Können, nicht müssen

  • Thomas Veitinger. Volkmar Könneke

Eine moderne Gesellschaft braucht digitale Bequemlichkeit – aber ohne den Verlust analoger Selbstbestimmung.

Noch mal langsam zum Mitschreiben, liebe Gastronomie und Handel: Kunden wünschen sich sowohl die Möglichkeit, bar zu zahlen, als auch die Möglichkeit, die Rechnung mit Karte zu begleichen. Denn eines wollen sie nicht mehr: sich bevormunden lassen. Eine Verkäuferin in einer Bäckerei, die dem Kunden mit seiner Geldkarte spöttisch entgegnet „Das haben wir noch nie gemacht“, ist von vorgestern. Kartenzahlung ist bequem, schnell, sicher, hygienisch und reduziert den Aufwand fürs Kassenpersonal. Nicht nur Kartenzahlung kostet Händler etwas, auch der Umgang mit Bargeld ist für sie nicht kostenlos.

Eine Umfrage ergab nun, dass rund drei Viertel aller Verbraucherinnen und Verbraucher sich daran stören, wenn sie nur mit Bargeld zahlen können. 98 Prozent zahlen zumindest hin und wieder kontaktlos. Heute soll es sogar schon Menschen geben, die gar kein Münzgeld mehr mit sich herumtragen, nur noch irgendwo klein gefaltete Scheine für Notfälle.

Gleichzeitig gibt es Menschen, die nicht mit Karte, Smartphone oder Smartwatch zahlen wollen oder können. Auch gut, Barzahlung ist ein Stück Freiheit, schützt Privatsphäre, hilft beim bewussten Umgang mit Geld und funktioniert auch bei Stromausfall. Wie sie wollen. Eine moderne Gesellschaft braucht digitale Bequemlichkeit – ohne den Verlust analoger Selbstbestimmung.

VORHERIGER ARTIKEL NÄCHSTER ARTIKEL