Die erste Hürde ist genommen
Olympia Die Bevölkerung von München spricht sich mit klarer Mehrheit für eine Bewerbung der Stadt um Olympische Spiele 2036, 2040 oder 2044 aus. Es gibt aber noch drei nationale Konkurrenten.
Das Ergebnis ist eindeutig: Nach dem Willen der Münchner soll sich die bayerische Landeshauptstadt für olympische Sommerspiele bewerben. Beim Bürgerentscheid am Sonntag stimmten deutlich mehr als 60 Prozent der Wähler dafür, dass sich München um die Spiele und die Paralympics in den Jahren 2036, 2040 oder 2044 bemüht.
Nachdem lange auf erste Ergebnisse gewartet wurde, lässt es sich Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) nicht nehmen, dieses selbst zu verkünden. In lässiger Kapuzenjacke gekleidet, geht er gegen 19.15 Uhr im Kreisverwaltungsreferat an die Mikrophone und verkündet „deutlich über 60 Prozent Ja-Stimmen“. In allen Wahlbezirken wurde eine Mehrheit für Olympia ausgezählt, die Gegner blieben überall in der Minderheit. Reiter sprach von einem „guten Tag für München“ und sagte: „Es ist ein gutes Gefühl sagen zu können: Wir machen Politik für die Mehrheit.“
Über 60 Prozent sagen „Ja“
Befürwortet wurde und wird die Münchner Bewerbung von einer großen Allianz aus CSU, SPD, Teilen der Grünen sowie Sport- und Unternehmerverbänden. Zu den Gegnern zählten die Linke, die ÖDP, Naturschutzverbände sowie der Grünen-Vizelandtagspräsident Ludwig Hartmann. Jörg Ammon, Präsident des Bayerischen Landes-Sportverbands, sagte am Sonntag, dass Olympia auch eine Bedeutung für den Breitensport habe und diesen fördere. Und: „Die Investitionen bringen viel.“
Gegner Ludwig Hartmann hingegen glaubt, dass Geld für München und Olympia anderen bayerischen Städten wie Nürnberg oder Würzburg fehlen werde. Katharina Horn vom Bund Naturschutz meint: „Wir glauben nicht an die Nachhaltigkeit.“ Olympia könne nicht nachhaltig sein, alles andere sei „Augenwischerei“.
Als Bewerber argumentiert München bezüglich der Nachhaltigkeit, dass die meisten Sportstätten schon von den Olympischen Spielen 1972 da seien. Innenminister Joachim Herrmann (CSU) argumentiert auch, dass andere bereits vorhandene Sportstätten für Olympia genutzt werden sollen, etwa die Allianz-Arena von Fußball-Bundesligist FC Bayern München, die Schießanlage in Garching oder der Augsburger Eiskanal. Originell ist die Lösungsidee für die Schwimmer: Die Olympia-Schwimmhalle ist für diese nicht mehr zu nutzen, da sie zu wenige Bahnen hat. Dafür ist eine temporäre Schwimmhalle ganz in der Nähe des Flughafens angedacht.
Im geplanten Olympischen Dorf in Daglfing soll Wohnraum für später 30.000 Menschen entstehen. In Milliardenhöhe sind Investitionen in den öffentlichen Verkehr geplant. Die Gegner sagen, dass man den Wohnraum und den verbesserten ÖPNV unabhängig von Olympia benötige und nicht darauf warten könne, ob die Stadt den Zuschlag für Spiel in mehr als zehn Jahren bekomme.
Wie viel Geld München für die geschätzten Gesamtinvestitionen von 21 Milliarden Euro vom Bund und vom Freistaat erhalten würde, ist noch völlig unklar. Innenminister Herrmann jedenfalls versprach am Abend, dass es von Bayern natürlich Unterstützung geben werde. Über die Nachhaltigkeit meint er, dass München mit Paris 2024 sehr gut mithalten könne. Als stärkster Bewerbungsgegner für 2036 wird das Ölscheichtum Katar gesehen.
Mit dem klaren Votum ist nun das nicht eingetreten, wovor sich Befürworter am meisten gefürchtet hatten: eine nur sehr knappe Zustimmung. Das hätte die Münchner Bewerbung massiv geschwächt, denn es hätte gezeigt, dass es auch eine große Gegnerschaft gibt.
Hohe Wahlbeteiligung
Die Wahlbeteiligung ist mit knapp 40 Prozent so hoch wie noch nie bei einem Münchner Bürgerentscheid. Dies wird darauf zurückgeführt, dass erstmals allen Wahlberechtigten die Briefwahlunterlagen unaufgefordert zugeschickt wurden.
München hat bislang noch drei deutsche Konkurrenten. Auch Berlin, Hamburg und das Ruhrgebiet möchten sich bewerben. Beobachter sehen aber München als weitaus aussichtsreichsten Kandidaten an, da die Stadt weltweit bekannt ist und ein positives Image hat. Hamburg und das Ruhrgebiet gelten als zu unbekannt, das finanzschwache Berlin würde die Spiele nur schwer stemmen können. Interessant wird sein, ob die anderen drei zugunsten Münchens zurückziehen und dessen Bewerbung unterstützen. OB Reiter jedenfalls sieht in dem Ergebnis der Abstimmung auch einen „sehr großen Denkanstoß für die Mitbewerber in Deutschland“.