Industrie-Charme trifft Gastro-Ideen
Dettingen Der Ort ist um einen Biergarten reicher. Mitten im Herbst? Ja, denn das neue Freiluft-Lokal auf dem Eisenlohr-Areal ist eben fertig geworden. Das feiern die Betreiber heute mit einem Oktober-Hock.
Zwischen den rotbraunen Backsteinmauern aus der Gründerzeit haben hölzerne Möbelgarnituren Einzug gehalten: Blumen stehen auf den Tischen, bunte Sitzpolster liegen auf den Stühlen. Mitten auf dem Gelände des neuen Freiluft-Lokals steht ein edler Billardtisch bereit, hinten an der Erms ein riesiger Grillsmoker mit Ofenrohr. Aber der Clou: Die ehemalige Trafo-Station der einstigen Eisenlohrschen Fabriken ist in eine Miniküche umgebaut worden – mit Öffnungsluke und Theke, die der Selbstbedienung der Gäste dient.
Historisches Industrieambiente trifft auf modernes Gastro-Konzept. So lässt sich umschreiben, was die Initiatoren Robin Osislo und Frank Saier aus dem markantesten und bekanntesten Fabrikgelände in der Dettinger Ortsmitte gemacht haben. Das Areal der Firma Eisenlohr ist heute bekanntlich ein Wohnpark mit 67 Appartements. Doch ganz am Ende des Geländes, zwischen dem unteren Backhaus und der alten Fabrikhalle, ist in den vergangenen Monaten ein neuer Biergarten mitsamt Event-Gastronomie entstanden. Just da, wo viele Jahre die Webereimaschinen der Firma Eisenlohr ratterten und später die Kunststoffspezialisten der Firma Uniplast ihre Becher produzierten, dürfen Gäste nun zusammen kommen, schlemmen und entspannen. Und just da, wo in der Frühzeit der Industrialisierung Generationen von Dettingern, Metzingern und Urachern mit harter Arbeit ihre Brötchen verdienten, wird am heutigen Samstag ab 15 Uhr mit einem Oktober-Hock die offizielle Eröffnung der neuen Outdoor-Location begangen.
Zur Feier des Tages brutzeln die Veranstalter Spanferkel (gibt es im Brötchen), Steaks und Rote auf dem Grill. Außerdem gibt es Zwiebelkuchen sowie Crêpes, Popcorn und Zuckerwatte für den süßen Zahn. Für die Kleinen ist ebenfalls einiges geboten – unter anderem dürfen die Kinder in einer Mini-Lokomotive Platz nehmen, die über das Gelände schnauft. Wer Lust hat, der kann am edlen in Italien gefertigten Billardtisch eine Runde spielen. Ein Angebot, das die Betreiber machen, um eine Nische auch für jüngere Leute zu bieten, wie sie sagen.
Egal welchen Alters – wie sehr die Ermstäler sich noch verbunden fühlen mit dem Gelände direkt, das erlebt Robin Osislo immer wieder. „Fast täglich kommen Leute vorbei, die entweder die Fabrik gut kannten oder früher im Backhaus ihr Brot gebacken haben“, erzählt der 27-Jährige. Ein gutes Omen. Denn auch das mittlerweile still gelegte Backhaus spielt eine wichtige Rolle in den Plänen des gebürtigen Bad Urachers: Osilo, der momentan noch in Dottingen wohnt, hat das Häusle in Erbpacht von der Gemeinde übernommen.
Er will sich dort eine Wohnung einbauen und den Ofen (er muss erhalten bleiben) immer wieder für Veranstaltungen nützen. Anfang des Jahres war der Jung-Unternehmer mit seinen Ideen im Gemeinderat vorstellig worden (wir haben berichtet). Geht es nach ihm, soll das untere Backhaus ein Treffpunkt bleiben. Der Eventmanager plant die Gründung eines Kulturvereins, der das historische Gebäude einerseits bewahrt, andererseits zu einem „Ort der Begegnung und Kultur“ macht.
Herzstück des Konzepts ist aber der neue Biergarten. Entstanden ist der auf dem Gelände von Robin Osilos Geschäftspartner Frank Saier. Die beiden betreiben gemeinsam eine Eventagentur – darüber hinaus vermietet Frank Saier mit seiner Frau zehn kreativ renovierte und stylisch eingerichtete Appartements direkt neben dem Lokal. Ein Umstand, der sich ebenfalls ins große Ganze fügt: Die Außen-Gastronomie steht auch für Hochzeiten und andere Feiern bereit. „Damit können wir dann auch Übernachtungen anbieten.“
Das „Fabrikle“ ist bereits vor seiner Fertigstellung mehrfach zur Frischluft-Wirtschaft geworden. Unter anderem feierten die Betreiber am 24. Dezember den „Heiligen Morgen“, und auch am Vatertag gab’s ein Fest. „Die Resonanz war jedes Mal enorm“, freut sich Robin Osislo über die vielen Gäste. Und er hofft, dass die neue Dettinger Gastro-Adresse weiterhin so gut angenommen wird. Regelmäßig geöffnet ist das Außenlokal nach dem Herbstevent allerdings erst von Mai kommenden Jahres an.
Dann soll’s jedes Wochenende kleine Speisen und Getränke geben. Allerdings nicht länger als 22 Uhr – auch die mögliche Lärmbelästigung für die Nachbarn an der Fabrikstraße war ein Thema im Gemeinderat.
Bislang habe es damit aber keine größeren Probleme gegeben, erklärt Robin Osislo. „Wir legen Wert auf ein gutes Miteinander, die Anlieger werden vor den Veranstaltungen informiert und eingeladen.“
Offen seien die beiden Eventmacher auch für neue Ideen und Kooperationen mit anderen Gastronomen und Veranstaltern.