„Große Probleme in naher Zukunft“
Gesundheit Nach Beschluss zur Abschaffung des Klinik-Shuttles: Wie reagieren Geislinger OB und Bündnis für Gesundheitsversorgung?
Ein Ausschuss des Kreistags hat die Abschaffung des Klinik-Shuttles ab Mitte Dezember beschlossen und der Landrat stellt Gesundheitsangebote in Geislingen infrage. Darauf gibt es einige Reaktionen aus der Raumschaft.
Nach Schließung der Helfenstein-Klinik hatte es eine Zusage vom Kreistag gegeben, den Raum Geislingen besser an das Alb-Fils-Klinikum anzubinden, führt Geislingens OB Ignazio Ceffalia aus: „Wie diese Zusage nun aufrecht gehalten werden soll, wird man in Geislingen und Umgebung kritisch beobachten.“ Die Kreisverwaltung argumentiere, die Zahl der Fahrgäste für das Klinik-Shuttle sei zu niedrig, allerdings würden diese steigen. Ihm fehle „eine weiterreichende Analyse der Nutzungszahlen und des Nutzungsverhaltens“.
Ceffalia hätte sich zudem gewünscht, dass angesichts der Neueröffnung des Alb-Fils-Klinikums die Entscheidung über das Klinik-Shuttle zurückgestellt worden wäre. „Für Menschen mit Behinderungen ist die alternative Verbindung sehr beschwerlich, hier erreichten mich bereits einige Nachrichten von besorgten Bürgerinnen und Bürgern“, berichtet der OB. Wichtig für die Nutzung des Alb-Fils-Klinikums sei eben auch eine „attraktive Verkehrsanbindung“.
Dass der Kreistag überlege, an vielen „neuralgischen Punkten“ wie den Sozialausgaben und der medizinischen Versorgung den Rotstift anzusetzen, sei „ein sozialpolitisches Fiasko, das die Sozialstruktur des Kreises Göppingen völlig verkennt und in naher Zukunft die Raumschaft vor große Probleme stellt“. Dies werde Konsequenzen für Kinder und Jugendliche haben und im medizinischen Bereich Ältere und gesundheitlich beeinträchtigte Menschen treffen, prophezeit Ceffalia. Er wünsche sich im Kreis mehr Solidarität, weil nur dies auch zu einer besseren Wirtschaftsleistung führen werde: „Am falschen Ende sparen, wird uns alle teurer kommen.“
Eine große Mehrheit hatte das Aus für das Klinik-Shuttle im Umwelt- und Verkehrsausschuss des Kreistags nicht. Acht Kreisräte aus den Fraktionen von CDU, Freien Wählern und FDP stimmten für die Abschaffung des Angebots, sechs (SPD, Grüne, AfD) dagegen. Für den Geislinger CDU-Kreisrat Wolfgang Rapp waren letztendlich die Fahrgastzahlen ausschlaggebend. „Der VVS-Rider ist für die gesamte Raumschaft Geislingen wichtig“, betont er. Viele Fahrtanfragen dort hätten aber nicht bedient werden können, weil eines der drei Fahrzeuge mit einer Klinik-Fahrt beschäftigt war, hatte die Analyse der VVS ergeben. Rapp hält es für sinnvoller, das Angebot im Raum Geislingen zu stärken, weil davon mehr Bürger profitierten.
Kreisrat Thomas Reiff (SPD) kritisiert dagegen die Entscheidung des UVA: „Ich bin enttäuscht, dass Versprechungen des Landkreises und einzelner Kreisräte eine solch kurze Halbwertszeit haben“, schreibt er in einer Mitteilung. Dabei bezieht sich der Geislinger Stadtrat nicht nur auf die Abschaffung des Klinik-Shuttles: Auch die Öffnungszeiten der Allgemeinmedizinischen Notfallpraxis in der ehemaligen Helfenstein-Klinik seien bereits gekürzt worden und nun stelle der Landrat auch noch öffentlich die Kurzzeitpflege infrage.
Auch Ludwig Kraus, Vorsitzender des Bürgerbündnisses für Gesundheitsversorgung in der Raumschaft Geislingen (BGG) und Geislinger Stadtrat (OLG), kann nicht nachvollziehen, warum die Kurzzeitpflege in Geislingen anscheinend „so kosten- und verlustintensiv“ sei. Die einzige Erklärung sei, dass Betten leer stehen – „und dann muss man sich fragen, warum“.
Die Abschaffung des Klinik-Shuttles nennt Kraus „unterirdisch“. Zuerst habe man der Raumschaft Geislingen die Helfenstein-Klinik „genommen“ und eine innovative ambulante Lösung für die Nachnutzung versprochen, aus der nichts wurde. „Und jetzt nimmt man den Älteren auch noch die Mobilität, um zum Alb-Fils-Klinikum zu kommen“, kritisiert er.
In seiner Haushaltsrede hatte Landrat Möller das Nachnutzungskonzept für das Geislinger Krankenhaus, das in einem Lastenheft festgelegte Auflagen enthält, als „von vorneherein unrealistisch“ bezeichnet. Kraus meint, dass man das Lastenheft eventuell „nachjustieren“ könne. Ganz darauf zu verzichten und einem potenziellen Investor völlig freie Hand zu lassen, sei jedoch keine gute Idee: „Dann machen wir bei der Gesundheitsversorgung noch weitere Schritte zurück.“ Stefanie Schmidt
OB fehlt ausreichende Analyse des Nutzerverhaltens.
Steht die Kurzzeitpflege auf der Kippe?