Geislingens OB bekommt Büroleiter

  • OB Ignazio Ceffalia und die Mehrheit der Geislinger Stadträte sind davon überzeugt, dass ein Büroleiter die Arbeit im Rathaus effizienter machen wird. Foto: Markus Sontheimer

Rathaus Der Gemeinderat hat die Stelle eines Büroleiters für den Oberbürgermeister bewilligt. Die jährlichen Kosten belaufen sich auf knapp 100.000 Euro.

Die personelle Unterbesetzung in der Geislinger Stadtverwaltung war in den vergangenen Jahren immer wieder ein Thema im Gemeinderat. Auf Basis eines Gutachtens der Gemeindeprüfanstalt (GPA) wurden zum Beispiel im Herbst 2022 zwölf zusätzliche Stellen geschaffen, um die „akuteste  Not“ zu lindern, wie es der damalige Kämmerer Michael Kah ausdrückte. Die Stelle, über die der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung zu entscheiden hatte, war bisher allerdings noch nicht im Gespräch: ein Büroleiter für den Oberbürgermeister. Bisher gebe es in Geislingen trotz einer Größe von rund 27.000 Einwohnern und einer „komplexen Verwaltungsstruktur“ keinen persönlichen Referenten oder eine klassische Dezernatsaufteilung, erläutert OB Ignazio Ceffalia dazu auf Nachfrage der GZ: „Das bedeutet, dass viele Aufgaben direkt bei mir als OB zusammenlaufen und genau hier setzt die neue Stelle an.“

Weiterentwicklung der Stadt

Eine Aufgabe des Büroleiters sei es, die Vielzahl an verwaltungsinternen und externen Abstimmungen systematisch zu koordinieren, strukturieren und aufzubereiten. So könne sich der OB auf politische und strategische Themen konzentrieren. Zudem könne ein Büroleiter Projektfortschritte und Zielerreichungen regelmäßig evaluieren und dies als Entscheidungsgrundlage zur Verfügung stellen. Darüber hinaus sei ein Büroleiter fester Ansprechpartner für die Fachbereichsleiter, der Anliegen priorisieren, bei Bedarf eskalieren und eine erste Einschätzung von Anliegen geben könne. Auch zur „strategischen Weiterentwicklung“ der Stadt könne die neue Stelle beitragen, so Ceffalia weiter.  Bei „zentralen Zukunftsthemen“ wie Stadtplanung, Stadtentwicklung, Mobilität, Digitalisierung, Klimaschutz und Wirtschaftsförderung könne der Büroleiter die federführenden Fachbereiche in ihrer Aufgabenwahrnehmung koordinieren und unterstützen. Ein weiterer Punkt sei die medizinische Versorgung nach dem Wegfall der Helfenstein-Klinik:  In diesem Bereich gebe es aktuell niemanden in der Verwaltung, der vollständig fachlich zuständig sei, da dies bisher keine kommunale Aufgabe war.

Ein Büroleiter beobachte zudem relevante Entwicklungen auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene, bereite diese auf und liefere Impulse für die strategische Positionierung Geislingens. „Daher ist die neue Stelle kein Luxus, sondern eine notwendige Investition in die Steuerungsfähigkeit und Zukunftsfähigkeit unserer Stadtverwaltung“, betont ­Ceffalia, der einst Referent für Süßens Bürgermeister Marc Kersting (2013 bis 2017) und den Esslinger Oberbürgermeister Jürgen Zieger (2017 bis 2019) war. „Ich bin überzeugt, dass wir mit einer starken Büroleitung Geislingen gezielter, schneller und nachhaltiger voranbringen können.“

„Stelle ist anderswo normal“

Die große Mehrheit der Stadträte war der gleichen Ansicht. Lediglich Ulrich Volk und Jochen Staudinger (CDU) stimmten gegen die Schaffung der neuen Stelle, ihre Fraktionskollegin Karin Eckert enthielt sich. Er könne sich die Finanzierung „nicht vorstellen“, erläuterte Volk: „Das sind 100.000 Euro im Jahr, also 800.000 Euro über die gesamte Amtszeit.“ Der Gemeinderat werde in nächster Zeit noch einiges konsolidieren müssen, sagte er im Hinblick auf die anstehenden Beratungen zum Haushaltsplan 2026. Die Kosten für einen Büroleiter seien der Bevölkerung schwer zu vermitteln, wenn gleichzeitig Verwaltungsleistungen gekürzt würden: „Deshalb gehört das Thema in die Haushaltsberatungen.“ Aus Sicht seiner Fraktion sei die Stelle schon lange notwendig, sagte dagegen Ludwig Kraus (OLG). Die Aufgabe eines Oberbürgermeisters sei schließlich nicht die Sachbearbeitung. Auch Bernhard Lehle (Grüne) geht davon aus, dass ein Büroleiter dem OB mehr Zeit für die politische Arbeit ermöglicht.

Für Sascha Binder (SPD) ist ein Büroleiter für eine Stadt von der Größe Geislingens eine Selbstverständlichkeit: „Wir nehmen hier Dinge auf, die anderswo ­völlig normal sind.“ In der Fünftälerstadt habe man ja „bereits erfahren, was es bedeutet, in der Verwaltung Stellen zu streichen, ohne Rücksicht auf die Auswirkungen“, fügte der Stadtrat hinzu und nannte als Beispiel die Auftragsvergaben für die gescheiterte Generalsanierung des Michelberg-Gymnasiums.

Notwendige Entlastung

„Eigentlich wäre noch mehr an Stellen nötig, aber das können wir uns nicht leisten.“ Markus Maichle (CDU) zeigte sich überzeugt, dass die Stelle die Arbeit der Stadtverwaltung erleichtern und die Qualität in allen Bereichen erhöhen werde, wovon auch alle Bürger profitieren würden. „In der Verwaltung ist vieles im roten Bereich, sonst hätten wir keinen neuen OB gebraucht“, merkte er. Auch sein Fraktionskollege Kai Steffen Meier meint, dass ein Büroleiter eine „notwendige Entlastung“ bringen werde: „Ich wünsche mir einen OB, der auch Zeit hat, politisch und strategisch zu lenken“, verdeutlichte er. Stephan Schweizer (FW) hob hervor, dass ein Rathauschef Strategien und Visionen für die Stadt „nicht nebenbei erledigen“ könne.

Die Stelle ist kein Luxus, sondern eine notwendige Investition für die Stadtverwaltung. Ignazio Ceffalia Oberbürgermeister

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