Pflanzen als Regenmacher

  • Für Dürren sei nicht nur die Klimakrise verantwortlich, sondern auch die aktuelle Form der Landnutzung, sagt Geograf Stefan Schwarzer. Beschreibung Einzelne Gerstenhalme stehen auf einem trockenen Feld. Service+++ dpa-Bildfunk +++Aufnahmedatum20.07.2022Bildnachweispicture alliance/dpa | Daniel Vogl

Landwirtschaft Die Bäuerliche Erzeugergemeinschaft und der Naturschutzbund BUND diskutieren auf Schloss Kirchberg übers Wasser. Dabei geht es vor allem um Möglichkeiten der Speicherung im Boden.

Boden und Wasser in der Klimakrise – wie gelingt Ressourcen schonende Landwirtschaft?“ Unter diesem Motto hatte der BUND-Regionalverband Heilbronn-Franken gemeinsam mit der Akademie Schloss Kirchberg und der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall (Besh) am Donnerstagabend ins Schloss Kirchberg eingeladen.

„Dass der große Rittersaal voll besetzt war, zeigte, wie sehr das Thema besonders die Landwirte drängt, denen die Dürreerfahrungen der letzten Jahre große Sorgen bereiten“, schreibt der BUND-Regionalverband in einem Bericht über die Veranstaltung.

In seinem Vortrag sagte der Geograf Stefan Schwarzer gleich zu Beginn: „Wir müssen wieder Wasser pflanzen.“ Denn nicht nur die Klimakrise sei für die Dürren verantwortlich, sondern auch die aktuelle Form der Landnutzung und Landwirtschaft. Dass sich Ackerbrachen und versiegelte Bereiche um ein Vielfaches stärker erhitzen als begrünte Flächen, liegt daran, dass Pflanzen Wasser verdunsten und dadurch ihre Umgebung abkühlen. „Und das funktioniert schon beim Löwenzahn“, erklärte Schwarzer und belegte dies mit Aufnahmen von Wärmebildkameras.

Effektiv wie zehn Klimaanlagen

400 Liter Wasser gibt ein großer Laubbaum am Tag an die Luft ab und kühlt damit so effektiv wie zehn Klimaanlagen. So erklärt sich auch, dass der Amazonasregenwald dem Land über Verdunstung mehr Wasser zuführt als der gleiche Strom dem Meer. Diese „fliegenden Flüsse“ gibt es auf jedem Kontinent und das Prinzip wirkt auch im Kleinen. Außerdem liefern Bäume über Duft- und Botenstoffe Kondensationskerne, an denen sich in der Luft Wassertropfen bilden können, heißt es weiter. „So schaffen sich Wälder ihre eigenen Wolken und ihren eigenen Regen.“ Schwarzers Lösung: „Wir müssen mehr Wasser verdunsten, damit es feucht bleibt.“ Doch dazu brauche es auch den Wasserspeicher im Boden – insbesondere mehr Humusaufbau und ein Wassermanagement, das das kostbare Nass in der Landschaft hält, anstatt es, wie derzeit üblich, mit Drainagen so schnell als möglich von den Feldern zu leiten. Besonders die Landwirtschaft sei dabei Teil der Lösung.

Vieles davon setzt Landwirt Michael Reber aus Schwäbisch Hall-Gailenkirchen nach den Prinzipien der regenerativen Landwirtschaft bereits um. Bei ihm gibt es keine Ackerbrachen: Stoppeln und Wurzeln bleiben im Boden. Um die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten, setzt er auf Vielfalt. Wenn Mais aufs Feld kommt, dann nur in Mischkultur mit Sorghum, Sonnenblumen, Hafer oder Wicken. „Wir müssen das Bodenleben vielfältig füttern, damit wir seine Vielfalt erhalten. Und wir müssen Humus aufbauen, um Wasser zu speichern.“

Im Winter will Michael Reber deshalb 400 Meter Hecken pflanzen. Dieses Vorhaben wird aber über keine Agrarförderung honoriert. Dass genau dies Teil des Problems ist, wurde in der Diskussion deutlich, heißt es weiter. Sowohl Karin Haug vom BUND-Regionalverband als auch Martin Bachhofer, BUND-Landesgeschäftsführer, machten klar, dass sie auch in diesem Punkt voll hinter der Bauernschaft stehen: „Ökosystemleistungen müssen besser honoriert werden!“

Ohnehin habe unter den Teilnehmern des Abends Einigkeit geherrscht, dass eine bessere Vernetzung nötig ist – ob Landwirtschaft, Umweltverbände oder Gesellschaft. „Aber das bekommen wir auch ohne die Bürokratie hin“, war sich Karin Haug sicher, die dafür viel Applaus bekam. Ebenso Rudolf Bühler von der Besh, der betonte, dass er die Kooperation der Besh mit dem BUND ausbauen wolle.

Wir müssen mehr Wasser verdunsten, damit es feucht bleibt. Stefan Schwarzer Geograf

Wir müssen das Bodenleben vielfältig füttern, damit wir seine Vielfalt erhalten. Michael Reber Landwirt aus Schwäbisch Hall

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