Potenzial für neuen Ärger
Mangelnde Transparenz, Scheibchen-Taktik, zu wenig öffentliche Informationen – die Vorwürfe, die in der Holzhauser Panoramahalle in Sachen Regionales Gewerbegebiet fielen, ähneln durchaus jenen zum Thema Windkraft. Adressat war, erneut, die Verwaltungsspitze. Angenehm fiel am Mittwoch die souveräne Art der Holzhauser Ortschaftsrätin Hannah Mittner auf. Unaufgeregt, manchmal auch deeskalierend, moderierte sie die Diskussion. Das war bei den zurückliegenden Windanlagen-Veranstaltungen nicht immer so. Dass diesmal nicht eine Bürgerinitiative, sondern Ortschaftsräte eingeladen hatten, gab dem Abend eine besondere Wertigkeit. So mancher Bürger, so manche Bürgerin hätten sich so einen „offiziellen“ Rahmen schon viel früher gewünscht.
Es wäre müßig, hier die Pros und Contras für ein Regionales Gewerbegebiet gegeneinander aufzuwiegen. Letztendlich muss sich jeder selbst seine Meinung bilden. Doch eines ist sicher – so ein Projekt würde die Landschaft der Mühlbachebenen und ihrer angrenzenden Ortschaften nachhaltig verändern. Und damit ist nicht jenes Nachhaltig gemeint, das derzeit oft ins Feld geführt wird, wenn es um den Klimaschutz geht.
Wer sich eine florierende Heimatkommune wünscht, der kann nicht immer zu allem nein sagen. Das ist klar. Irgendwoher muss das Geld ja kommen, mit dem die Stadt Sulz ihre zahlreichen Pflichtaufgaben zu bewerkstelligen hat. Aber muss das ausgerechnet die Mühlbachebene liefern? Mit ihren hervorragenden landwirtschaftlichen Böden und ihrem Naherholungsfaktor. Und stehen die Großinvestoren in diesen wirtschaftlich so angespannten Zeiten wirklich Schlange? Von den meisten der 130 Menschen, die am Mittwoch zum Infoabend gekommen waren, gab es ein klares Veto. Das Signal ist nicht neu: Schon vor 15 Jahren, als Daimler eine Teststrecke dort bauen wollte, spaltete das Thema die Gesamtstadt. Ähnlich wie vor kurzem die Windkraft. Widerstand formierte sich. Das Ergebnis ist bekannt: Das Mercedes-Benz Prüf- und Technologiezentrum ist heute in Immendingen, und auf der Mühlbachebene sind immer noch Äcker und Wiesen.
„Die Tatsache, dass diese Veranstaltung hier heute stattfindet, ist für mich ein Zeichen dafür, dass in Ihrer Gemeinde etwas schiefläuft“, sagte der Referent des Abends, Dr. Thilo Sekol. Das Thema Regionales Gewerbegebiet hat das Potenzial für einen nächsten Bürgerentscheid. Und nach der Schlappe, die die Stadt zuletzt einstecken musste, sollten Verwaltungsspitze und Gemeinderat diesmal sensibler vorgehen.