Wirbel um rechtslastige Buchmesse

  • Das „Wir“- Festival ist als Gegenstück zur Messe „SeitenWechsel“ gedacht. Foto: Sebastian Willnow/dpa

Literatur Rund 100 Aussteller werden in Halle erwartet, einige davon mit klarer politischer Ausrichtung.

Halle. Die für dieses Wochenende geplante Buchmesse „SeitenWechsel“ in Halle verursacht Wirbel: Rund 100 Aussteller präsentieren sich auf dem Messegelände der Stadt, darunter etwa der Verlag Antaios, der seit 2024 vom Verfassungsschutz als „gesichert rechtsextrem“ eingestuft wird.

„SeitenWechsel“ wurde von der Dresdner Buchhändlerin und Verlegerin Susanne Dagen ins Leben gerufen. Sie bezeichnet die Veranstaltung als „geistige Notwehr“, da aus ihrer Sicht vor allem die großen Buchmessen in Frankfurt und Leipzig in den vergangenen Jahren „politisch immer enger“ geworden seien. Dagen sitzt in Dresden als Mitglied der AfD-Fraktion im Stadtrat.

Kritiker der Messe könnten sich nicht vorstellen, dass „freie Individuen außerhalb von Gruppierungen denken und ohne politischen Einfluss literarisch und kulturschaffend tätig sein können“, sagt der Geraer Autor Bernd Zeller. Es habe keine Vorauswahl der Ausstellerinnen und Aussteller gegeben, die bei „SeitenWechsel“ zu Gast sind.

Gegen den Auftritt des Kleinverlags Antaios hatte es schon 2017 auf der Frankfurter Buchmesse Proteste gegeben. Der Verlag wurde von dem neu-rechten Verleger Götz Kubitschek gegründet. Auch das rechtsextreme „Compact“-Magazin von Jürgen Elsässer soll vor Ort ausstellen.

Im Programm von „SeitenWechsel“ finden sich weitere Namen, die politisch dem rechten oder rechtsextremen Spektrum zugeordnet werden: etwa der AfD-Politiker Erik Lehnert, der das inzwischen aufgelöste „Institut für Staatspolitik“ geleitet hat, das das Bundesamt für Verfassungsschutz als gesichert rechtsextremistische Bestrebung einstuft.

Vereint als „Wir“-Festival wollen Buchhandlungen, zahlreiche andere Geschäfte, Privatpersonen sowie Institutionen der Stadt ein Zeichen für Offenheit und Vielfalt in Halle setzen. Auch Kundgebungen sind angemeldet. „Wir wollen eigene Bilder schaffen, die von Halle aus am Wochenende in die Welt gehen“, sagt die Mitgründerin des „Wir“-Festivals, Ulrike Jänichen. Rund 350 Veranstaltungen sind im Rahmen des „Wirt“-Festivals registriert – darunter Lesungen, Debattenformate und Veranstaltungen für Kinder.

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