Wenn die Bilder babbeln
Museum Ritter „Einfach machen!“ ist eine Hommage für Walter Giers, einen Pionier der elektronischen Kunst.
Waldenbuch. Für den Niederländer Johann Huizinga wäre Walter Giers (1937-2016) sicher der Prototyp, die Idealfigur für seinen „Homo ludens“ gewesen, ein mit einem ungewöhnlichen Spieltrieb ausgestattetes menschliches Wesen also, das es fertigbrachte, kulturelle Höhenflüge zu organisieren. Dabei förderte der aus dem nordpfälzischen Mannweiler stammende Walter Giers seine kreativen Kräfte erst so richtig zu Tage, als er Anfang der sechziger Jahre nach Schwäbisch Gmünd in den Ostalbkreis hinüberwechselte, wo er bis zu seinem Tod vor allem für Aufsehen in der Kunstszene sorgte.
Und die jetzt im Museum Ritter in Waldenbuch eröffnete Giers-Hommage mit dem die Experimentierlust befördernden Titel „Einfach machen!“ zeigt, dass dieser multibegabte geniale Tüftler Giers mit seinen aus interaktiv angelegten und oft mit Glühlampen, Neonröhren, Drähten, Lautsprechern, Speicherchips, Transistoren, Kondensatoren oder Transformatoren bestückten Bildobjekten auch international soviel Resonanz generierte, dass er heute uneingeschränkt zu den großen Pionieren der elektronischen Kunst gezählt wird. Kein Wunder, dass sich das renommierte Medienzentrum ZKM in Karlsruhe bereiterklärt hat, seinen opulenten Nachlass in Obhut zu nehmen.
Auch das Publikum muss Giers’ Bildobjekte lieben, denn wo kann man sonst schon erleben, dass Bilder schon im Vorbeigehen oder im sanften Drüberstreichen plötzlich zu leuchten, zu flackern, zu babbeln und zu sprechen anfangen oder sogar Musik machen und ganze Tonleitern und Tonkaskaden runterspielen? Eine schöne Ergänzung zu dieser Werkschau von Walter Giers ist im Entreé des Museums eine Parade von Glanzstücken der Kinetik und Lichtkunst aus der Sammlung von Marli Hoppe-Ritter. Zu erwähnen ist hier besonders Maurizio Nannuccis wandfüllendes Leuchtobjekt „LOVE“ von 2013, Hans Kotters „Tunnel View“ von 2011 und Heinz Macks „Silber-Mond-Rotor“ von 1971.
Info „Walter Giers. Einfach machen!“ und Lichtkunst aus der Sammlung Marli Hoppe-Ritter bis 19. April im Museum Ritter in Waldenbuch, Öffnungszeiten Di-So 11-18 Uhr; museum-ritter.de