Tore, Traumpässe, Tacklings

  • War überall auf dem Platz zu finden: Harry Kane (rechts, gegen BVB-Spieler Marcel Sabitzer). Sven Hoppe/dpa

Bayern München Beim 2:1-Sieg im Liga-Gipfel gegen Borussia Dortmund liefert der FCB-Topstar Harry Kane das Komplett-Programm.

Mit einem breiten Grinsen knipste Harry Kane ein Selfie. Die Schallmauer von 400 Toren bedeutete beim Münchner Meisterschaftssignal im deutschen Clásico die nächste Topmarke des Weltklassestürmers. Doch noch mehr begeisterte der Superstürmer gegen den BVB als Regisseur, mit Traumpässen und kurz vor dem Abpfiff mit einer Monstergrätsche als Verteidiger. „Ich denke, es war eines meiner besten Spiele, wahrscheinlich sogar meiner Karriere“, ließ Englands Nationalelf-Kapitän nach dem 2:1 des FC Bayern gegen Borussia Dortmund aufhorchen.

Vor allem dank des Rundum-sorglos-Pakets von Kane feierten die Münchner im elften Pflichtspiel der Saison den elften Sieg. „Wenn einer uns gesagt hätte, dass Harry von Saison zu Saison besser wird, dann hätten wir wahrscheinlich noch mehr bezahlt“, scherzte der blendend gelaunte Vorstandschef Jan-Christian Dreesen über die Ablöse.

Rund 100 Millionen Euro zahlten die Münchner für den im Sommer 2023 verpflichteten Superstürmer an Tottenham Hotspur. Dieser spürt mit 32 Jahren die Blütezeit der Karriere. „Körperlich und mental fühle ich mich in der besten Form, die ich je in meiner gesamten Laufbahn erlebt habe“, sagte Spielmacher Kane, der mit weit über elf Kilometer am drittmeisten in seinem Team lief.

Seine Bayern bauten ihren Vorsprung in der Tabelle auf fünf Punkte auf den neuen Tabellenzweiten Leipzig aus. Bei der Frage nach der Gratulation zur Meisterschaft lächelte Bayern-Trainer Vincent Kompany müde. „Kompliment, was sie bisher geleistet haben, aber ich will auch die nächsten elf Spiele gewinnen und dann wieder“, sagte der Belgier zur Siegesserie, die er am Mittwoch in der Champions League gegen Brügge ausbauen will.

Der wegen eines kleinen Schubsers gegen den Dortmunder Serhou Guirassy diskutierte Führungstreffer war bereits Kanes 400. Pflichtspieltor auf Vereinsebene. Es war sein 22. Pflichtspieltor in dieser Saison und Liga-Saisontreffer Nummer zwölf.

„Aber 400 Tore – das ist irre, das ist Wahnsinn“, sagte Kompany. Auch der Gegner staunte. „Er ist wahrscheinlich gerade in Europa der kompletteste Stürmer“, sagte BVB-Verteidiger Nico Schlotterbeck. In der Königsklasse am Dienstag beim FC Kopenhagen sollte es für seine Abwehrreihe etwas weniger turbulent als vor 75.000 Zuschauern in der Allianz-Arena zugehen.

Nach der dortigen Münchner Machtdemonstration der ersten Hälfte, als der Gastgeber eine höhere Führung gegen den BVB fahrlässig liegen ließ, erhöhte Michael Olise in der Schlussphase auf 2:0. Im Finish nahm der Klassiker nochmal richtig Fahrt auf, als die Gäste dem Spiel mehr Impulse von der Bank geben konnten und Joker Julian Brandt auf 1:2 verkürzte.

„Das Ergebnis ist knapp, aber es zeigt uns, dass wir mit Bayern München mithalten können“, sagte Borussia-Trainer Niko Kovac nach der ersten Saisonniederlage.

Spannende Vertragsfrage

„Das war ein sehr kompletter Sieg, weil einfach viel dabei war“, bilanzierte Mittelfeldchef Joshua Kimmich. Die erste Hälfte sei „schon nahe an dem gewesen, wie wir es uns vorstellen“, befand der DFB-Kapitän. In der zweiten Hälfte habe man sich „trotz der Widerstände“ behauptet. „Wir sind auf dem Weg, dass wir eine sehr gute Entwicklung nehmen. Aber wir müssen noch besser werden, wenn wir bis März, April, Mai in allen Wettbewerben bleiben wollen.“

Ob dann auch die Zukunft von Kane geklärt ist? Der Vertrag des Alleskönners ist noch bis zum Sommer 2027 datiert, über eine Verlängerung wird in München viel spekuliert. „Wir haben ja schon mal gesagt, dass das einfach zu früh in der Saison ist. Harry konzentriert sich zurzeit aufs Fußballspielen. Das freut uns alle, weil er spielt immer wieder hervorragend“, sagte Dreesen. „Wir werden das zu einem geeigneten Zeitpunkt besprechen.“

Kane ist entspannt. „Die Gespräche werden irgendwann stattfinden“, sagte er. „Wann immer diese Gespräche stattfinden, bin ich sicher, dass wir ehrlich zueinander sein werden und dann sehen, wie sich die nächsten Jahre entwickeln.“

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