Querfeldein dem Alltag die rauen Kanten stehlen

  • Sport ist Mord, und was schert uns die Meinung der anderen? Die Gruppe Namenlos sind rigoros. Foto: Daniela Röhling
  • Grell und bunt, gespickt mit neonfarbig Applikationen weist uns "Namenlos" den Weg in den Wahnsinn des Alltags Foto: Daniela Röhling

Bühne Ein Kabarettistenteam wird bunt zusammengewürfelt. Ob das gut geht? Die Antwort gab es in Matzenbach.

Fichtenau. Kühbach, so heißt das Dorf, aus dem die Künstler stammen. Um zu lokalisieren, wo genau das Dorf nun liegt, sahen sich die Kabarettisten gezwungen, zwei bekannte Schlagwörter ins ahnungslose Publikum zu werfen: Zwischen Aichach und Schrobenhausen – ihr wisst scho. Und ob, ein wissendes Aha raunte durchs Publikum. Geht doch und das Eis war gebrochen.

Wobei die größte Sorge der Künstlergruppe galt dann doch der innerdeutschen Völkerverständigung. „Was, wenn die uns etz gar net verstehen.“ So weit kam es dann doch nicht. Dialekt hin oder her, der deutschen Muttersprache sei Dank. Die Matzenbacher sind ja ein gewieftes Völkchen. Nun aber zum Kerngedanken des Abends. Vier Frauen und zwei Männer haben eine Mission. Den Alltag, seine Ecken und Kanten auf die Schippe nehmen. Im Originalton von Namenlos klingt das so: „Zum Schluss werdt‘s sogn, des kenn i aa. Genau so hätt‘s mich aa treffa könn‘.“

Etwas sehr puristisch kamen die einzelnen Sketche daher. Doch was so offen komisch wirkte, traf ab und an des Pudels Kern. Siehe Körperkult. Die vier Damen aus Bayern zwängen sich in ihr Fitnesstrikot. Frisch aus den 80er-Jahren entkommen, gleiten sie mit Hula-Hoop-Reifen auf die Bühne. Klar macht ja jeder so. Doch nach nur fünf Sekunden die Ernüchterung: „Ja, is des schwer.“ So will man sich nicht quälen. Eine der Vier verschwindet, zerrt vier überdimensionale Rettungsringe auf die Bühne – und schon klappt der Hüftschwung.

Nun bleibt abzuwägen. Sport ist Mord und der Hüftspeck gar net so schlimm – oder aber sei zufrieden, wie du bist; es passt schon irgendwie. Doch die Gedanken sind frei und vielleicht wollen die Kabarettisten diesen Tiefgang gar nicht. Unterhalten als Tagesziel.

Nahtlos ging es zum nächsten Thema: „Älter und komisch werden, vom Wahnsinn Familienalltag bis hin zur Volkskrankheit Schilddrüsenunterfunktion“. Der Gaudiwurm aus Kühbach rollte darüber hinweg.

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