an der Grillstelle, die nur wenige hundert Meter vom Alfred-Barner-Stadion entfernt ist, eine Rast einzulegen und ein Feuerchen zu machen.

Der Wippberg mit seiner Umgebung ist freilich nicht das einzige Wanderziel, das derzeit mit einem wunderbar bunten Mischwald auftrumpfen kann. Auch auf der anderen Seite der Kelternstadt sind längere Spaziergänge ein Genuss. Bei Glems zum Beispiel kann man am Parkplatz des Sportheims zu einem Rundgang zum Hirschbrunnen starten und den Ausflug dann, je nach Laufrichtung, nach Glems oder zur Eninger Weide hin zu einer stattlichen Wanderung ausdehnen.

Ein Hingucker ist aber auch das Tiefenbachtal, das hinter dem Neuhäuser Ortsausgang beginnt. Wer an den Mehrfachschuppen hinter der B28-Brücke abbiegt, kommt vorbei an Obstwiesen und Schafweiden und landet irgendwann beim Stausee, der sich in einer kleinen und einer großen Tour umrunden lässt.

Wer sich auf eine der Herbst-Touren begibt, dürfte an zahlreichen Kastanienbäumen vorbeikommen. Was läge also näher, als die Früchtchen aufzusammeln? Das allerdings ist nicht immer und überall erlaubt. Was man darf und was man lieber sein lassen sollte, wird im Bundesnaturschutzgesetz geregelt. Dessen Paragraf 39 gibt vor, dass Kastanien nur „in geringen Mengen für den persönlichen Bedarf“ gesammelt werden dürfen. Als Maßstab für den persönlichen Bedarf muss die sogenannte Handstraußregel herhalten.

Die Regel besagt, dass jede Person so viel sammeln darf, wie zwischen Daumen und Zeigefinger passen. Erlaubt ist das allerdings nur in öffentlichen Bereichen und nicht auf Privatgrundstücken. Was auch für Walnüsse gilt, die Spaziergänger gerne mal in größeren Mengen aufheben und mitnehmen – weshalb immer mehr Nussbäume von Weidezäunen umgeben sind.

Das Tiefenbachtal bei Neuhausen wartet mit Obstwiesen und Schafweiden auf.

Die Liegebänke, die mit Blick aufs Roßfeld aufgestellt wurden, sind einen Abstecher wert.

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