Verfolger unter dem Radar

  • Die Degginger um Aron Kneer sind seit acht Spielen ungeschlagen und auf Tuchfühlung mit dem Spitzen-Trio der A3. Foto: Thomas Madel

Fußball Der TV Deggingen ist in der A3 dem Spitzen-Trio dicht auf den Fersen. Darum muss nun Bescheidenheit nicht mehr die große Zier sein, sagt Coach Esslinger.

Die Top Drei der Fußball-Kreisliga A3 ist in aller Munde, aller Blicke richten sich gebannt auf den Dreikampf zwischen Spitzenreiter Croatia Geislingen und den Verfolgern KSG Eislingen (2.) und TSV Wäschenbeuren (3.). Doch dahinter hat sich inzwischen eine Verfolgergruppe – TV Deggingen (4.), SG Bad Überkingen/Hausen (5.) und SV Ebersbach II (6.) – in Stellung gebracht, die nach wie vor unter dem Radar fliegt. Die Degginger etwa haben nach der knappen 3:4-Auftaktniederlage eine Serie von acht ungeschlagenen Spielen hingelegt, dabei blieb die Elf von Trainer Björn Esslinger sechsmal Sieger, zuletzt mit 2:1 gegen den TSV Eschenbach.

„Wir sind jetzt nicht der große Favorit, das ist Croatia, das einen extrem starken Kader zur Verfügung hat. Die KSG unter Uwe Grupp macht es schon seit vielen Jahren richtig gut, sie haben gute Leute geholt, gute Junge und haben eine richtig gute Mischung in der Mannschaft“, sagt Esslinger: „Wäschenbeuren ist Thema, weil die in der vorigen Runde richtig stark waren. Die gehören an sich eher zu unserer Kategorie. Allerdings ist Wäschenbeuren unglaublich heimstark, dort ist es für jeden schwierig zu spielen, aber sie haben auswärts ihre Schwächen.“

Doch auch der Erfolg der Verfolgergruppe komme nicht von ungefähr, sagt Esslinger, „Überkingen/Hausen ist eine sehr gute, gewachsene Mannschaft, die einen sehr körperlichen Fußball spielt, da muss man erstmal dagegen halten. Die gehören auch dorthin, wo sie jetzt sind. Und Ebersbach macht einen super Job mit der Verzahnung von U19 mit erster und zweiter Mannschaft. Das ist ein sehr gutes Konzept, so kommen ihre Ergebnisse zustande. Erfolg dank des eigenen Nachwuchses – das ist für mich der geilste Weg im Fußball.“

Ein Weg, den eben auch die Degginger beschreiten – und das mit ganz offensichtlichem Erfolg. „Es macht einfach Spaß, wenn ich die Entwicklung sehe. Aktuell habe ich da bei uns die beiden A-Junioren Matthis Weis und Adam Nagy, die ich regelmäßig in der Ersten einsetze, um die Ausfälle von unseren Langzeitverletzten zu kompensieren.“ Und da fehlen in Esslingers Team die drei Leistungsträger Rafael Backes (Rücken), Nico Klein (Knie) und Nico Banzhaf (Patella-Sehne). Aber auch die Alten im Team, „die mit 26, 27, 28 Jahren, also die, die den Karren ziehen müssen, entwickeln sich gerade hervorragend und kommen aus der Deckung. Ein Lukas Rehm zum Beispiel ist der mit Abstand beste Pressing-Spieler, den ich gerade in der Mannschaft habe. Der läuft vorn alles gnadenlos an, hat Balleroberungen.“

Nun stellt sich die Frage: Wohin soll es denn gehen? Vor Saisonbeginn hatte man die Frage erstmal noch auf die lange Bank respektive in die Runde geschoben. Nun, am Sonntag wird Deggingen nach dem Gastspiel beim TSGV Albershausen (Anpfiff 15 Uhr) den zehnten Spieltag und damit ein Drittel der Runde hinter sich haben. „Viele in der Mannschaft trauen sich da noch nicht richtig aus sich rauszugehen. Denn, wenn ich ein Ziel ausgebe, verpflichtet mich das auch zu etwas“, sagt Esslinger, „sollten wir in Albershausen gewinnen, werde ich aber die Jungs zu mir bitten und fragen, wohin sie wollen. Natürlich kann man an einem Ziel scheitern. Aber was ist die Alternative? Einige haben schon gesagt, besser als im Vorjahr. Da waren wir am Ende Vierter. Also dann Dritter? Das macht so auch keinen Spaß, das ist die goldene Ananas. Warum dann nicht Platz zwei? Dann schauen wir mal, wie nahe wir dem schon in dieser Runde kommen. Oder warum nicht als mittelfristiges Ziel Aufstieg? Viele der Jungs wissen noch gar nicht, was sie können, was sie zu leisten imstande sind. Nur: Man kann den Ochsen nicht zur Tränke tragen, das müssen die Jungs selbst erkennen, ich kann es ihnen nur immer wieder sagen.“

Zwar fehle im Moment die Souveränität der vorigen Rückrunde, „in den vergangenen fünf Spielen haben wir zweimal nur mit einem Tor Unterschied gewonnen und konnten beim TV Altenstadt froh sein, dass wir in der Nachspielzeit noch das 1:1 gemacht haben. Aber: Das ist ja auch eine Qualität“, betont Esslinger, der darin gleichzeitig einen weiteren Schritt in der Entwicklung sieht. „Wir lernen ständig dazu. Gegen Eschenbach war das ein richtig dreckiges Spiel, der Gegner hatte über 90 Minuten ständig versucht, den Schiedsrichter zu beeinflussen, ich musste zwei Verletzte aus dem Spiel nehmen. Aber wir haben uns gut gewehrt, haben nach Gelb-Rot gegen Julian Maurer eine halbe Stunde lang in Unterzahl gespielt – und haben die 2:1-Führung trotzdem über die Zeit gebracht, haben da einen Catenaccio gespielt.“ Aber genau das sei die Qualität: das eigene Spiel variieren zu können.

Das andere Manko sei im Moment die Chancenverwertung, „da lassen wir zu viel liegen. Aber andererseits sage ich: Solange wir uns Chancen erspielen, machen wir nicht allzuviel falsch. Die Jungen tragen bei uns schon viel Verantwortung – und dann fehlt eben manchmal noch das i-Tüpfelchen, das ist ganz normal und Teil einer Entwicklung. Mir ist es wichtig, dass ich diese Entwicklung sehe.“

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