Ein sehr starker Erdbebenherd

Vortrag Experte berichtet im Naturfreundehaus Immenreute über die Erschütterungen auf der Schwäbischen Alb.

Geislingen/Donzdorf. Professor Joachim Ritter vom Geophysikalischen Institut des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) hat jüngst im Naturfreundehaus Immenreute einen Vortrag über Erdbeben auf der Schwäbischen Alb (Albstadt-Scherzone) gehalten.

Zu Beginn berichtete er laut Mitteilung der Naturfreunde Geislingen, die das Haus betreiben, von den Forschungen von Windströmen am Winsent-Testfeld, welches direkt vor der Immenreute liegt. Dort habe man großflächige Messungen von Erschütterungen durch die Windräder vorgenommen. Diese könne man zwar nicht spüren, wohl aber messen. Diese kleinen Erschütterungen würden jedoch genügen, um Hochleistungsmikroskope oder auch Präzisionsmessungen zu stören. Im Bereich des Testfeldes habe man laut Ritter einmalige Möglichkeiten, die es sonst nirgends auf der Welt gebe, um zu erforschen, wie sich diese Erschütterungen vermeiden ließen. So war für die Teilnehmer schon die Einführung spannend, erhielt man doch wichtige Informationen über die Zukunftsforschung direkt vor der Haustür.

Noch in Geislingen spürbar

Die Albstadt-Scherzone befindet sich 75 Kilometer entfernt von Geislingen. Und doch konnten einige Teilnehmer aus eigenem Erleben berichten, dass sie in den 70er Jahren die Auswirkungen eines Erdbebens in Albstadt auch in Geislingen gespürt haben. Die Auslöser dieser Erdbeben sei die apulische Erdplatte, die sich nach Norden schiebe. Das stärkste bekannte Beben habe sich mit einer Stärke von 6,1 auf der Richterskala am 16. November 1916 ereignet. Das Beben sei laut Ritter von Mailand bis Hildesheim zu spüren gewesen. Das letzte größere mit einer Stärke von 5,7 auf der Richterskala habe sich 1978 ereignet. Seither habe es keine mehr mit einer Stärke größer 5 auf der Richterskala gegeben.

Aber es folgten viele kleinere Beben mit einer Stärke größer 3,5 auf der Richterskala. So zum Beispiel 2020, 2021 und 2022. Schäden seien bei diesen nicht aufgetreten, wohl aber habe man sie auch in Geislingen gespürt.

Joachim Ritter erläuterte anhand zahlreicher Schaubilder die Forschungsergebnisse an der Albstadt- Scherzone und am Hohenzollerngraben. Bei der Forschung gehe es hauptsächlich um Risikoabschätzung, die zum Beispiel für Bautätigkeiten relevant sei.

Viele Fragen aus dem Publikum musste Ritter im Anschluss beantworten. Außerdem verwies er interessierte Teilnehmer auf die öffentlich zugänglichen Forschungsergebnisse auf den Internetseiten des Karlsruher Instituts für Technologie und auf die Informationen des Landeserdbebendiensts Baden-Württemberg.

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