Rätselraten um Gipfel

  • Donald Trump und Wladimir Putin bei ihrem Treffen in Alaska im August. In Budapest sollten sie sich nun wieder begegnen, doch daraus wird „in der unmittelbaren Zukunft“ nichts, wie das Weiße Haus verlauten ließ. Foto: Julia Demaree Nikhinson/AP/dpa

Ukraine Donald Trump und Wladimir Putin wollten in Budapest über Frieden sprechen, doch das Treffen ist vorerst vom Tisch

Washington. Nach dem Treffen im Weißen Haus zwischen US-Präsident Donald Trump und dem ukrainischen Präsident Wolodymyr Selenskyj herrschte Zuversicht über die Chancen für eine baldige Beendigung des russischen Angriffskrieges in der Ukraine. Innerhalb von zwei Wochen sollte es in Budapest zu einem Gipfeltreffen zwischen ihm und Kreml-Chef Wladimir Putin kommen, kündigte Trump an.

Warum ist der Gipfel geplatzt? Von US-Regierungsseite hieß es, dass „die Positionen zwischen Moskau und Kiew zu weit auseinander sind“, um ein vielversprechendes Treffen zu organisieren.

Ändert Trump jetzt wieder seine Politik in Richtung Ukraine? Die zentrale Frage lautet, ob das Entgegenkommen, das Trump vergangene Woche gegenüber der Ukraine signalisiert hatte, authentisch war. Bei Gesprächen mit Selenskyj im Weißen Haus hatte der Präsident beide Seiten aufgefordert, die Kampfhandlungen sofort „einzufrieren“. Auch hatte er Selenskyj die Lieferung von Tomahawks in Aussicht gestellt. Zwischenzeitlich wurde bekannt, dass die Begegnung spannungsgeladen war. Hinzu kommt, dass Putin in einem Gespräch mit Trump dem Präsidenten offenbar die Lieferung der Marschflugkörper ausgeredet hatte.

Ist das Teil einer ungewöhnlichen Verhandlungsführung? Trump hat wiederholt betont, dass er Krieg prinzipiell verabscheut. Insbesondere hätten ihn Fernsehbilder von bombardierten ukrainischen Wohngebäuden, Schulen und Krankenhäusern irritiert. Doch Berater des Präsidenten räumen ein, dass sein Engagement für eine rasche Verhandlungslösung in der Ukraine weniger von einer konkreten Verhandlungsstrategie als von Eigeninteresse getrieben wurde. Trump sei enttäuscht gewesen, dass er nicht den Friedensnobelpreis bekommen hat. Folglich wolle er mit dem jüngsten Abkommen im Nahen Osten und nun zumindest einer Waffenruhe in der Ukraine die Weichen stellen, um 2026 als Favorit ins Rennen zu gehen.

Kommen jetzt die Tomahawks wieder auf den Tisch? Diese Frage hat das Weiße Haus offen gelassen. „Wir werden sehen, was geschieht“, sagte der Präsident. Politische Experten zweifeln aber daran, dass Trump tatsächlich die Absicht hatte, Marschflugkörper an die Ukraine zu schicken. „Es stört dich doch nicht, wenn ich denen Tomahawks gebe, oder?“, soll er eher scherzhaft gegenüber Putin gesagt haben. Zudem hat US-Außenminister Marco Rubio nach einem Telefonat mit seinem russischen Amtskollegen Sergej Lawrow den Präsidenten gewarnt: Putin würde die Lieferung von Langstreckenraketen an Kiew als Provokation ansehen. Er könnte dies zum Anlass nehmen, seinen Expansionismus auf die Nato-Ostflanke auszuweiten.

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