Stahl wird das Holz ersetzen

  • Die Fußgänger- und Radfahrerbrücke über die Rot soll durch eine neue ersetzt werden. Foto: privat

Bauwerk Eine neue Fußgängerbrücke über das Flüsschen Rot soll entstehen. Ingenieur Joachim Sauter stellt die Planungen vor.

Um deutsche Brücken ist es derzeit vielfach nicht besonders gut bestellt, das ist inzwischen allseits bekannt. Auch das Flüsschen Rot muss öfter überquert werden, ganz gleich, ob man mit dem Auto, dem Fahrrad oder zu Fuß unterwegs ist. An der Fußgängerbrücke bei Oberrot nach der Unterführung unter der Rottalstraße hat der Zahn der Zeit genagt. Etwa dreißig Jahre hat sie auf dem Buckel. Deshalb soll sie durch eine neue ersetzt werden. Das ist Thema in der jüngsten Gemeinderatssitzung am 13. Oktober.

Der Gemeinderat hatte in der Septembersitzung die Planungsleistungen für einen Neubau der Brücke über die Rot zum Preis von 11.186 Euro brutto an ein Gaildorfer Ingenieurbüro vergeben. Bürgermeister Peter Keilhofer bittet den Ingenieur Joachim Sauter nach vorne zu sich, um den Räten die Situation und mögliche Lösungen vorzustellen.

„Ich habe die erfreuliche Aufgabe, eine Brücke für Sie zu planen“, beginnt Sauter sein Referat. Die Brücke liege im Hochwasserbereich. Sie wird stark beansprucht, wenn sie überflutet wird. „Da kann auch mal ein Baumstamm dagegengespült werden“, verdeutlicht Sauter. Die Brückenwiderlager seien noch in Ordnung und können weiter verwendet werden.

Die vorhandene, 14 Meter lange und zwei Meter breite Brücke aus den 1990er-Jahren entspreche einer damals üblichen einfachen Bauweise aus Holz. Allerdings habe man zu dieser Zeit „wenig Augenmerk auf den konstruktiven Holzschutz gelegt“, erklärt Sauter. Das Geländer aus Holz sowie die Bohlen auf dem Boden seien angeschraubt und an diesen feuchten Stellen machen sich Fäulnispilze zu schaffen. Stahlteile unter der Brücke seien verrostet. „Die Hauptträger unter der Brücke sind eigentlich noch relativ gut, aber nicht wiederverwendbar“, urteilt Sauter. Die Fäulnisstellen oben hätten diese Brettschichtholzträger zu sehr geschädigt.

Mit dem Bürgermeister sowie Mitarbeitern der Verwaltung und des Bauhofs hat Sauter sich im Vorfeld beraten, welche Konstruktionen infrage kommen. Ziel ist eine langlebige Konstruktion, die dem Winterdienst gut standhält und leicht begehbar für Menschen ist, die mit Gehhilfen unterwegs sind. Von den Bauhofmitarbeitern sei der Wunsch geäußert worden, die neue Brücke möglichst robust aus Stahl zu fertigen. Das Geländer müsse höher ausgeführt werden als bisher, 1,30 Meter Höhe sei bei Radwegen vorgeschrieben.

Mehrere Varianten

Sauters erster Vorschlag ist so einfach wie möglich gehalten: eine gerade Stahlkonstruktion mit einer rutschhemmenden Epoxidharzbeschichtung. „Damit hat man eine funktionierende und langlebige Brücke“, so der Ingenieur. Der Nachteil bestehe jedoch darin, dass sie nicht gebogen ist und dem Hochwasser eine große Angriffsfläche bietet.

„Wenn man sich an der vorhandenen Brücke orientiert, sieht man einen Stich mit etwa 30 Zentimetern“, sagt Sauter. Damit meint er den Brückenbogen. Den könne man auch mit Stahl verwirklichen. Das sei empfehlenswert und ein Vorteil, da durch den Bogen weniger Gefahr besteht, dass Treibgut an der Brücke hängen bleibt und sie beschädigt.

Der Belag habe Auswirkungen auf die Kosten des Projekts. Bei einer Brücke zwischen zehn und zwanzig Metern Spannweite würden häufig sogenannte RHD-Dünnbeläge aus Epoxidharz verwendet werden, eine kostengünstige Beschichtung, weiß der Fachmann. Allerdings sei dieser Belag nicht wartungsfrei. Die Nutzungsdauer belaufe sich auf etwa 15 Jahre, je nach Beanspruchung auch kürzer. Langlebiger seien Gussasphaltbeläge, schlägt Sauter vor. „Die Nutzungsdauer beträgt etwa 30 Jahre“, versichert er. Alternative Beläge aus Holz oder Gitterroste hielten nicht so lange oder stellten Gefahren für Personen mit Gehstöcken dar.

Zufahrt zur Baustelle

Zur Montage der Brücke werde es notwendig, zeitweise eine provisorische Straße für die Baufahrzeuge anzulegen. Diese schlägt einschließlich Rückbau mit 10.000 Euro zu Buche. Die Gesamtkosten für die neue Brücke belaufen sich auf voraussichtlich zwischen 98.000 Euro netto für eine ganz einfache Version bis hin zu 110.000 Euro für die gebogene Brücke inklusive einer Asphaltschicht.

Gemeinderat Achim Fritz meldet sich zu Wort: „Wir leben in der Gemeinde zwar von und mit Holz. Hinsichtlich Hochwasser mit Treibgut bin ich aber für die gebogene Stahlkonstruktion, auch für den Gussasphalt.“ Klaus Kübler befürwortet ebenfalls die langlebige Variante der Beschichtung mit Asphalt, vor allem hinsichtlich der Sicherheit, um nicht auszurutschen. Er plädiert außerdem dafür, dass die neue Brücke sich optisch an den anderen orientieren soll. Joachim Sauter wird daher die Kosten für eine Version aus Edelstahl prüfen.

Der Gemeinderat beschließt die Entwurfsplanung durch Joachim Sauter nach der vorgestellten gebogenen Variante mit Gussasphalt, optional in Edelstahlausführung. Die Verwaltung wird beauftragt, die Haushaltsmittel 2026 einzustellen. Dafür votiert der Gemeinderat einstimmig.

Die Hauptträger sind eigentlich noch relativ gut, aber nicht wiederverwendbar. Joachim Sauter Ingenieur

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