„Ich stelle Fragen“

  • Peter Gansky ist seit 25 Jahren Stadtrat in Crailsheim und Fraktionsvorsitzender der Bürgerliste (BLC). Jetzt will er seine kommunalpolitische Erfahrung als Oberbürgermeister der Stadt einbringen. Foto: Christine Hofmann

Kandidatenporträt Stadtrat Peter Gansky will Oberbürgermeister in Crailsheim werden. Dabei setzt er auf pragmatische Lösungen, Bürgerbeteiligung und eine klare Linie in der Finanzpolitik.

Kurz vor dem Fränkischen Volksfest hatte der langjährige Stadtrat und Fraktionsvorsitzende der Bürgerliste Crailsheim (BLC) seine Kandidaturabsicht für das Oberbürgermeisteramt mit drei kleinen Anzeigen im Stadtblatt publik gemacht. Ist er seitdem im Wahlkampfmodus? „Nein“, sagt Peter Gansky. „Ich will nicht mit allen Mitteln oder harten Bandagen kämpfen. Ich will da sein. Bereit sein.“ Eine Spaß-Kandidatur betreibe er keinesfalls. Seine Motivation, gegen den Amtsinhaber Dr. Christoph Grimmer anzutreten, der für eine zweite Amtszeit kandidiert, ist diese: „Es gehört sich einfach, dass sich ein Stadtrat aufstellen lässt. Ich habe schließlich 25 Jahre kommunalpolitische Erfahrung als Stadtrat.“

Bei der Oberbürgermeisterwahl vor acht Jahren hatte er bereits vor, seinen Hut in den Ring zu werfen. „Damals waren genügend geeignete Kandidaten da, deshalb habe ich gar nicht erst kandidiert.“ Seit dieser Legislaturperiode besitzt die Bürgerliste, die Gansky gegründet hat, Fraktionsstatus. Das bestärkt ihn in seiner Kandidatur.

Im Kreistag für dieBasis

Ein Nein-Sager sei er nicht, stellt Gansky klar, auch wenn er im Gemeinderat öfter gegen den Trend abstimmt. „Ich stelle Fragen.“ Im Kreistag vertritt er seit vier Jahren die Basisdemokratische Partei Deutschland, „dieBasis“. „dieBasis steht für eine neue Art von Politik, für Achtsamkeit, Schwarmintelligenz, Bürgerforen und Bürgerentscheide. Wir hören die Bürger an und nehmen sie ernst.“ Diese Art von Kommunalpolitik will der 64-Jährige, der verheiratet ist und drei erwachsene Söhne hat, auch in Crailsheim praktizieren, sollten ihm die Bürgerinnen und Bürger am 2. November das Vertrauen aussprechen. Um dieses wirbt er mit dem Slogan „Verantwortung übernehmen und Bürgernähe leben“.

„Verantwortung übernehmen, das bin ich gewohnt.“ Auch sei er es gewohnt, die Rollen zu wechseln und anderweitig Verantwortung zu übernehmen, sagt der Pfarrer a. D., der als Religionslehrer an der Kaufmännischen Schule in Crailsheim arbeitet. „So einen Berufswechsel könnte ich mir jetzt noch mal gut vorstellen.“

Pinnwand mit Gedanken

Seit dem vergangenen Wochenende hängen weitere Plakate in Crailsheim, die das Schwarz-Weiß-Bild eines OB-Kandidaten vor gelbem Hintergrund zeigen. Ganskys Wahlwerbung zeigt große Ähnlichkeit zu der des Oberbürgermeisters. „Das waren schon bei der Kommunalwahl 2024 unsere Farben“, betont Gansky. Und wie in Grimmers Wahlprogramm hat auch Peter Gansky fünf Themenbereiche definiert, die er in seinem Werbeflyer als Pinnwand seiner Gedanken und Ideen präsentiert.

Zu jedem Themenblock sind Fragen formuliert. „Sie ärgern sich über Staus oder haben Angst, Rad zu fahren? Busfahren und Parken sollte erschwinglich sein? Und all die maroden Straßen nerven Sie schon lange?“, heißt es etwa unter der Überschrift „Mobilität und Verkehr“. Ganskys Antworten auf diese Fragen sind: Straßen früh sanieren, statt teuer zu erneuern, zentrale Ampelsteuerung auf einem Zentralrechner, mehr Grün als Rot an den Ampeln, kostenlos auf dem Volksfestplatz parken, Radwege sinnvoll verbinden und besser planen, genügend E-Ladesäulen errichten und den ÖPNV bürgernah planen und betreiben.

Kritiker des Hangar-Kaufs

In der Rubrik „Kultur und Lebensgefühl“ outet er sich als Kritiker des Hangar-Kaufs als Stadthalle – was wenig überraschend ist, da er sich mehrfach klar zu diesem Thema positioniert hat. Nun stellt Gansky einen Bürgerentscheid zum Bau einer Kulturhalle in Aussicht. Ein weiteres Streitthema aus dem Gemeinderat taucht in seinem Wahlprogramm auf: „Wer braucht und möchte ein Klimawäldchen?“ Der Beschluss, einen „Smart Forest“ auf dem Berliner Platz anzulegen, wurde kürzlich erneut vom Rat gefasst, nachdem das Thema per BLC-Antrag nochmals auf die Tagesordnung gekommen war.

Ebenfalls deutliche Worte findet der Oberstudienrat in den Ratssitzungen regelmäßig für die Kinderbetreuung und die Ganztagsbetreuung an Schulen. Im Flyer fragt er: „Sehen Sie als Mutter/Vater im Schichtdienst, wie Kinderkrippen einseitig ein Lebensmodell subventionieren, Sie aber unbeachtet bleiben?“ Gansky spricht sich für die schnelle Sanierung von Kindergärten, Krippen und Schulen aus und stellt klar: „Kinderkrippen: Ja. Aber erziehende Mütter/Väter nicht vergessen.“ Und er sagt gleichzeitig: „Frühkindliche Bildung bei Mama/Papa.“

Für eine attraktive Innenstadt hat Gansky konkrete Vorschläge: Stühle auf dem Markt- und Schweinemarktplatz, mobile Bepflanzung und Beschattung, genügend große Mülleimer und Trinkwasserbrunnen für den Hitzesommer. Die Frage „Braucht es eine teure Freiraumplanung?“ beantwortet er mit einer weiteren Frage: „Kann man vieles nicht kostengünstig verändern?“ Kritisch hinterfragen will er zudem das „kostspielige“ Stadtmarketing.

Nach 25 Jahren als Stadtrat weiß Gansky, dass ein verantwortungsvoller Umgang mit Finanzen unerlässlich ist. „Mit der Entscheidung zum Bau der Klärschlammverwertungsanlage in Dinkelsbühl haben wir 20 Millionen Euro versenkt. Das war die Dimension einer Stadthalle“, sagt er. (Anm. d. Red.: Die Klärschlammverwertungsanlage (KSV) musste Insolvenz anmelden, was die beteiligten Kommunen finanziell zum Teil bis heute belastet.) Seither überlege er stets genau, wofür welche Summen ausgegeben werden – und frage lieber noch einmal kritisch nach. Ein genaues Studium der Sitzungsvorlagen ist für ihn selbstverständlich, oft macht er sich zuvor ein Bild von den Gegebenheiten vor Ort.

Den prüfenden Blick, den er als Stadtrat hat, will er als Oberbürgermeister nicht ablegen. Dass er keine Verwaltungsausbildung mitbringt, sieht er nicht als Problem. „Ich bin in meinem jetzigen Beruf ein Quereinsteiger und wäre es auch als OB“, sagt Gansky – und fügt lachend an: „Und quer denken kann ich auch.“

Ich bin in ­meinem jetzigen Beruf ein Quereinsteiger und wäre es auch als OB.

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