Viele giftige Bergetappen

  • Der langjährige Tour-Direktor Christian Prudhomme bei der Präsentation der 21 Etappen in Paris. Foto: ANNE-CHRISTINE POUJOULAT/afp

Radsport Die Tour de France verspricht auch 2026 jede Menge Spektakel – Sorgen wegen des geplanten Auftakts in Barcelona aber bleiben auch nach der Präsentation.

Acht giftige Bergetappen, 3333 Kilometer im Sattel und eine doppelte Kletterpartie hinauf nach Alpe d‘Huez zur Entscheidung: Die Tour de France spart auch im Jahr 2026 nicht mit Highlights. Der komplizierte Grand Départ in Barcelona aber wirft auch nach der offiziellen Streckenpräsentation am Donnerstag in Paris einen Schatten der Besorgnis auf die 113. Ausgabe.

Ab dem 4. Juli kommenden Jahres will Radsport-Dominator Tadej Pogacar seinen fünften Gesamtsieg und den dritten in Folge einfahren – und der deutsche Hoffnungsträger Florian Lipowitz an seinen überragenden dritten Platz von 2025 anknüpfen. Dafür müssen beide insgesamt acht Gebirgsetappen überstehen, von denen fünf oben auf dem Berg enden. Die endgültige Entscheidung dürfte auf der 19. und 20. Etappe fallen. In beiden Fällen muss der legendäre Schlussanstieg hinauf ins Skigebiet Alpe d’Huez bezwungen werden – von zwei verschiedenen Seiten aus.

„Das hatten wir schon lange im Kopf“, sagte Tour-Direktor Christian Prudhomme. Er habe unbedingt auch die Auffahrt von der ungewohnten Seite aus ins Programm aufnehmen wollen, führte er aus: „Aber wir dachten, dass wir nicht zur Alpe d‘Huez fahren könnten, ohne die 21 legendären Kurven zu nehmen. Die Leute würden das nicht verstehen. Also mussten wir es zweimal machen.“

Ob die Fahrer Prudhommes Enthusiasmus nach fast drei Wochen im Sattel teilen werden? Immerhin werden neben den Alpen zuvor auch die anderen vier Gebirgsmassive Frankreichs – die Pyrenäen, das Zentralmassiv, die Vogesen und das Jura – Teil der dreiwöchigen Rundfahrt mit 21 Etappen sein. Mehrere Anstiege wie der hinauf nach Gavarnie-Gèdre (6. Etappe) sind zum ersten Mal im Programm, hinzu kommen Klassiker wie der Col du Tourmalet und der Col du Galibier, mit 2642 m Höhe das Dach der Tour. Das Finale in Paris führt wie schon im Vorjahr über den giftigen Hügel Montmartre – dennoch könnte es wieder zur traditionellen Massensprint-Entscheidung auf den Champs-Élysées kommen, da die Überquerung diesmal weiter vom Ziel entfernt liegt als im Vorjahr.

Doch auch wenn davon bei der Präsentation wenig zu spüren war: Problem bleibt der Auftakt in Katalonien mit seinem schwierigen Bergzeitfahren in Barcelona auf der ersten Etappe. Denn wie anfällig eine große Rundfahrt sein kann, hat Prudhomme zuletzt selbst erlebt.

Im September war die ebenfalls von der A.S.O. veranstaltete Vuelta in Spanien im Chaos versunken. Propalästinensische Aktivisten hatten wiederholt ins Rennen eingegriffen, ehe bei der Schlussetappe in Madrid Demonstranten-Mengen den Abbruch herbeiführten – und die Blaupause schafften, wie man eine Freiluftveranstaltung beenden kann.

Eine Verlegung des Spanien-Auftakts ist offiziell kein Thema. Prudhomme verweist auf rund 28.000 Polizisten, die Frankreichs Sportheiligtum jährlich absichern und auf eine Verbesserung der Lage in Nahost in den vergangenen Wochen. Ob sich die Lage bis kommenden Sommer aber soweit entspannt, dass Aktivisten keinen Anlass für Eskalation sehen: fraglich; auch wenn das besonders adressierte Team Israel-Premier Tech seine Verbindungen zum Staat Israel lösen will.

Bei den Frauen findet der Start der Rundfahrt ebenfalls im Ausland statt: Am Schweizer Nationalfeiertag, dem 1. August, in Lausanne. Zum zweiten Mal nach 2024 (Rotterdam) verlässt die Tour de France Femmes damit ihr Stammland für den Grand Départ. Großer Höhepunkt der fünften Ausgabe ist die erstmalige Bergankunft auf dem legendären Mount Ventoux auf der achten von neun Etappen.

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