Neue Übergangspflege zwischen Klinik und zu Hause

  • Im Karlshof startet die poststationäre Übergangspflege. Foto: dpa
  • Bei der Feier zur Wiedereröffnung des Karlshofs stand der Start des Forschungsprojekts „Poststationäre Übergangspflege“ im Fokus. Foto: Staufenpress

Pflege Karlshof in Göppingen mit vielen Gästen neu eröffnet – Poststationäre Pflege der Wilhelmshilfe-Einrichtung bietet Modell-Projekt für Ältere.

Viele Gäste aus allen gesellschaftlichen Bereichen konnte Hans-Peter Gramlich, Aufsichtsratsvorsitzender der Wilhelmshilfe Göppingen, bei der Neueröffnung der Pflegeeinrichtung Karlshof in der Göppinger Gartenstraße 13 begrüßen. Darunter den langjährigen Vorsitzenden und Ehrenvorsitzenden Dr. Ulrich Schwab. Nach einer Umbau- und Renovierungsphase von 11 Monaten wurde die Einrichtung mit Reden, Grußworten und musikalischer Umrahmung durch das Blechbläserensemble „Blechgeschichte“ aus Heiningen eingeweiht. Nach der Schlüsselübergabe sprach Pfarrerin Gabriele Krohmer Segensworte und überbrachte die Glückwünsche in Vertretung von Dekan Hartmut Zweigle und vom Kirchenbezirk.

Gramlich sagte, es sei nicht leicht, sich in diesem Bereich innovativ aufzustellen. Im Land hätten im letzten Jahr etwa 1000 Pflegeeinrichtungen zugemacht. Deshalb sei es umso erfreulicher, dass es gelungen sei, mit den vom Land Baden-Württemberg mit 1,2 Millionen Euro geförderten „Poststationären Übergangspflegeplätzen“ eine wichtige Lücke zu schließen. Er dankte allen am Bau und am Modellprojekt Beteiligten sowie den vielen Gästen für ihren Einsatz und ihre Wertschätzung. „Ich wünsche dem Haus einen guten Geist im Sinne des christlichen Menschenbildes“, so der Aufsichtsratsvorsitzende.

Marco Lehnert, Sozialdezernent des Landkreises, vertrat Landrat Edgar Wolff, und betonte die Wichtigkeit solcher Projekte angesichts der demographischen Entwicklung. Bis zum Jahr 2035 sei ein Anstieg der Pflegebedürftigkeit um 23 Prozent zu erwarten. Er dankte der Wilhelmshilfe für die jahrelange gute Zusammenarbeit bei der Altenhilfe.

„Kümmere dich so, als seist du selbst pflegebedürftig“, wandelte Almut Cobet, Erste Göppinger Bürgermeisterin, ein Wort von Hippokrates ab. Auch sie betonte in ihrem Grußwort die Notwendigkeit von neuen Wegen in der Pflege, um Menschen länger eine Selbstständigkeit in ihren eigenen vier Wänden zu ermöglichen. Sie begrüßte den Mut der Wilhelmshilfe und wünschte sich eine Anschlussfinanzierung nach der zweijährigen Modellphase durch das Land.

Vorstandsvorsitzender Matthias Bär stellte den Bau vor. Bis 2028 hätte man den Karlshof noch weiterbetreiben dürfen, aber man habe sich nicht nur für eine Sanierung, sondern auch für neues Leben und ein neues Konzept entschlossen. Die schlechte Alternative wäre gewesen, zu schließen und die 42 Pflegeplätze aufzugeben. Er dankte den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und allen am Bau Beteiligten, voran dem Architekten Volker Thümmel, sowie Andreas Kugler, Holger Probst und den Handwerkern.

Vorständin Dagmar Hennings stellte das neue Konzept vor und las die Rede von Dr. Angela Postel vom Sozialministerium Baden-Württemberg vor, die kurzfristig absagen musste. Durch das Pflegeunterstützungs- und -entlastungsgesetz erwarte man sich eine Entlastung im ambulanten Bereich und bei den Angehörigen. Die Entlassung in die eigene Häuslichkeit sei das Ziel, deswegen müsse man die solitäre Kurzzeitpflege neu denken.

Hennings berichtete über erste Gespräche im Jahr 2018 mit dem medizinischen Geschäftsführer des Alb-Fils-Klinkums, Dr. Ingo Hüttner, und dem Vorsitzenden der Kreisärzteschaft, Marc Lux, zum Bedarf und zum Projekt, wie man eine gute Überleitung und eine aktivierende Pflege gestalten könne. Es gehe dabei um einen sofortigen Start mit Physio- und Ergotherapie und dann zuhause um Unterstützung mit einem Case-Manager. Bereits jetzt gebe es schon viele Nachfragen zur Übergangspflege, mit der man ab 9. September beginne.

Professor Dr. Reinhold Wolke von der Esslinger Hochschule, der federführend an der wissenschaftlichen Begleitung und Evaluation im Auftrag des Sozialministeriums beteiligt ist, sagte, dass es dabei um die Wirksamkeit des Konzepts gehe und um die ökonomische Seite, denn Leistungen müssten auch bezahlt werden.

Er nannte die Fragestellungen der Evaluation wie Verringerung der Hospitalisierungsrate, Verbesserung der häuslichen Struktur und Vermeidung von Fehlbelegungen in den Kliniken. Wolke dankte dem Alb-Fils-Klinikum und der Kreisärzteschaft für die Zusammenarbeit. Die Evaluationsergebnisse würden in zwei Jahren ans Sozialministerium und an die Wissenschaft zur Weiterentwicklung übergeben.

Diese innovative Kurzzeit-Pflege ist eine tragende Säule der Altenhilfe im Landkreis. Hans-Peter Gramlich, Aufsichtsratschef Wilhelmshilfe

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