Erntedank- und Kelterfest lockt Besucher an
Glaube Die historische Kelter in Grafenberg stand neben dem Gottesdienst im Mittelpunkt des Interesses.
Grafenberg. Das Kelterfest in Grafenberg ist gleichzeitig auch das Erntedankfest und beginnt mit einem ökumenischen Gottesdienst in dem historischen Gebäude. Dieses Mal war der neue katholische Pfarrer, Marco Antonio Rodriguez Rivas, dabei, der aus Venezuela stammt und einen weiteren Grund zum Feiern hatte, denn er freut sich über den Friedensnobelpreis für seine Landsfrau María Corina Machado.
Das evangelische Pfarrerehepaar Hannah und Raphael Häfele machte bewusst, wie großzügig Gott die Menschen mit seiner Schöpfung versorgt: „Das wird in der Ernte besonders sichtbar.“ Warum nicht nur Früchte und Gemüse aus Dankbarkeit für die Ernte als Gaben für den großen Erntedankaltar gebracht wurden, sondern zum Beispiel auch Duschgel, erklärten sie damit, dass alles geteilt werden solle, da alle Kinder Gottes sind, aber nicht alle alles zur Verfügung haben. Wer abgebe, statt für sich zu behalten, habe ein anderes Bewusstsein vom Leben, so die Geistlichen in Bezug darauf, dass das Leben aus Gottes Hand kommt.
Die Erntedankspenden sind für den Metzinger Tafelladen bestimmt, in dem Menschen einkaufen, denen Geld für das Notwendigste fehlt. Für manche gelte Deutschland als verheißenes Land, weil es ein reiches Land sei, so der Pfarrer.
Die Rienzbühl-Kindergartenkinder brachten die Fülle der Gaben in ihren Körben und stellten diese vor den Altar, sangen dazu und beteten mit.
Nach dem Segen durch die Pfarrer hatten alle Gelegenheit, sich die Ausstellung zum Thema „550 Jahre Grafenberger Kelter“ und Informationen zum Weinbau anzuschauen und im Anschluss gemeinsam zu essen und miteinander zu reden.
So kamen manche Geschichten zur bisherigen Nutzung der Kelter in Erinnerung, die in einer Urkunde von 1475 erstmals erwähnt wurde. Anlass damals war der Verkauf eines Weinbergs bei der Kelter. Der erste Kelterbaum wurde 1525 bis 1528 in Betrieb genommen, kurze Zeit später wurde ein zweiter erforderlich.
1687 wurde die Kelter in der heutigen Größe neu gebaut. Im 19. Jahrhundert wurde der Weinbau durch Klimaverschlechterung und Schädlingsbefall reduziert. 1913 führte ein starker Frost dazu, dass bis auf fünf alle anderen Weinberge aufgegeben wurden und Obstwiesen die Weinberge ersetzten.
Ab 1920 wurde die Kelter vielfältig genutzt – als Lagerraum, Turnhalle, Schule, Wohnraum für Heimatvertriebene. Als Spinnerei und auch als Bauhof. Im Jahr 1994 gründete sich dann der Arbeitskreis Kelter – mit dem Ziel, das historische Gebäude zu einem Veranstaltungsort umzubauen. Viel Eigenleistung und Spenden trugen schließlich dazu bei, dass sie nach dem Umbau im Jahr 2002 endlich eingeweiht werden konnte.