„Duell zwischen CDU und AfD“
Partei In fünf Monaten wählt Baden-Württemberg. Die CDU zeigt sich auf ihrem Parteitag für den Landkreis Hall kämpferisch. Es gehe, mal wieder, um alles. Zuvor wird noch ein Meilenstein gefeiert.
Zwei Stunden und damit doppelt so lang wie vorgesehen dauert der formale Teil des CDU-Parteitags am Freitag in den Räumen der Landmetzgerei Setzer in Wolpertshausen. Es stehen mit den Wahlen für die Vertreter in die Bezirks-, Landes- und Bundesgremien zwar nur niederrangigere Entscheidungen an. Die werden auch einstimmig getroffen.
Doch vor der Landtagswahl am 8. März 2026 wollen die Kandidaten Tim Breitkreuz (Hohenlohe) und Isabell Rathgeb (Schwäbisch Hall) die Parteifreundinnen und -freunde auf den neuesten Stand bringen, wie Breitkreuz es ausdrückt. Die Marketingexpertin Rathgeb spricht vom „Onboarding“.
Neue Geldverteilung
Tatsächlich sind die 45 stimmberechtigten Männer und Frauen schon an Bord, wenn man es nach dem Applaus und den einstimmig getroffenen Entscheidungen beurteilt. Aber es darf immer noch ein wenig mehr sein. Kreisvorsitzender Tim Breitkreuz bittet um Spenden für den Wahlkampf. „Jedes Plakat und jeden Luftballon müssen wir selbst bezahlen“, erläutert er. Denn die Verteilung der Mitgliedsbeiträge bedeute für Hall und Hohenlohe: Von der Basis fließe mehr Geld auf Landes- und Bundesebene, als von dort als Zuteilung zurückkomme.
Daher weist Breitkreuz auf einen Rundbrief hin, von dem er hofft, dass er nicht missverstanden wird. Neumitglieder, eines davon ist auf der Versammlung dabei, bezahlen heute weit mehr Beitrag als altgediente Parteigänger. Denn bei vielen wurden die Beträge seit der Umstellung auf den Euro nie mehr erhöht. Daher bittet die Parteispitze nun darum, dass die CDU‘ler in sich gehen und mehr überweisen.
„Das ist eine freiwillige Beitragsanpassung“, betont Breitkreuz mehrfach. Und dieser Beitrag fließe zu 100 Prozent in die allgemeine Parteikasse der Kreis-CDU und nicht etwa in Extratöpfe für Wahlkämpfe. Von diesem Geld werde bald ein noch stabilerer Beitrag zurück in die Ortsverbände geleitet. Die erhalten drei Prozent der Summe der Mitgliedsbeiträge für ihre Arbeit zurück. Das bedeutet: Je mehr Mitglieder ein Ortsverband anwirbt, desto höher fällt der Zuschuss aus der Kreiskasse der Partei aus. Das soll ein Ansporn sein und zu einer kalkulierbaren Kassenlage vor Ort führen.
Im Wahlkreis unterwegs
Geld für Sonderaktionen sei natürlich auch willkommen. So hat Tim Breitkreuz bereits eineinhalbtausend Eisportionen bei einer Sommertour verteilt. „Jeder Kontakt zählt“, sagt er. Von den 1400 CDU-Mitgliedern in den beiden Landtagswahlkreisen Hall und Hohenlohe möge doch jeder so viele Mitmenschen wie möglich von der CDU überzeugen. Auch wenn Cem Özdemir (Bündnis 90/Die Grünen) in Umfragen zur Beliebtheit vorne liege: „Der Cem wird niemals Ministerpräsident. Es ist ein Duell zwischen CDU und AfD“, so Breitkreuz. Die Grünen seien weit abgeschlagen.
Zum ersten Mal greift das neue Wahlrecht. 70 der 120 regulären Sitze werden ähnliche wie bisher schon bei Bundestagswahlen direkt aus dem Wahlkreis vergeben. Der Stimmenkönig zieht dabei garantiert in den Landtag ein. Heißt: Liegt die AfD vorn, hat die CDU das Nachsehen. Was im Osten Realität ist, prognostiziert eine Umfrage des Instituts INSA, die am Rande der Versammlung die Runde macht: AfD vor CDU in einigen Wahlkreisen in Nordwürttemberg. So auch in Hall und Hohenlohe.
Wahlkampf läuft längst
Noch kann sich viel ändern. Darauf warten möchte Isabell Rathgeb, CDU-Landtagskandidatin für Hall, nicht. Sie will etwas dafür tun: „Da kann man nicht bald genug mit anfangen“, sagt die scheinbar dauerhaft gut gelaunte Unternehmerin aus Stimpfach über den Landtagswahlkampf. „Ziel ist eine schwarz geführte Landesregierung.“ Bilder aller CDU-Aktivitäten projiziert sie an die Wand. Die Botschaft kommt an: Die Kandidaten sind ansprechbar und in der Fläche präsent.
Rathgeb hat alle weiterführenden Schulen angeschrieben und einen Besuch angeboten. „Viele Schüler kennen nicht einmal den Namen des Bürgermeisters ihrer Stadt“, musste sie erfahren. Und dabei würden doch so viele wichtige lokalpolitische Entscheidungen direkt vor der Haustür getroffen. Breitkreuz und Rathgeb wollen auch in Ecken, in denen die AfD „erschreckend hohe“ Ergebnisse erzielt, Flagge zeigen. Breitkreuz lädt prompt zu einer Zwölf-Stunden-Wanderung an die Jagst mit vielen Stationen.
Bevor es in einem emotionalen Vortrag über eine Ehe geht, die trotz Stasi-Schikanen über den Eisernen Vorhang hinweg Bestand hat (Bericht heute auf Seite 11), wird ein Jubilar gefeiert.
23 Jahre dabei
Auf den Tag genau ist Christian von Stetten 23 Jahre lang im Bundestag. Am 17. Oktober 2002 trat das Parlament zu seiner konstituierenden Sitzung im Berliner Reichstagsgebäude zusammen. Der damals 32-jährige Unternehmer hatte am 22. September 2002 die meisten Stimmen in seinem Wahlkreis erhalten. „Christian von Stetten konnte das Direktmandat sieben Mal in Folge gewinnen – so oft wie kein anderer Abgeordneter der Region Heilbronn-Franken seit der ersten Bundestagswahl im Jahr 1949“, erläutert Tim Breitkreuz. Prof. Dr. Wolfgang Freiherr von Stetten (1990 bis 2002) kam auf drei Amtszeiten, Dr. Philipp Jenninger (1969 bis 1990) zuvor auf sechs.
Breitkreuz: „Jetzt bist du Vorsitzender des Ausschusses für Wirtschaft und Energie: Du spielst ganz oben mit.“ Isabell Rathgeb überreicht einen Geburtstagskuchen mit der Zahl 23 darauf. „Ganz herzlichen Dank“, sagt Christian Freiherr von Stetten. Der ehemalige Mr. Bundestag gibt sich bescheiden: „Eine Amtszeit allein ist noch kein Verdienst. Man könnte auch sagen, er klebt am Stuhl.“ Es sei nicht seine eigene Leistung, sondern die der vielen CDU-Mitglieder im Bundestagswahlkreis. Das seien eben „Pfundskerle“ und „gute Leute“, die ihn unterstützten. Er gibt die Marschrichtung aus: „Wir haben nur ein Ziel: Die beiden super CDU-Kandidaten für die Landtagswahl 2026 unterstützen.“
Die beiden bieten ihm wiederum prompt ihre Unterstützung an: Falls er den Kuchen nicht allein essen wolle, seien sie gerne bereit mitzuhelfen. Rathgeb: „Der Nachtisch ist gesichert.“
Viele Schüler kennen nicht einmal den Namen des Bürgermeisters ihrer Stadt. Isabell Rathgeb Teil des CDU-Kreisvorstands
Unser Ziel: Die beiden super CDU-Kandidaten für die Landtagswahl 2026 unterstützen. Christian von Stetten CDU-Bundestagsabgeordneter