Friedenspreis an Putin-Kritiker Karl Schlögel verliehen

  • Großer Applaus in der Paulskirche für Karl Schlögel. Foto: Hannes P. Albert/dpa

Frankfurt/Main. Der Osteuropa-Historiker Karl Schlögel ist in der Frankfurter Paulskirche mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels geehrt worden. In seiner Dankesrede rief der Putin-Kritiker die Deutschen dazu auf, von den Ukrainern zu lernen: „Sie kennen sich aus mit Verhaltenslehren des Widerstands und bringen den Europäern bei, was auf sie zukommt, wenn sie nicht endlich sich auf den Ernstfall vorbereiten.“

„Die Bürger und Bürgerinnen der Ukraine lehren uns, dass das, was geschieht, nicht Ukraine-Konflikt heißt, sondern Krieg. Sie helfen uns zu verstehen, mit wem wir es zu tun haben: mit einem Regime, das die Ukraine als unabhängigen Staat vernichten will und das Europa hasst“, sagte der 77-Jährige.

Der mit 25.000 Euro dotierte Friedenspreis wurde vor mehr als 700 Gästen zum Abschluss der Frankfurter Buchmesse übergeben, darunter Kulturstaatsminister Wolfram Weimer (CDU). Schlögel habe als einer der Ersten vor der aggressiven Expansionspolitik Putins gewarnt, heißt es in der Urkunde, die die scheidende Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Karin Schmidt-Friderichs, dem 77-Jährigen am Sonntag überreichte. „Seine Mahnung an uns: Ohne eine freie Ukraine kann es keinen Frieden in Europa geben.“

In ihrer Laudatio schilderte die ukrainisch-deutsche Schriftstellerin Katja Petrowskaja, wie sie Schlögel 2022, wenige Tage nach dem Angriff Russlands, auf einer Demo in Berlin traf, eingehüllt in eine ukrainische Flagge. „Ihre öffentliche Verzweiflung hat uns damals sehr geholfen, wie auch Ihre Fähigkeit, sich aufzurichten und weiterzumachen, trotz allem. Wir wussten: Wir sind nicht allein. Danke, dass Sie sich immer wieder zu Wort melden.“

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