Gaspreise bei der EED bleiben stabil

  • Für Gas müssen Verbraucher bundesweit tiefer in die Tasche greifen. Foto: Wolfilser/stock.adobe.com
  • Felix Schiffner (links) und Knut Bacher, beide Geschäftsführer der Ermstal-Energie. Christina Hölz

Dettingen Die Ermsgemeinde sorgt für Schlagzeilen im Boulevardmedium „Bild“. Beim Energieversorger EED sollen die Gaspreise bundesweit am meisten gestiegen sein. Was ist dran am Kostenschock?

Die Schlagzeilen haben es in sich, und sie verunsichern täglich viele Verbraucher im ganzen Ermstal: „Preisschock für Millionen Gaskunden“ titelt etwa das Boulevardmedium „Bild“, während das Nachrichtenmagazin „Focus“ rechnet: „Gas-Gebühren knallen um 56 Prozent rauf.“ Auch andere Zeitungen operieren mit Überschriften wie „Millionen Deutsche müssen hunderte von Euro mehr fürs Heizen zahlen“. Und das in Zeiten von Teuerungsraten und Konjunkturkrise.

Worum geht’s? Genau genommen um den Anstieg der Gasnetzgebühren. Diese Gasnetzentgelte sind einer, aber nicht der allein ausschlaggebende Posten in der Kalkulation des Gaspreises. Und sie sollen in diesem Winter bundesweit „explodieren“, wie auch Verbraucherportale berichten. Experten führen das Ganze auf geänderte Abschreibungsregeln für Investitionen in das Gasnetz zurück. Fakt ist auch, die Netzentgelte variieren von Region zu Region. Im Osten sind sie aktuell an niedrigsten, in Baden-Württemberg bezahlen Verbraucher momentan am meisten.

Das erklärt, weshalb verschiedene Medien zu den Kostendebatten Karten und Listen mit den Namen der Orte liefern, in denen die Gaspreise bundesweit am höchsten sein sollen. Just ganz oben auf der Liste: Dettingen. Dort sollen die Kunden des örtlichen Versorgers Ermstal-Energie (EED) besonders tief in die Tasche greifen müssen.

Was ist dran an diesen Schreckensmeldungen, fragen wir Knut Bacher und Felix Schiffner, die beiden Geschäftsführer der EED. Zunächst: Ja, auch bei der Ermstal-Energie steigen die Gasnetzentgelte, und das hat mehrere Gründe, betonen die Verantwortlichen. Zum einen will die Bundesregierung nach dem Aus für Kohle und Kernkraft schon 2040 auch kein Gas mehr in Deutschland verbrennen. Das heißt, bis dahin soll auch in Dettingen kein Gas mehr durch die Leitungen transportiert werden, das Heizen auf diesem Weg nicht mehr möglich sein. Gleichzeitig besteht die Möglichkeit, das Gasnetz bis ins Jahr 2040 abzuschreiben, wovon auch die EED Gebrauch machen wolle, erklärt Knut Bacher, der für die kaufmännischen Belange bei der EED verantwortlich zeichnet. Und zum anderen entscheiden sich auch in der Ermsgemeinde, wie überall, immer mehr Verbraucher für alternative Wärmequellen, etwa die Wärmepumpe. Das heißt: Immer weniger Haushalte müssen die Kosten tragen, die für das Gasnetz anfallen, kommt der technische Geschäftsführer Felix Schiffner auf einen weiteren Grund für den Anstieg der Netzgebühren zu sprechen.

Aber bedeutet das auch, dass Verbraucher in Dettingen nun grundsätzlich mehr für ihre warme Stube bezahlen müssen? Nein, betonen beiden Chefs des örtlichen Versorgers unisono. „Für die Kunden der Ermstal-Energie bleiben die Gaspreise in der laufenden Heizperiode stabil.“ Teurer wird der Winter möglicherweise für Verbraucher, die ihr Gas über das Netz der EED beziehen, jedoch nicht direkt über das besagte Energieversorgungsunternehmen. Knut Bacher begründet diese Preisstabilität mit einer vorausschauenden Einkaufspolitik der Ermstal-Energie Dettingen: „Wir haben durch eine frühzeitige, langfristige Beschaffung einzelne Preisbestandteile abfedern und ein Stück Preissicherheit bieten können.“

Will heißen: für etwa 70 Prozent der Haushalte in Dettingen, so viele sind Kunden beim örtlichen Versorger, sind das gute Nachrichten, die in Deutschlands größtem Boulevardmedium verbreiteten Kostenschockmeldungen betreffen sie nicht. Anders könnte es bei 30 Prozent Verbrauchern aussehen, die durch Fremdhändler versorgt werden, relativieren Schiffner und Bacher. Denn unbestritten bleibt: Bei der EED steigen die Netzentgelte erklecklich, da liegen viele Berichterstatter richtig. „Wir haben ein sehr junges Netz und können noch einiges abschreiben“, so Schiffner.

Was diese Erhöhung angeht, verweisen die beiden Geschäftsführer allerdings auf große Investitionen in das Netz des Versorgers. Aktuelles Mammutprojekt: Momentan erneuert die EED, wie mehrfach berichtet, eine 100 Jahre alte Gashochdruckleitung, die noch aus der Zeit stammt, als die Versorgung mit dem fossilen Brennstoff in der Anfangsphase steckte.

Die Arbeiten in der Karlstraße dauerten sieben Monate und sind dort jetzt zwar abgeschlossen – weiter geht es aber in der Uracher Straße, vorbei an der Firma Knauer, bis hin zum Dettinger Ortsende. „Wir haben geprüft, ob Dettingen auf diese Leitung verzichten kann“, sagt Felix Schiffner – aber das Ergebnis sei eindeutig. So marode war die Pipeline, dass einzelne kleinere Abschnitte bereits außer Betrieb genommen wurden.

„Diese Investition in das Gasnetz ist unumgänglich, auch wenn die Versorgung mit fossilem Erdgas bald enden wird“, erklärt auch Knut Bacher. Das Geld ist aber nicht kurzfristig angelegt, denn die neue Leitung wird künftig auch Wasserstoff transportieren können.

Wir können auf diese Leitung nicht verzichten

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