Über Schilf zu sauberem Wasser
Umwelt Eine Pflanzenkläranlage soll verhindern, dass in Böhmenkirch ungeklärtes Abwasser im Karst versickert.
Böhmenkirch. Das Thema Abwasser hält Gemeinderat und Verwaltung in Böhmenkirch nicht erst seit dem Gestank in der Baierstraße in Atem: Auch die alte Kläranlage im Hauptort beschäftigt die Verantwortlichen – und das schon seit einiger Zeit.
Hintergrund: Mit der Inbetriebnahme der Sammelkläranlage im Roggental wurde die Kläranlage im Benzenhauser Teich zu einem großen Rückhaltebereich umfunktioniert. Dort wird das Abwasser aus Böhmenkirch und den Heidhöfen zunächst gesammelt und anschließend ins Roggental gepumpt. Nachteil dieser Lösung: Bei Starkregen laufen die drei Becken über und das Abwasser versickert ungeklärt im Untergrund. Das Landratsamt in Göppingen will das nicht weiter dulden, auch weil für den Karst auf der Alb strengere Umweltauflagen gelten. Um die wasserrechtliche Genehmigung für den weiteren Betrieb zu behalten, werden die Becken im Benzenhauser Teich nun um eine Pflanzenkläranlage hinter den Rückhaltebecken ergänzt.
In Böhmenkirch hat man sich in Absprache mit dem Umweltamt für einen sogenannten Schilfbeetfilter entschieden. Schilf und die Mikroorganismen, die in dessen Wurzelwerk leben, können Schmutzwasser filtern und so weit reinigen, dass sie die Leistung von herkömmlichen Sandfiltern erreichen, zuweilen sogar übertreffen. Nachteil: Pflanzenkläranlagen brauchen Platz. Den schafft man nun auf der Alb. Direkt unterhalb der alten Kläranlage befand sich ein kleines Wäldchen, das vom Borkenkäfer aufgefressen wurde. Die vor nicht allzu langer Zeit aufgeforstete Fläche muss jetzt zwar wieder gerodet werden, bei der Gemeinde hält man den Verlust angesichts der künftigen Vorteile aber für vertretbar.
1,2 Millionen Euro anberaumt
Uwe Straub vom Ingenieurbüro VTG in Donzdorf hat das Bio-Projekt bei der Einwohnerversammlung jetzt vorgestellt. Straub rechnet für den 675 Quadratmeter großen Schilfbeetfilter und einem Speichervolumen von 860 Kubikmetern mit Kosten in Höhe von 1,2 Millionen Euro, Bürgermeister Matthias Nägele hofft auf eine Förderung in Höhe von 40 Prozent vom Land. Läuft alles nach Plan, soll der Bau bereits im Sommer starten. Der Schilfbeetfilter wird indessen nicht die letzte Aktion der Gemeinde im Abwasserbereich sein: Auch bei der Sammelkläranlage im Roggental wird derzeit die wasserrechtliche Genehmigung überprüft. Hier zeichnet sich ebenfalls Handlungsbedarf ab. Im Roggental fließt das gereinigte Abwasser in die Eyb: „Doch die besteht im Sommer meist nur aus Abwasser“, warnte Ingenieur Straub bei der Einwohnerversammlung.