Fünf Kandidaten, viele Visionen

  • Die Kandidaten von links: Frank Lindner, Daniel Friesch, Amtsinhaber Bernd Welser, Bernhard Frasl, Daniel Hentschel und Thorsten Feisthammel. Foto: Thomas Kiehl
  • Gespannt verfolgte das Publikum, wie sich die einzelnen Kandidaten präsentierten. Foto: Thomas Kiehl

Wahlkampf Im Dorfgemeinschaftshaus präsentierten sich die Anwärter auf das Bürgermeisteramt.

Bempflingen. Zwölf Minuten hatten die fünf Bürgermeisterkandidaten Frank Lindner, Thorsten Feisthammel, Bernhard Frasl, Daniel Hentschel und Daniel Friesch Zeit, sich vorzustellen. Amtsinhaber Bernd Welser überwachte die Minuten ganz genau mit Stoppuhr und goldener Klingel – die Rahmenbedingungen waren also klar, als Frank Lindner die Runde eröffnete.

Nach seiner Vorstellung betonte er, dass er (noch) nicht in Bempflingen wohnt und auch in keinem Verein Mitglied ist. Diesen Blick von außen sieht er als Stärke und nicht als Nachteil an. Weiterhin stellte er seine jahrelange kommunalpolitische Erfahrung hervor sowie seine Berufserfahrung im Rathaus und im kommunalen Finanzwesen, für das er aktuell im Stuttgarter Hochbauamt verantwortlich ist. „Das ist mein Alleinstellungsmerkmal“, so der Großbettlinger, der aktuell in Hülben lebt. Er wisse, was zu tun ist, um an Fördertöpfe zu kommen und wie ein Rathaus funktioniert. „Es geht darum, rechtliche Spielräume zu kennen und diese zu nutzen“, zudem sei es in Zukunft in Bezug auf angespannte finanzielle Zeiten der Kommunen wichtig, Förderprogramme zu kennen und nutzen zu können. Eine interkommunale Zusammenarbeit ist ihm wichtig, um Projekte gemeinsam zu stemmen, die alleine schwer möglich sind, wie in der beim Bürgerbus oder der Nahversorgung. Er sehe sich seiner Gemeinde gegenüber als Dienstleister von ganzem Herzen.

Gemeinde hat noch Potenzial

Der Zweite, der sich vorstellte, war Thorsten Feisthammel. Er wolle nicht irgendwo Bürgermeister werden, sondern nur in Bempflingen, es sei ihm eine Herzensangelegenheit. Er ist überzeugt davon, dass man tief im Ort verbunden sein müsse, um diesen Job zu machen, zudem strebt er mehr als eine Amtsperiode an. Eine Verwaltung sei kein Selbstzweck, betonte er, sondern müsse den Menschen dienen. Das könne man lernen, sagte er in Bezug auf seinen Hintergrund als Filialleiter, „und ich will es.“ Trotz knapper Kassen will er nicht aufhören, die Gemeinde weiterzuentwickeln: „Nicht nur verwalten, sondern verantwortungsvoll gestalten.“ Ihm sind gemeinsame Veranstaltungen der Vereine wichtig, zusätzlich will er die Kelter wiederbeleben, einen mobilen Metzger nach Bempflingen holen, neue Bau- und Gewerbegebiete erschließen, eine monatliche Bürgersprechstunde mit ihm als Bürgermeister anbieten und jederzeit die Ideen jedes Einzelnen ernst nehmen: „Ich trete an, weil ich glaube, dass unsere Gemeinde noch viel Potenzial hat.“

Bernhard Frasl setzt vor allem auf persönliche Kontakte, diese machten die Kommunalpolitik aus, sagte er. „Ich denke an die Menschen, die hier leben“, so der Bempflinger. „Ich habe diesen Ort wachsen und sich entwickeln sehen.“ Frasl will die Stärken der Gemeinde weiter ausbauen und ist sich dessen bewusst, dass er als Quereinsteiger (noch) kein Verwaltungsprofi ist. Kann das klappen? „Klar“, betont er selbstbewusst. Das Rathaus könne man mit einem starken Team der Verwaltung gut führen. Eine offene Fehlerkultur möchte er als Rathauschef pflegen: Aus ihnen lernen, statt sie zu vertuschen. Um der kommenden angespannten Finanzlage begegnen zu können, will er klug gegensteuern durch neue Einnahmen, wie durch Neubaugebiete oder neue Unternehmen. Er möchte einen Wochenmarkt etablieren, ein „Fleckafest“, eine Bürgersprechstunde. Für leerstehende Gebäude könnte er sich unter anderem Pop-Up-Läden vorstellen, aber besonders wichtig ist ihm Glaubwürdigkeit: Bernhard Frasl möchte nichts versprechen, was er nicht halten kann.

„Wie soll der neue Bürgermeister von Bempflingen sein?“, fragte Bewerber Daniel Hentschel das Publikum. Es gehe darum, die Gemeinde, dieses Zuhause, in die Zukunft zu führen und dabei trotz aller Veränderungen den Charakter der Kommune behalten. Beruflich beschäftige er sich viel mit Veränderungsprozessen, so Hentschel, und damit, diese Veränderungen positiv zu nutzen. Die Devise müsse lauten: Ermöglichen, statt bremsen. Der 35-Jährige betont mehrfach, dass er in Bempflingen aufgewachsen ist und sich dadurch verbunden zum Dorf fühlt. Er findet, dass ein Bürgermeister unabhängig, parteilos, heimatverbunden, führungskompetent und lösungsorientiert sein muss. Daniel Hentschel will sich für die Schaffung von Wohnraum einsetzen, die Nahversorgung fördern und die Infrastruktur stärken sowie das Ehrenamt und die Vereine am Leben erhalten. Der neue Bürgermeister muss das Herz eines Bempflingers haben, schließt er seine Ausführungen ab, bevor die Redezeit vorbei ist.

Stausee als Prestigeprojekt

Der Letzte im Bunde war der „kurz-vor-knapp-Bewerber“ Daniel Friesch. Der 28-Jährige tritt für „Die Partei“ an, die bei ihrer politischen Arbeit auf satirische Mittel setzt. Nachdem er sich am Rednerpult ein Bier geöffnet hatte, gab er seiner Verwunderung darüber zum Ausdruck, dass das Publikum nach den anderen Reden noch da sei. Er habe sich notiert, was in den Flyern seiner Konkurrenten stehe und sei nur auf Worthülsen gestoßen, daher sehe er sich nicht im Nachteil damit, selbst keine Flyer zu haben. „Bempflingen braucht einen Stausee“, ist sich Friesch sicher. Das Publikum johlt und applaudiert, während er die Vorteile des Sees ausführt. Es gebe ökologische Vorteile, mehr Artenvielfalt (zum Beispiel durch die Ansiedelung des Teichrohrsängers), zudem eine erhöhte Lebensqualität durch den Badesee und wirtschaftliche Vorteile. Das Dorfgemeinschaftshaus soll den Badegästen mit Gastronomie dienen. Einziger Nachteil: Die Kleinbettlinger müssten über Riederich nach Bempflingen fahren, was man allerdings mit einem Fährbetrieb umgehen könnte.

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