Protestzug durch die Innenstadt

  • Eine Teilnehmerin der Demo am Wochenende in Reutlingen. Foto: Mathias Grimm

Gesellschaft Kritikerinnen und Kritiker der Regierung zogen am Samstag durch die Innenstadt. Das Polizeiaufgebot war groß.

Reutlingen. Fahnen mit Friedenstauben und Deutschlandfarben, ein Mann im Superman-Kostüm, ein anderer mit Bundeswehrhelm – so zeigte sich ein Protestzug der Initiative „ichmachdanichtmit“ am Wochenende in der Innenstadt. Rund 300 Menschen nahmen laut Polizei teil, weniger als 100 beteiligten sich an einer Gegendemonstration.

Die Gruppe, die bereits seit der Coronapandemie in Reutlingen Demonstrationen anmeldet, wollte ihren Unmut kundtun wegen eines angeblichen Überwachungsstaates, der aus Sicht der Teilnehmenden drohenden Abschaffung des Bargelds und wegen Waffenlieferungen in die Ukraine. Die Polizei war mit einem Großaufgebot in der gesamten Innenstadt vertreten, darunter auch eine Reiterstaffel. Beide Kundgebungen verliefen laut Polizei friedlich und wurden zeitlich sowie räumlich getrennt.

Bei früheren Protesten der Szene in Reutlingen hatten sich – abseits der AfD-Beteiligung – einzelne Rechtsextreme unter die Teilnehmenden gemischt. Das Organisationsteam hatte daraufhin erklärt, künftig aktiver auf den Ausschluss solcher Teilnehmer hinzuwirken. Beim Protestmarsch am Wochenende fiel lediglich ein Mann mit einem Shirt der rechtsextremen Partei „Freie Sachsen“ auf (entsprechendes Bildmaterial liegt der SÜDWEST PRESSE vor).

Im Vorfeld hatte außerdem Christoph Barth, ein zentraler Akteur der verschwörungsideologischen Szene im Rhein-Main-Gebiet, für die Veranstaltung geworben. Seit Beginn der Coronapandemie organisierte er Kundgebungen und Proteste gegen staatliche Maßnahmen und etablierte Medien. Mit der von ihm verantworteten „Bürgerzeitung Klartext“ schuf er ein Sprachrohr für ein Milieu, das sich selbst als basisdemokratisch und regierungskritisch versteht, tatsächlich jedoch häufig rechtspopulistische und verschwörungstheoretische Narrative verbreitet. Die Zeitung wurde am Samstag auch in Reutlingen verteilt, wo Barth ein lokales Medienhaus wegen „einseitiger Berichterstattung“ kritisierte. Der Reutlinger AfD-Stadtrat Hansjörg Schrade, der in der Vergangenheit in zweiter Instanz wegen Volksverhetzung verurteilt wurde, nahm ebenfalls an der Veranstaltung teil.

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