Brücken bauen in die Arbeitswelt
Arbeit Immer wieder schaffen Beschäftigte aus den Werkstätten der Bruderhaus Diakonie den Sprung in die Arbeitswelt.
Kreis Reutlingen. Menschen mit geistiger Behinderung oder psychischer Erkrankung haben laut Behindertenrechtskonvention ein Recht auf Arbeit. Überwiegend sind sie in Werkstätten tätig – mit der Möglichkeit, sich dort auch zurückzuziehen, wenn es die Gesundheit erfordert. Streben sie einen Job auf dem ersten Arbeitsmarkt an, hilft ihnen in der BruderhausDiakonie ein Jobcoach aus dem Angebot Betriebsintegrierte Arbeit und Bildung, kurz BiA.
Bei einem Praktikum in einem Unternehmen können sich Arbeitnehmer und Job-Interessierte zunächst kennenlernen und die Zusammenarbeit testen. Jobcoaches begleiten diesen Schritt. Sie bereiten Beschäftigte, die sich eignen, auf das Praktikum vor und unterstützen bei der Gestaltung des Praktikumsplatztes. War das Probearbeiten für beide Seiten erfolgreich, kann eine langfristige Beschäftigung folgen, auch tageweise. Seit der Einführung im Jahr 2011 kam es im Landkreis Reutlingen zu mehr als 500 BiA-Praktika. Über 50 Personen gelang der Sprung auf den allgemeinen Arbeitsmarkt. Jedes zehnte Praktikum führte somit zu einem sozialversicherungspflichtigen Arbeits- oder Ausbildungsverhältnis.
„Die individuelle Weiterentwicklung unserer Beschäftigten steht bei BiA im Vordergrund“, sagt Michael Schröter, Teamleiter Betriebsintegriertes Arbeiten der BruderhausDiakonie Region Reutlingen. „Wir bedanken uns bei den Betrieben, die ein Arbeitsumfeld schaffen, in dem unsere Praktikantinnen und Praktikanten im Betrieb Fuß fassen können. Manchmal werden dafür extra Abläufe geändert oder Aufgaben anders verteilt. Das ist nicht selbstverständlich. Uns ist klar, dass wir alle in diesem Prozess stark gefordert sind.“ Dank dieses Modells können Menschen mit Handicap ihre beruflichen Interessen identifizieren, Berufe und Tätigkeiten auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt kennenlernen und sich ihren Fähigkeiten entsprechend qualifizieren. Unternehmen können Menschen mit geistiger Behinderung oder psychischer Erkrankung als Mitarbeitende kennenlernen und im besten Fall langfristig eine Stelle besetzen. Doch nicht jedes Praktikum führt automatisch zum Traumjob. Die Erfahrungen, die am jeweiligen Arbeitsplatz gemacht werden, sind dennoch für die Beschäftigten wichtig, denn sie führen in jedem Fall zu einem Erkenntnisgewinn: Persönliche Stärken und Schwächen werden deutlich und eine realistische Einschätzung der eigenen Fähigkeiten wird möglich.
Unternehmen wenden sich bei Interesse an Michael Schröter, E-Mail an bia@bruderhausdiakonie.de oder telefonisch unter 0151 53834217.