Reise auf die „Insel Sorgenfrei“

  • Der Uhinger Schlagerfrühling hat auch dieses Jahr die Besucher im Uditorium mitgerissen. Nur beim Auftritt der Cappuccinos (oben) hielt sich die Leidenschaft im Publikum in Grenzen. Giacinto Carlucci

Melodien Das Neuerwachen der Natur wurde beim 12. Uhinger Schlagerfrühling im Uditorium musikalisch mit Herz und Gefühl gefeiert. Die Zuschauer gingen begeistert mit.

Auf die „Insel Sorgenfrei“ entführte der musikalische Gastgeber des 12. Uhinger Schlagerfrühling, Steffen Kohl, die rund 320 Besucher. Charmant führte der Sänger durchs Programm und übergab nach einigen gefühlvollen Musikstücken das Mikrofon an das Geschwisterduo Sigrid & Marina aus dem Salzkammergut.

Die Gewinnerinnen des Grand Prix der Volksmusik 2007 und mit sieben Goldenen Schallplatten dekoriert begeisterten im Handumdrehen das Publikum. Ihre Wurzeln liegen in der volkstümlichen Musik und mit dem Jodler „Meine Heimat der Berge bist du“ berührten sie a capella, nur von Marina auf der Gitarre begleitet, und ihren kraftvoll-reinen Stimmen.

Nachdem die in elegante Dirndl gekleideten Schwestern „Die Glocken von Stella Maria“ erklingen ließen, sorgten sie für Schwung und gute Laune. Lieder zum Mitsingen und Schunkeln („Mach den Tag zum Feiertag“) brachte Stimmung in den Saal. Kurzum: ein Genuss für Ohren und Augen.

Weniger Ohren- und Augenschmaus boten die Cappuccinos. Die deutsch-niederländische Schlagerband entstand aus einer Mitmachaktion 2007, initiiert von Kristina Bach und der Super-Illu. Die Sänger Peter Brückner aus Leipzig, Michel Ursinus und sein drei Jahre älterer Bruder René aus den Niederlanden nahmen die Besucher laut und schwungvoll mit auf eine Reise von Holland über Spanien mit Zwischenstopp in Köln („Viva Colonia“) bis zum Sirtaki nach Griechenland. Im wenig bühnentauglichen Outfit, das eher zu einer Autowäsche reichte, stellte das Trio seine Lieder, die im Musikgeschäft nur mittelmäßige Erfolge verzeichnen können, vor.

Frontmann René indes erhoffte sich wohl Kilometergeld, oder musste der Schrittzähler gefüttert werden? Sein ständiges hektisches Hin- und Herrennen zwischen seinen Sangeskollegen verbreitete unangenehme Unruhe. Viel Gequatsche über Geld, Alkohol und Sex („Die Holländer dealen gern, mit Käse, Tulpen und Gras“), wenig Stimmqualität, so ging es auch nach der Pause bei den Cappuccinos weiter und gipfelte lautstark, manchmal schreiend ausartend, mit Ballermann-Gassenhauern. Das Publikum, vorwiegend im gesetzteren Alter, applaudierte brav, aber ohne Leidenschaft.

Anders die sympathischen Schwestern, die einen musikalischen Querschnitt aus ihrem Album „Heimatgefühle“ vorstellten, mit einer tollen Kostümverwandlung in Sekundenschnelle auf der mit zauberhaften Blumenarrangements dekorierten Bühne verblüfften, einen Schunkelwalzer zum Besten gaben und sich schließlich mit einer Hommage an die Liebe („Aber dich gibt’s nur einmal für mich“) im sexy-weißen Minikleid verabschiedeten.

„Verrat mir nicht zu viel“ stimmte Steffen Kohl an und leitete über zu einem Blick durchs Schlüsselloch für den nächsten Schlagerfrühling am 16. März 2024. Carla und Michael, ehemalige Mitglieder der aufgelösten Barfußband „Die Schäfer“, holte der Moderator aus dem Publikum zum Smalltalk auf die Bühne. Gemeinsam mit einer Sängerin aus Tirol formieren sich die beiden erfahrenen Künstler neu und starten jetzt als „Mosaik“ durch. Auf sie, sowie Schlagersänger G.G. Anderson, können sich die Freunde des Uhinger Schlagerfrühlings bei der 13. Auflage freuen.

Finale im Rampenlicht mit allen Mitwirkenden: Stehend applaudierten die Besucher, denn Steffen Kohl gelang es einmal mehr, eine Referenz an den deutschen Schlager zu richten.

Früher waren wir jung und knackig, jetzt knackt es nur noch. Peter Brückner von den Cappuccinos

Uhingen ist das Brasilien von Deutschland. Sängerin Marina nach einem Stimmungslied

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