Ehrenamtliche Singpaten gesucht

  • Sie wünschen sich mehr Ehrenamtliche, die Lust haben, mit Kindern im Kindergarten zu singen: Jaqueline Nötzel vom Haus der Familie und Singpate Michael Alföldy. Staufenpress

Projekt Vor zehn Jahren startete „Singen ist kinderleicht“. Mit Singen aus dem Buch „Göppinger Liederkiste“ werden Sprache und gesunde Entwicklung im Kindergarten gefördert.

Bewegungslieder, Mitmachlieder oder zwischendurch auch mal was Unsinniges wie „tschi-tschi-baberuschka“, nicht zuletzt ist es die bunte Mischung, die Jungen wie Mädchen richtig Spaß macht. Und wenn das einer weiß, dann ist es Michael Alföldy: Bereits seit 2013 unterstützt er als erster ehrenamtlicher Singpate das vom städtischen Kinder- und Jugendreferat in Kooperation mit dem Verein „Haus der Familie“  initiierte Projekt „Singen ist kinderleicht“.

Was genau steckt dahinter? Strenggenommen geht es darum, in den Kindergärten die vielerorts in Vergessenheit geratene Disziplin Singen und Musizieren wiederzubeleben. Und dafür braucht es engagierte Singpatinnen oder Singpaten. Weil immer mehr Erzieherinnen oder Erzieher in ihrer Ausbildung kein Instrument erlernen müssen, stehen ihnen die ehrenamtlich Musizierenden beiseite. „Michael, wir haben da ein Lied gehört … könntest du?“ Ein Satz, den der 72-jährige Musiklehrer im Ruhestand immer wieder hört. „Singen ist Kraftfutter für Kindergehirne und Balsam für die Seele“, sagt der Göttinger Hirnforscher Gerald Hüther und bedauert, dass sich das gemeinsame Singen in einer von Effizienzdenken, Reizüberflutung, Verunsicherung und Anstrengung geprägten Lebenswelt immer seltener ergibt.

Dem will das Haus der Familie entgegensteuern. Zum Projekt „Singen ist kinderleicht“ gibt es mittlerweile das Buch „Göppinger Liederkiste“, in dem sich siebzig einfach nachzusingende Kinder- und Volkslieder befinden, die alle mit Text, Noten und vereinzelt mit einem QR-Code versehen sind. Es gibt Jahreszeitenlieder von der „Vogelhochzeit“ über die „klappernde Mühle am rauschenden Bach“ und dem still und stumm stehenden „Männlein im Walde“ bis hin zu „Schneeflöckchen, Weißröckchen“ – bekannte Weisen, die für Frühling, Sommer, Herbst und Winter stehen. Noch mehr zum Mitmachen animieren gängige Spiel- und Tanzweisen, wenn man zum Beispiel singend „Auf der Mauer, auf der Lauer“ sitzt, fröhlich mit dem „Bi-Ba-Butzemann“ tanzt oder „Auf de schwäb‘sche Eisebahne“ mit Freunden ganz viel Spaß hat.

Spannend wird es bei der Rubrik „Lieder aus aller Welt“, unter denen die erste Strophe von „Bruder Jakob“ gleich in neun Sprachen gesungen werden kann. Darüber hinaus gibt es traditionelle Weisen aus den Herkunftsländern der Migrantenkinder – einfach zu singende Kinderreime aus Brasilien, Griechenland, Holland, Italien, Israel, Japan, Kenia, Spanien und der Türkei.

Für die Singpaten finden in der Villa Butz regelmäßig Treffen und Fortbildungen statt, darüber ­hinaus gibt es für alle Göppinger Kinder eine ehrenamtlich geleitete Singgruppe.  Aktuell werden etwa acht bis neun Einrichtungen von sechs bis sieben Singpaten besucht. „Leider sind es nicht genug“, verrät Organisatorin Jacqueline Nötzel vom Haus der Familie und ergänzt: „Vor Corona waren es sechzehn Einrichtungen und zehn Singpaten – wir sind stetig auf der Suche.“

Und auch Michael Alföldy wünscht sich, dass es auf beiden Seiten wieder mehr werden und das Projekt „Singen kinderleicht“ noch lange weiterläuft. „Wenn ich im Kindergarten die Gitarre auspacke, dann gibt es kein Halten mehr“, schildert der erfahrene Musikus, der von seinem Ehrenamt immer noch total begeistert ist. „Jeder Singpate singt und spielt für sich in seinem eigenen Stil. Die einen begleiten sich auf dem Akkordeon, auf der Geige oder mit einer Handpuppe – es gibt keinerlei Voraussetzungen“, verrät Michael Alföldy, der seine Lieder bei den ganz Kleinen mit einer Geschichte verbindet: „In der Kinderkrippe brauchen sie Struktur“. Das Besondere an dem Projekt ist für alle Mitwirkenden, dass sich „Generationen mit­einander verbinden und dabei bekanntes Liedgut weitergeben“, so Jacqueline Nötzel. Für das Projekt gab es 2019 den mit 2000 Euro dotierten Göppinger Kulturpreis, das Geld wurde direkt in die „Göppinger Liederkiste“ gesteckt, sodass jedem Kind ein kostenloses Exemplar zur Verfügung gestellt werden kann.

Wenn ich im Kindergarten die Gitarre auspacke, gibt es kein Halten mehr. Michael Alföldy Singpate

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