Ärger wegen verkürzter Zeiten

  • Die Kindergarteneltern wurden kurzfristig informiert und fühlen sich „vor den Kopf gestoßen“. Foto: Arne Dedert/dpa

Kita Aufgebrachte Kindergarteneltern aus Wankheim eröffneten am Mittwoch die Kusterdinger Gemeinderatssitzung.

Kusterdingen. Die Nachricht von verkürzten Öffnungszeiten im Kindergarten Regenbogen in Wankheim erreichte die Eltern am Gründonnerstag. „Wir hatten nur drei Tage Zeit, das mit unseren Arbeitgebern zu besprechen“, eröffnete der Elternbeirat die Einwohner- und Jugendfragestunde am Mittwochabend im Gemeinderat. Ganztagskinder müssen nun um 15.30 Uhr statt um 17 Uhr abgeholt werden. Alle anderen um 13 Uhr (zuvor gab es zwei Abholtermine, 12.30 Uhr und 13.30 Uhr). Insgesamt haben sich die Betreuungszeiten von 47 auf 41 Stunden reduziert. „Vor den Kopf gestoßen“, haben sich die Eltern gefühlt. Laut Satzung müsse der Elternbeirat gehört werden. „Wir wurden aber nicht angehört.“

Der Grund für die Reduzierung der Betreuungszeiten seien gesetzliche Vorgaben, erklärte Bürgermeister Jürgen Soltau. „Es bleibt uns nichts anderes übrig, wenn der Mindestbetreuungsschlüssel nicht eingehalten werden kann.“ Um Fachkräfte zu akquirieren, mache die Gemeinde überdurchschnittlich viel. „Wir greifen auch seit Jahren auf teure Zeitarbeitskräfte zurück“, sagte der Bürgermeister.

„Wir müssen aber arbeiten“, machten die Eltern ihre Situation deutlich. Warum nicht mehr fachfremde Betreuungskräfte eingesetzt werden? „Wir können nicht einfach querbeet einstellen“, sagte Hauptamtsleiterin Claudia Marinic. Nicht nur gute Erfahrung habe die Gemeinde mit branchenfremden Personen gemacht. „Wir brauchen auch Fachkräfte.“

Warum ein neues Kinderhaus in Kusterdingen hinstellen, wenn man in Wankheim nicht genügend Personal hat, wollte eine Mutter wissen. Die Fluktuation im Kindergarten Regenbogen sei groß. Der Vorwurf: Die Gemeinde engagiere sich nicht genug, um die Arbeitsbedingungen attraktiv zu gestalten. „Das ist jetzt nicht der richtige Rahmen“, sagt Soltau. Eine lange Tagesordnung stand dem Gemeinderat noch bevor. Mitte Mai soll es weitere Gespräche geben.

Rüge für den Verwaltungschef

Fast übergangslos gingen die Vorwürfe weiter, von Seiten des CDU-Gemeinderatsmitglieds Jens Deichmann. Dabei ging es um einen Antrag von CDU/Neue Liste/SPD zur „Umsetzung eines Maßnahmenpakets zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Gemeindeverwaltung Kusterdingen“. Damit die Gemeindeverwaltung als Arbeitgeberin im Wettbewerb um Fachkräfte bestehen könne, empfiehlt das Strategiepapier flexiblere Arbeitszeiten, eine strategische Personalplanung und moderne Führungsansätze. Deichmann sieht Missstände in der Verwaltung und macht Bürgermeister Jürgen Soltau dafür verantwortlich. Der wollte sich die Rüge von Deichmann in einer öffentlichen Sitzung nicht gefallen lassen: „Sie haben von Tuten und Blasen keine Ahnung und äußern sich so negativ über unsere Verwaltung“.

Haushalt: Wo soll man sparen?

Beim Tagesordnungspunkt „Haushalt 2025 – globale Minderausgabe“ präsentierte Soltau eine lange Liste mit Sparvorschlägen. Den Antrag dafür hatte Josef Göppert (Härtenliste) in der Gemeinderatssitzung am 19. März eingebracht –  demnach muss die Verwaltung 325.000 Euro einsparen. „Ein Signal für einen sparsamen Haushalt“ wollte Göppert damit setzen. Soltau bat darum, sich die Positionen genauer anzusehen – darunter Gemeinderatsausflug, Weihnachtsessen und Sportlerehrung „Jetzt ist die Gelegenheit, Änderungen vorzunehmen“, so sein Appell. „Ich bin nicht zufrieden“, sagte Siegfried Maier (FWV), „ich hätte andere Positionen gewählt“. Die Verantwortung für die Kürzungen sahen Maier und Elvira Hornung (FWV) beim Rathauschef. Soltau sagte zum Gremium: „Sie haben aber formal beschlossen, dass Sie beschließen wollen.“ Das Gremium nahm die Streichungen lediglich zur Kenntnis.

Für Unmut sorgte auch der Gabelstapler beim Bauhof. Eine solch lange Mängelliste habe er noch nie gesehen, sagte Maier und kritisierte sowohl den Bauhofleiter Sascha Nill (nicht anwesend) als auch den Rathauschef. „Bürgermeister-Bashing ist wohl in Mode, jetzt auch in Kusterdingen“, sagte Soltau. Das Gremium beschloss die Beschaffung eines neuen Gabelstaplers für 22.000 Euro. Dafür soll ein alter Lastwagen verkauft werden.

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