Ein Stolperstein erinnert an Hedwig Dangelmaier
Holocaust Mit einer bewegenden Gedenkfeier wurde in Donzdorf der erste Stolperstein verlegt.
Donzdorf. Eng standen die vielen Menschen um den Kölner Künstler Gunter Demnig, als er auf dem Gehweg vor dem ehemaligen Geburts- und Wohnhaus von Hedwig Dangelmaier in der Hauptstraße 79 – das Gebäude wurde Anfang der Achtziger Jahre abgerissen – den kleinen Messingstein in den Boden setzte und mit Mörtel fest einfügte. Seit 1996 erinnert Demnig mit seinem europaweiten Kunstprojekt „Stolpersteine“ an die Opfer des Nationalsozialismus.
Es waren zahlreiche Interessierte zu der Feier gekommen, deren Anlass das Stadtarchiv zusammen mit der Stolperteinitiative Göppingen auf den Weg gebracht hatte. In ihrer Ansprache betonte die stellvertretende Bürgermeisterin Ulle Seimetz die Bedeutung der Stolpersteine: „Sie sind ein sichtbares Zeichen gegen das Vergessen und ein wichtiges Zeichen, dass die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus wachbleibt.“
Seimetz erinnerte daran, wie damals „nach und nach der Staat in eine Diktatur umgebaut wurde“. Es gelte, die Zeichen zu erkennen, damit sich Geschichte nicht wiederhole: „Wir tragen Verantwortung für Frieden, Freiheit, Toleranz und Vielfalt“, so Seimetz weiter. Besonders wichtig sei, dass sich junge Menschen mit der Geschichte auseinandersetzen. „Bildung ist deshalb ein wichtiger Baustein.“ Schülerinnen und Schüler des Rechberg-Gymnasiums Donzdorf beteiligten sich an der Feierstunde. Sie hatten sich im Rahmen des Projekts mit der Verfolgung sogenannter „Asozialer“ und „Berufsverbrecher“, zu denen auch Hedwig Dangelmaier zählte, während der NS-Zeit beschäftigt. In ihrem Beitrag stellten die beiden Schülerinnen Tameja und Michelle heraus: „Das Schicksal von Hedwig Dangelmaier ist nicht nur Erinnerung, sondern ein Appell an Menschenwürde und Freiheit.“ Ihr Schlusssatz lautete: „Die Erinnerung an Hedwig Dangelmaier ist unser Auftrag.“
Zuvor hatte Sabine Schlotter, ihre Mutter war die Cousine von Hedwig Dangelmaier, bewegende Einblicke in das Leben der Ermordeten gegeben. In der Familie habe man gewusst, dass Hedwig Dangelmaier im Konzentrationslager Auschwitz zu Tode kam mit gerade mal 30 Jahren, doch niemand habe darüber gesprochen. Der Eintrag im Familienstammbau hat Schlotter veranlasst, die Geschichte genauer zu erforschen und die Hintergründe ihres Schicksals aufzuarbeiten.
Die Gedenkfeier fand auf dem Grundstück des Geburtshauses statt und wurde von Cornelia Schneider und Rainer Buchmann von der Musikschule Donzdorf mit ruhigen Stücken auf Geige und Gitarre musikalisch umrahmt.