Dorfgemeinschaft beschert Spielplatz
Zu neuem Leben erwacht ist der Spielplatz Hauffstraße in Bünzwangen. Vorher stand hier eine Rutsche, eine Wippe, eine Schaukel. Da waren die Kinder nach zehn Minuten durch, erzählt Markus Sönning, der mit seiner Familie „die Straße rauf“ wohnt.
Jetzt ist dort eine Spiellandschaft entstanden. Und heute, bei der Einweihung, können die Kinder gar nicht genug kriegen von dem Kletterbereich, der Seil-Doppelschaukel und dem Sandplatz mit „Eiscafe“, Spielhäuschen und Murmelbahn. Der kleine Platz, der so versteckt und am Hang mitten in der westlichen Siedlung von Bünzwangen liegt, ist bevölkert, wird geradezu gestürmt von den Kindern. Sönning schätzt, dass 75 Kinder, Eltern und Großeltern hier sind. Die Glücklichen unter ihnen, aber das sind sie ja alle, haben gleich noch am Anfang nach dem feierlichen Durchschneiden des Bands Ostereier gefunden, die hier versteckt waren.
Eine Besonderheit: Nicht die Stadt, sondern die Dorfgemeinschaft Bünzwangen hat diesen Spielplatz möglich gemacht. Das ist eine noch junge Gemeinschaft, vor zwei Jahren mit sieben Leuten gestartet und heute 325 Mitglieder stark. Sie haben sich die Ertüchtigung des Spielplatzes Hauffstraße schon bald zur Aufgabe gemacht, erzählt ihr Vorsitzender Kevin Reyer.
Und da kam eins zum anderen. Gestartet waren sie „ganz klein“, erzählt Reyer. Sie wollten zwei neue Spielgeräte. Und den Spielplatz am Stelleberg hatten sie genauso im Auge. Aber dann kamen sie drauf, welches Potenzial der Platz an der Hauffstraße hat. In Gesprächen mit der Firma „Tollerei“ aus Sparwiesen, die Spielgeräte herstellt, entwickelten sie drei völlig neue Spielbereiche. Vom alten Bestand ist nur die Rutsche geblieben, angedockt an einen neuen Kletterturm.
Reyer und Sönning, der auch von Anfang an dabei ist, haben sich reingekniet. Beide haben drei Kinder, wissen, was gefragt ist. Für Sönning, einen IT-Manager, der tagsüber am Laptop sitzt, wurde es eine ungewöhnliche Abwechslung am Feierabend. Viele Abende hat es ihn beschäftigt. Und dann noch eine Woche mit handfester Arbeit.
Es wurde ein Riesenprojekt. Plötzlich standen da Kosten von 100 000 Euro im Raum. Dank des Einsatzes von Eltern und Großeltern an der Baustelle sanken die Kosten auf 70 000 Euro. Dazu gehörte: Die „Tollerei“ stellte Maschinen, Helfer arbeiteten damit. Mit Einweisung natürlich. Ein Berg von Holzhackschnitzel wurde beispielsweise verteilt. In gut fünf Tagen war es geschafft. Aber auch bei 70 000 Euro stellt sich die Frage: Wie packt man das?
„Fördermittel“ heißt das Schlüsselwort. Suche nach Spendern und Sponsoren. Von der Stadt bekamen sie die Schaukel, das sind 5000 Euro, und den Einsatz des städtischen Bauhofs beim Einbetonieren und Pflanzen etcetera, der bei den 70 000 noch nicht dabei ist. Der Ortschaftsrat Bünzwangen gab etwas aus seinem Budget. Die Dorfgemeinschaft hat Straßensammlungen in Bünzwangen gemacht, ist mit Kindern von Haus zu Haus gezogen.
Großspender gefunden
Die Macher haben zehn Großspender aus der Wirtschaft gefunden, von denen jetzt neun auf einer Tafel am Spielplatz stehen. Der zehnte wollte nicht genannt werden, sagt Sönning. Das sind Firmen aus Bünzwangen, zwei Banken im Kreis und eine Weltfirma aus Stuttgart. Die Suche war natürlich auf gut Glück. Es klappt auch mal nicht, sagt Sönning.
Gut, dass der Spielplatz am Hang liegt. So passt die Murmelbahn wunderbar ins Gelände. Der Start ist oberhalb des Sandplatzes, von hier läuft die Kugel an dem „Eiscafe“ vorbei, wo die Kinder ihre Fantasie spielen lassen können, und noch durch das Spielhäuschen drunter. Die Kugeln gibt‘s an einem Automaten, den die Großeltern aus ihrer Kindheit noch kennen: Einen umfunktionierten Kaugummi-Automat. Jetzt wirft man einen Euro rein, und dreht den Griff. Den Automaten haben sie von einer Spezialfirma aus Bayern, erzählt Sönning.
Kinder Klettern, Hangeln, Schaukeln, Sandeln: Eine neue Spiellandschaft ist in Bünzwangen entstanden. Ein Meisterstück der noch jungen Dorfgemeinschaft. Viele Sponsoren, viel Eigenleistung.
Vom alten Bestand ist nur die Rutsche geblieben.