Schädliche Chemie fließt meist ungefiltert in Flüsse

Vortrag Akademie Schloss Kirchberg stellt dar, wie die Stoffe wirken, welche Filtermöglichkeiten es gibt. 

Kirchberg. Täglich fließen zahlreiche schädliche und toxische Spurenstoffe in die Gewässer der Region, die durch die herkömmlichen Kläranlagen nicht entfernt werden können. Diese haben negative Auswirkungen auf die Lebewesen in den Flüssen. Mit der sogenannten vierten Klärstufe gibt es eine Möglichkeit, diese für den tierischen und menschlichen Organismus schädlichen Stoffe zu einem hohen Anteil zu entfernen, sodass sie nicht in den Wasserkreislauf und dadurch teilweise sogar ins Grundwasser gelangen.

Seit 2008 bekommen Kommunen vom Land Baden-Württemberg – je nach den örtlichen Voraussetzungen – für die Umrüstung der Kläranlagen mit einer vierten Klärstufe zwischen 20 und maximal 80 Prozent Zuschuss. Trotzdem werden allerorten Kläranlagen saniert, ohne die vierte Klärstufe einzubauen. Denn bisher ist der Einbau nicht verpflichtend. In Hohenlohe gibt es bislang eine vierte Klärstufe in Öhringen, Schwäbisch Hall baut derzeit eine ein, schreibt der Veranstalter in einer Pressemitteilung.

Ansonsten fließen die Spurenstoffe, die schon in kleinsten Mengen schädlich sein können, ungefiltert in Kocher, Jagst und Tauber. Dort baden und schwimmen an vielen Stellen im Sommer Kinder und Erwachsene. In Künzelsau gibt es am Kocher sogar ein öffentliches Bad.

Die Fischer der zahlreichen Fischereivereine entlang dieser Flüsse angeln jährlich zentnerweise Fische aus diesen Flüssen zum Verzehr für Familie und Freunde. Doch bisher haben diese Gruppierungen den umliegenden Städten und Gemeinden an den Flüssen öffentlich noch keinen großen Druck gemacht. So bewirken Antibabypille und Hormontabletten, die eins zu eins ausgeschieden werden und ungefiltert in die Bäche und Flüsse gelangen, dass die Fische Zwitter beziehungsweise unfruchtbar werden und sich so nicht mehr vermehren können.

Viele Stoffarten

Vor allem im Sommer, bei langen Trockenzeiten, ist die Konzentration der Spurenstoffe erhöht.  Neben Hormonen geht es auch um Industriechemikalien, Weichmacher aus Kunststoffen, Lösungsmittel, Medikamenten aller Art, wie Antibiotika oder Stoffe, die das Immunsystem beeinträchtigen. Auch perfluorierte Verbindungen von Imprägnier- und Flammschutzmittel finden sich im Wasser wieder.

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