Der Nachbar, der immer hilft

  • Der Nachbar. Droemer, 368 Seiten, 25 Euro. Droemer Knaur
  • Erfolgsautor Sebastian Fitzek. Britta Pedersen

Literatur In Sebastian Fitzeks neuem Psychothriller wird die Fürsorge schnell zur Bedrohung.

Berlin. Es klingt eigentlich harmlos: Ein Nachbar kauft für seine Nachbarin ein, er entsorgt Abfälle für sie und installiert sogar ein Nachtlicht im Schlafzimmer. Doch der neue Psychothriller von Bestseller-Autor Sebastian Fitzek wäre kein richtiger Fitzek, wenn diese vermeintliche Idylle nicht dramatisch umschlägt. Die Gefahren lauern in der Nachbarschaft. Darum geht es im neuen Buch des Berliner Autors, der mit Thrillern („Die Therapie“, „Der Heimweg“), Sachbüchern und humorvollen Titeln („Elternabend“) häufig auf dem ersten Platz der Bücherlisten landet. Naheliegend ist die Wahl des Buchtitels: „Der Nachbar“. Er möge Titel, die auf den ersten Blick harmlos klingen, aber auch eine düstere Bedeutung haben könnten, sagt Fitzek. „Nur durch ein einziges Wort kann schon ein Bild im Kopf entstehen.“ So sei es auch beim „Nachbarn“. Menschen seien gerne in einer guten Nachbarschaft. Es gibt tolle Nachbarn, aber man hat eben auch die andere Sorte. Mit dieser „anderen Sorte“ sieht sich Fitzeks Protagonistin Sarah Wolff im neuen Thriller auf extreme Art konfrontiert.

Die Strafverteidigerin, die mit ihrer Tochter an den Stadtrand Berlins gezogen ist, leidet an einem traumatischen Erlebnis aus ihrer Kindheit und hat Probleme mit dem Alleinsein. Eine Person, die sich selbst als der „Nachbar“ bezeichnet, kümmert sich auf zunächst fürsorgliche (und übergriffige) Weise um sie – bleibt dabei aber unsichtbar. Sarahs Kühlschrank wird etwa mit Lebensmitteln von einer Einkaufsliste aufgefüllt, die sie zu Hause hat liegen lassen. In einer anderen Stelle im Buch wundert sich die Protagonistin, wer ihr das Nachtlicht im Schlafzimmer angebracht hat, das sie sich online zwar ausgesucht, aber bisher nicht bestellt hatte. Doch die Fürsorge kippt schnell in Bedrohung um, als der „Nachbar“ sich immer mehr in ihr Privatleben einmischt. Er bestraft Menschen aus Sarahs Umfeld brutal, die seiner Ansicht nach für ihre psychischen Probleme verantwortlich sind.

Wer einen Fitzek liest, gibt das Buch nicht so schnell mehr aus der Hand. So ist es auch bei „Der Nachbar“. Der Schriftsteller beschäftigt sich auf den knapp 370 Seiten nicht nur mit den Gefahren aus der nahen Umgebung, sondern auch mit der Angst vor dem Alleinsein und dem Thema Stalking.

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