Manchmal zu wenig Kampfsau
Fußball Der FTSV Kuchen will wieder bessere Zeiten erleben. Unter Trainer Murat Erzurum ist der A3-Ligist auf einem guten, aber noch weiten Weg.
Eigentlich hatte sich Murat Erzurum mal eine längere Auszeit als Fußballtrainer gönnen wollen. Die Auszeit währte nach seinem Abschied bei der SG Bad Überkingen/Hausen nur ein Jahr, dann kehrte Erzurum auch schon wieder an die Seitenlinie zurück – nun als Übungsleiter des A3-Kontrahenten FTSV Kuchen. Seine Mission: Die Mannschaft nach dem Abstieg aus der Bezirksliga und der Seuchen-Saison 2024/25 mit einem am Ende glücklichen Platz zehn wieder flott machen.
Acht Punktspiele haben der FTSV und Erzurum nun hinter sich, dabei stehen drei Siege, ein Unentschieden und vier Niederlagen sowie aktuell Platz neun der Tabelle zu Buche. „Zehn Punkte von 24 möglichen und dazu eine Torbilanz von minus fünf – das zeigt, dass wir längst noch nicht bei dem sind, was wir vorhaben, diese Negativ-Bilanz gefällt mir nicht so ganz“, sagt Erzurum: „Das heißt, wir müssen jetzt in den nächsten acht Spielen bis zur Winterpause so viele Punkte wie möglich einfahren, damit wir es danach einfacher haben, wieder reinzukommen.“
Dabei, sagt Erzurum, sei das vorrangige Problem, dass die Mannschaft „noch zu grün ist“. Bei einem Altersschnitt von nicht einmal 23 Jahren, der von den beiden Team-Senioren Christoph Friedrich und Simon Andres noch nach oben gezogen wird, kein Wunder. „Die anderen Mannschaften in der Liga haben da im Schnitt zwei, drei Jahre mehr an Erfahrung auf dem Platz stehen.“ Wobei Erzurum das nicht als Beschwerde oder Kritik verstanden wissen will, im Gegenteil, „ich arbeite gern mit jungen Spielern zusammen, um sie zu lenken und zu entwickeln, damit sie irgendwann ihre Stärken ausspielen“. Genau auf diesem Weg hatte er die SG Bad Überkingen/Hausen über die Jahre erst zu einem B9-Spitzenteam geformt und dann in die A3 geführt. „Man sieht: Dieser Weg trägt Früchte, die SG legt bislang eine überragende Runde hin, steht völlig zu Recht auf Platz vier – ich gönne das der Mannschaft und Trainer Sebastian Wiedmann von Herzen.“
In Kuchen, sagt der Coach, habe man bereits das richtige System gefunden, wie Fußball der Marke FTSV künftig aussehen soll, „aggressives Anlaufen nach vorn und viel Offensive, ich bin ja auch Liebhaber dieses Systems“. Aber die Mannschaft sei eben noch dabei, den Modus Operandi zu verinnerlichen. „Wenn man unsere Leistung im Training auf die Spieltage projizieren könnte, würden wir schon ganz woanders stehen“, führt Erzurum aus. Das Problem liege im Moment noch zwischen den Ohren. „Sobald mal ein Dämpfer kommt in Form eines Gegentores, wenn ein Spieler mal die ersten zwei, drei Zweikämpfe nicht gewinnt, entwickelt sich ein negativer Flow“, führt Erzurum aus: „Anstatt dann zu sagen, jetzt schießen eben wir das nächste Tor und gewinnen die nächsten Zweikämpfe, haben wir plötzlich die Handbremse gezogen und bekommen sie nicht mehr auf.“ Im Training stimme Intensität und Aggressivität, „in den Spielen müssen wir noch drauflegen, da fehlt die gewisse Kaltschnäuzigkeit, die man halt nicht von heute auf morgen hat“. Zudem fehle im Moment noch ein Leitwolf in der Offensive, der klare Ansagen macht, „wenn da noch ein Timo Leicht dabei wäre, würde die Sache auch anders aussehen“.
Spiegelbild sind die Spielverläufe. „Wir führen gegen Überkingen 1:0 und verlieren 1:3, wir führen bei Jebenhausen/Bezgenriet 1:0 und verlieren 1:2, wir führen zuletzt 4:2 in Uhingen und spielen 4:4. Da müssen wir noch etwas dreckiger werden, um diese Dinge heimzuschaukeln. Aber das bekommen wir alles hin.“
Nun geht es am Sonntag um 15 Uhr im heimischen Ankenstadion gegen den SV Ebersbach II, bei dem es bis vorigen Sonntag richtig gut lief, ehe der TSV Wäschenbeuren mit einem 3:1 eine Serie mit drei Siegen und einem Remis beendete. Die Ebersbacher stehen aktuell auf Rang sechs, in dieser Richtung will sich auch Erzrum mit seinem Team bewegen. Ansonsten tangiert ihn der anstehende Gegner ebenso wenig wie jeder andere Gegner auch. „Mir ist wichtig, dass meine Mannschaft das im Training einstudierte mit der nötigen Aggressivität auf dem Platz umsetzt und sich nicht dem Gegner anpasst“, betont der Coach. Irgendwelches Spekulieren und Rumtaktieren im Vorfeld bringe wenig, weil es auch in der A3 längst Usus sei, dass die Mannschaften ihr Spiel variieren. „Unser Ziel ist es zu gewinnen, um zu verhindern, dass wir hinten reinrutschen. Die Liga ist sehr ausgeglichen – und gerade holen einige der hinteren Mannschaften ordentlich auf.“
Uns fehlt noch eine gewisse Kaltschnäuzigkeit. Murat Erzurum Trainer des FTSV Kuchen