Ein Markt braucht gute Bedingungen
Handel Kürzlich fand der Michaelismarkt in Pfullingen statt. Erfahrene Marktbesucher berichten über den Wandel auf den Märkten.
Pfullingen. Dauerregen und zehn Grad herrschten kürzlich beim Michaelismarkt, dem vierten Pfullinger Krämermarkt. „Da müssen wir durch“, kommentierte Jessica Wachner von Mc Shape trocken die Lage. Das Glücksrad von Mc Shape, an dem es Trainingsstunden zu gewinnen gab, war eines der vielen Angebote auf dem Marktplatz.
Der plötzliche kühle Herbstbeginn sorgte für Interesse an Socken oder Pullovern. Ewa und Gregor Schatulla aus Jagsthausen waren mit ihrem Stand „heywolke“ zum ersten Mal in Pfullingen und boten Naturprodukte aus Schafwolle, Leder und Holz an. Am Morgen sah es, auch wegen des Regens, mit Kundschaft noch nicht ganz so gut aus. So genoss das Ehepaar das Ambiente. „Pfullingen ist eine wunderschöne Stadt, vor allem der Marktplatz“, meinte Ewa Schatulla.
Gut vertreten waren Stände mit Kleidung, die von Gürteln und Hosenträgern über Unterwäsche bis zu T-Shirts und Jeans reichten. Verführerisch dufteten Crepes oder der Süßwarenstand, an dem sich Petra Moser aus Pfullingen eingefunden hatte. Märkte seien bei ihr nostalgisch-positiv besetzt. „Als Kind nahm mich meine Oma immer mit auf Märkte. Ich durfte mir dann eine Kleinigkeit zu essen oder zum Spielen, wie beispielsweise ein Springseil, aussuchen“, sagte die Rentnerin.
„Ich wohnte früher in Pfullingen und ging immer gerne über den Markt“, berichtete Alfred Schmand. Der Neunzigjährige erinnert sich noch gut an das inzwischen veränderte Sortiment. „Früher gab es Gartengeräte oder diese schrecklichen langen Woll-Unterhosen von der Alb.“ Das sei heute anders.
Auch das Publikum habe sich gewandelt. „Junge Leute sind nach meiner Beobachtung vor allem an den Essensständen interessiert“, so Schmand. Er selbst habe Spaß am Bummeln über den Markt, doch kaufen würde er nichts mehr. „In meinem Alter hat man ja schon alles“, schmunzelt er. Marktbeschicker in der siebten Generation ist Robert Schweller, bei dem es Dinge des täglichen Bedarfs wie Bürsten, Scheren oder Kochlöffel gibt. Eine Kundin nahm kupferne Topfschwämme mit. Ganz bewusst, um den örtlichen Markt zu unterstützen. Auch Schweller hat einen Wandel der Märkte beobachtet. „Heute kommen die Leute weniger aus der Notwendigkeit heraus, auf dem Markt etwas kaufen zu müssen, als vielmehr, um gemütlich zu bummeln.“ Noch mehr Kundschaft komme, wenn es mehr Werbung gebe oder wenn der Markt mit einer weiteren Veranstaltung verbunden sei. Musik, Essen, auch Tiere lockten ganze Familien.
Vieles müsse passen, damit ein Markt erfolgreich sei, und man brauche auch ein Gefühl dafür, was in einer Stadt möglich sei und wann. „Wenn in Tübingen zwei Märkte kurz nacheinander stattfinden, kann das problematisch werden, denn viele Leute gehen nicht auf beide.“ Das Internet nehme viel Zeit und Aufmerksamkeit in Anspruch und vieles werde dort bestellt. „Es gibt ja auch nicht mehr die kleinen Handwerker in den Innenstädten, wie Schuhmacher, die man aufsuchen muss.“ Und immer weniger Menschen würden sich Zeit für Gespräche auf der Straße nehmen. Dabei seien es gerade Atmosphäre und Wohlgefühl, was die Leute für eine Stadt einnehmen würden.
Pfullingen müsse mit Reutlingen und Tübingen konkurrieren, doch die beiden Pfullinger Marktmeisterinnen würden wirklich sehr gute Arbeit leisten. „Obwohl man mit Krämerartikeln nicht reich wird, komme ich gerne nach Pfullingen“, bekennt Schweller. Der Markt sei klein und gemütlich. „Ich werde sicherlich meinen Marktstand aufbauen, solange ich lebe.“
Info Der nächste und letzte Pfullinger Krämermarkt für dieses Jahr ist der Martinimarkt, der am Donnerstag, 20. November, stattfindet.