„Es ist ein Traum. Wir wollten das Ding gewinnen“

  • Als Siegerpaar drehen Samanta Breitkreuz und Simon Kiehlbrey ihre letzte Tanzrunde des Nachmittags auf dem Festplatz. Foto: Janine Höfler
  • Der Hammel des diesjährigen Onolzheimer Hammeltanzes ist der Hauptgewinn am Montagnachmittag. Foto: Lea Podschun
  • Nach dem Hammeltanz gibt es auch von der Stadt Glückwünsche an die Gewinner (von links): OB Dr. Christoph Grimmer, Siegerpaar Samanta Breitkreuz und Simon Kiehlbrey, Ortsvorsteher Gerhard Neidlein und Büttel Timo Kratzer. Foto: Janine Höfler
  • „Herzlichen Glückwunsch“, ruft es von allen Seiten in Richtung Samanta Breitkreuz und Simon Kiehlbrey. Foto: Janine Höfler

Brauchtum Samanta Breitkreuz und Simon Kiehlbrey sind das Siegerpaar des Hammeltanzes in Crailsheim-Onolzheim.

Bevor der ungeduldig erwartete Hammeltanz in Onolzheim startet, stehen Simon Kiehlbrey und Freundin Samanta Breitkreuz, 24, vor dem Festplatz und plaudern mit ihren Mittänzerinnen und Mittänzern. „Eine gewisse Anspannung ist schon da“, gibt Simon Kiehlbrey zu. Für den 26-Jährigen ist es das vierte Mal, dass er in Onolzheim um Schwert und Hammel tanzt. „Einfach tief durchatmen. Wenn es dann losgeht, ist es pure Freude.“

Die beiden ahnen noch nicht, was sie an diesem Tag mit nach Hause nehmen dürfen. Insgesamt zwölf Paare sind in diesem Jahr dabei, darunter drei neue Tänzerinnen und Tänzer, die zum allerersten Mal beim Hammeltanz antreten.

Tradition ist Heimat und Liebe

Dreimal erklingen die Schellen des Büttels Timo Kratzer, mit denen er sich das Gehör des Publikums verschafft. Es folgen die Vorlesung der Stiftungsurkunde durch den Herold und der Tanz einer Kindergruppe in Trachten. Dann läuten erneut die Schellen und Kratzer begrüßt die Anwesenden „uff em schönste Hoheloer Fescht“, welches in diesem Jahr bereits zum 549-mal gefeiert wird.

Kratzer übergibt das Grußwort an den Crailsheimer Oberbürgermeister Dr. Christoph Grimmer. „Onza steht im Wald“ lautet das Motto des Festumzugs. „Als ich das gehört habe, stand ich auch erstmal im Wald“, gesteht Grimmer. Oder in der Jugendsprache, wie er es ausdrückt, sei er erst einmal „lost“ gewesen und gespannt, was man denn aus diesem Motto heraushole. Doch es sei ein fantastischer, farbenfroher Umzug geworden, findet Grimmer. Zwar habe es die ein oder andere Komplikation gegeben, beispielsweise mit dem TÜV, doch es war „gut, wie ihr wieder damit umgegangen seid“.

Im Anschluss erhebt Kratzer, der bereits zum dritten Mal Büttel ist, erneut das Wort. Er macht auf die Tanzpaare aufmerksam, es werde jetzt gleich spannend. Nur ein Paar könne gewinnen und dies stelle sich heraus, wenn der Wecker klingelt. „Das ist mehr als ein Fest“, sagt er. „Das ist Heimat, das ist Liebe“, macht Kratzer deutlich, was die Tradition für ihn so besonders macht. „Ich hebe jetzt meinen Krug und beende meine Rede, weil es jetzt mit dem Tanzen losgeht“, verkündet er auf Hohenlohisch. „Kapelle, spiel auf!“

Der Wecker ist gestellt

Dann stellen sich die Tanzpaare im Kreis um den Baum auf und legen los, als die Blaskapelle aus Onolzheim das erste flotte Lied anstimmt. Dafür ernten sie Jubel aus dem Publikum. Der Büttel stellt den Wecker und dann geht es los. Es folgt eine gemächliche Runde, bei der die Paare langsam den Kreis entlang schreiten, bevor die Musik wieder einsetzt. Nach jedem Tanz wandert das Schwert über Timo Kratzer weiter zum nächsten Paar. „Seid ihr aufgeregt? Ich an eurer Stelle wäre es“, sagt er und lacht, als er das Schwert an die nächsten weiterreicht. Und so geht es weiter und weiter im Kreis.

„Jetzt scheint auch noch die Sonne. Das wird ein langer Tanz“, mutmaßt eine Zuschauerin, während sie beobachtet, wie die Paare langsam an ihr vorbeispazieren. Ab und zu lassen die sich aus den Zuschauerreihen Pappbecher oder Schnapsflaschen reichen und nippen daran. Denn wer weiß, wie lange sie noch laufen und tanzen. Immer wieder grölen Fans Namen der Tänzerinnen und Tänzer und feuern sie an.

„Drrrrinnnggg“ – der Wecker setzt dem Hammeltanz ein abruptes Ende. Zuschauer und Tänzer kreischen. Nach knapp 40 Minuten halten Samanta Breitkreuz und Simon Kiehlbrey das Schwert in den Händen und sind damit das Siegerpaar des Hammeltanzes 2025. Mit feuchten Augen fallen sie ihren Mittänzern um den Hals. „Unsere Königin und unser König, sie leben hoch, hoch, hoch!“ Dreimal wirft die Menge Kiehlbrey in die Höhe. Danach tanzen er und Samanta Breitkreuz ein letztes Mal blumenstraußschwingend über den Festplatz. Das Lachen ist ihnen nicht mehr aus dem Gesicht zu wischen.

„Ich würde gerne beschreiben, wie es war, als der Wecker geklingelt hat, aber es geht nicht“, berichtet der Hammeltanz-König. „Meine Freundin Samanta und ich wollten das Ding gewinnen. Es ist ein Traum, weil man es nie in der Hand hat. Es ist einfach bombastisch.“ Für das junge Paar war es der erste Sieg beim Hammeltanz. Aber den wollen sie nächstes Jahr auf jeden Fall verteidigen. Das stehe jetzt schon fest.

Ich würde gerne beschreiben, wie es war, als der Wecker geklingelt hat, aber es geht nicht. Simon Kiehlbrey Hammeltanz-König

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