Tobias Nübel spricht über seine Gründe

  • 2022 erhielt CDU-Stadtrat Tobias Nübel (rechts) den Ehrenbrief des Gemeindetags. Er wurde vom damaligen Bürgermeister Gerd Hieber gemeinsam mit GAL-Ratskollegin Heidi Kuhring ausgezeichnet. Foto: Cristina Priotto (Archiv)
  • Tobias Nübel (rechts) vergangenes Jahr nach der Kommunalwahl bei seiner offiziellen Verpflichtung ins Amt durch Bürgermeister Jens Keucher. Foto: Marcella Danner (Archiv)

Rücktritt Der CDU-Fraktionssprecher ist „mit sich im Reinen“, wie er im Gespräch mit der SÜDWEST PRESSE sagt.

Sulz. Am Tag danach macht Tobias Nübel einen aufgeräumten Eindruck. „Ich bin mit mir im Reinen“, sagt er am Dienstag im Telefonat mit der SÜDWEST PRESSE. Er hatte am Abend zuvor in der Sitzung des Gemeinderats seinen Austritt aus dem Gremium verkündet, dem er 23 Jahre lang angehörte – zuletzt als CDU-Fraktionssprecher.

Ein gutes Jahr habe er sich für die Windkraftanlagen in Sulz eingesetzt. Per Bürgerentscheid wurden die geplanten Windräder „gekippt“. Noch viel länger aber spreche er sich in der Öffentlichkeit für das regionale Gewerbegebiet aus. Wenn nun beides nicht komme, so sehe er das als klare Niederlage. „Die Bürger wollen einen Weg gehen, den ich für falsch halte“, sagt Nübel. Und deshalb könne er ihn nicht mehr weiter mitgehen. Er sei bekanntlich von Haus aus Fußballer. „Und wenn man schwere Niederlagen erleidet, dann hat das Konsequenzen.“

Bereits nach dem Nein zu den Windrädern habe er darüber nachgedacht, zurückzutreten, wenn auch „Best Invest A81“ scheitern sollte. „Das ist schon ein Signal.“ Seine Entscheidung habe er vorab niemandem mitgeteilt. „Außer meiner Frau und meinem Vater.“ Er wollte, dass die Ratskollegen ihre Beschlüsse zum Bürgerforum unbefangen treffen können, sagt er.

Als er dann in der Sitzung am Montag sein Mandat niederlegte, waren viele überraschte Gesichter in der Sulzer Stadthalle zu sehen. Von den Zuschauerrängen gab es großen Beifall. Dort hatten die Gegner des regionalen Gewerbegebiets in der Mühlbachebene zur Bürgerfragestunde Platz genommen. Hat ihm das nicht wehgetan? „Dazu bin ich schon zu lange dabei.“ Er habe dies zur Kenntnis und offenbar auch mit Humor genommen. „Ist doch schön, wenn ich den Leuten wenigstens so noch eine Freude machen konnte.“ Für ihn sei dieses Verhalten eine Frage des Stils, er spielt auch auf die Buhrufe an, die der Bergfelder Ortschaftsrat Axel Grathwol für sein öffentliches Bekenntnis zu „Best Invest A81“ kassiert hatte.

Noch in der Sitzung zückte Nübel sein Handy und informierte ihm nahestehende Menschen über seine gerade kund getane Entscheidung. „Sie sollten das von mir erfahren. Auch das ist für mich eine Stilfrage.“ Mit seinem Entschluss hadert er nicht. Er habe ihn sich reiflich überlegt. „Es bringt ja nix, wenn ich dauernd mit einem grätigen Gesicht herumlaufe. Weder meiner eigenen Fraktion noch dem übrigen Gemeinderat.“ Er müsse schließlich von seinem eigenen Tun überzeugt sein. Künftig sollten die Leute den Karren aus dem Dreck ziehen, die von deren Tun überzeugt seien. Nübel sieht auf die Stadt finanzielle Schwierigkeiten zukommen, sei es durch die immer weiter steigenden Personalkosten oder Pflichtaufgaben wie Kindergärten und so weiter. Und er fragt sich, wie die Kommune die benötigten Gelder künftig noch erwirtschaften kann.

Sein Vater, Robert Nübel, war selbst fast 20 Jahre lang Stadtrat und Mitglied des Kreistags. Was hat er ihm geraten? „Ich denke, ich bin mit 58 Jahren alt genug, um meine Entscheidungen selber treffen zu können“, sagt Tobias Nübel, und sein Lächeln dabei ist fast durchs Telefon zu hören. Sein Vater habe ihm jedoch durchaus Verständnis entgegengebracht. Genauso wie die Menschen, die dem scheidenden CDU-Fraktionssprecher seit Dienstagmorgen Nachrichten geschrieben oder ihn angerufen haben. „Ich habe viel Zuspruch bekommen, natürlich auch Bedauern.“

Bürgermeister bedauert Nübels Rücktritt

Bedauern äußert auch Bürgermeister Jens Keucher auf Nachfrage der SÜDWEST PRESSE über den Rücktritt von Tobias Nübel. Da gehe ein weiteres engagiertes Mitglied des Gemeinderats mit gesamtstädtischer Erfahrung vom Ratstisch – aus Resignation. Er frage sich zudem, so Keucher, welche Aussagekraft Nübels Entscheidung für die anderen Gremiumsmitglieder habe. Der Bürgermeister sprach von Wertschätzung des Ehrenamts, die von Bürgerseite nicht mehr selbstverständlich sei. Er selbst, so Keucher, denke nicht in Siegen und Niederlagen. „Das ist nicht meine Ambition, wenn ich in eine Sitzung gehe.“ Er wolle vielmehr, dass Entscheidungen getroffen würden, die die Gesamtstadt voranbrächten, sagt der Bürgermeister.

Für den Fußballfan und das ehemalige langjährige Vorstandsmitglied des VfR Sulz, Tobias Nübel, ist es nun an der Zeit, dass „mal Jüngere“ in Verantwortung kommen. Vielleicht sei es ja auch ganz gut, wenn sich jemand einbringe, der nicht so tief in den Themen stecke und mit einer frischen Sichtweise dran ginge, nimmt er es sportlich.

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