Thailand trauert um Sirikit
Monarchie Die frühere Königin Sirikit ist im Alter von 93 Jahren gestorben. Einst galt sie als Sinnbild für Eleganz, in ihrem Heimatland genießt sie immer noch Kultstatus.
Es gab eine Zeit, da gehörten ihr die Titelblätter der Welt. Die „Vanity Fair“ rühmte sie als „Asiens Jackie Kennedy“, die „Bunte Illustrierte“ als bestgekleidete Frau der Erde, die „Paris Match“ als schönste Königin überhaupt. In den 1950er und 1960er Jahren – als Royals wie Kate, Letizia und Máxima noch nicht einmal geboren waren – galt Thailands Königin Sirikit als Inbegriff asiatischer Anmut und Eleganz.
Jetzt ist die Frau, die ihrem Land mehr als sechseinhalb Jahrzehnte lang als Monarchin vorstand, im Alter von 93 Jahren gestorben. Ihren Mann, König Bhumibol (gestorben 13. Oktober 2016), überlebte sie um fast genau neun Jahre. Die Liaison der beiden war im vergangenen Jahrhundert eine der größeren Liebesgeschichten des internationalen Adels. Thailand trägt nun wieder schwarz, die Trauerzeit soll laut einer Mitteilung des Hofes ein Jahr lang dauern. Eine Prozession mit dem Leichnam der Ex-Monarchin zog am Sonntag durch die Straßen Bangkoks zum Grand Palace, wo Sirikit an der Seite ihres Mannes beigesetzt werden soll.
Sirikit Kitiyakara kam selbst aus königlicher Familie. Der Großvater war zwölfter Sohn eines früheren Königs, der Vater Botschafter in Frankreich und Dänemark. Erzogen wurde sie überwiegend in Europa. Trotz des Wohnsitzes Bangkok war das junge Königspaar dem europäischen Jetset sehr zugetan, Sirikit war zudem eine der besten Kundinnen der Pariser Nobelschneider.
Das Paar bekam vier Kinder, drei Töchter und einen Sohn, den heutigen König Maha Vajiralongkorn, Jahrgang 1952. Ende der 1960er Jahre nahmen beide Abschied vom mondänen Lebensstil: Statt Pariser Haute Couture trug Sirikit nun thailändische Seide. Das Königspaar – viele Milliarden reich – engagierte sich für die Entwicklung seines Heimatlandes und für soziale Projekte. Dafür ernteten die Monarchen großen Respekt. In Thailand mit seinen vielen Putschen sorgten sie für so etwas wie Stabilität.
1956 wurde Sirikit Präsidentin des thailändischen Roten Kreuzes. Mit ihren Spendenprojekten engagierte sie sich unter anderem für Angehörige gefallener Soldaten und getöteter Polizisten, für die ländliche Bevölkerung, die Begrünung des Landes und die Rettung bedrohter Tiere. Einige Jahre später wurde es stiller um Somdet Phra Nang Chao Sirikit Phra Borommarachininat, wie sie mit vollem Namen hieß. Nach einem Schlaganfall 2012 war sie kaum noch in der Öffentlichkeit zu sehen. Aber wenn, dann waren ihre Lippen knallrot geschminkt und die Haare meist sehr schwarz – auf den letzten Fotos, etwa von ihrem 87. Geburtstag im August 2019, allerdings nicht mehr: Zwar waren die Lippen immer noch rot, das Haar jedoch weiß. Die frühere Regentin wirkte gebrechlich, aber ihre Eleganz schimmerte dank feiner Perlenkette und rosa Stola noch immer durch.
Gebrechlich, aber elegant
Das letzte Mal, dass man Sirikit –offiziell jetzt Königsmutter – öffentlich zu Gesicht bekam, war im Oktober 2016. Damals begleitete sie den Leichenzug, mit dem der tote Bhumibol aus dem Krankenhaus in den Großen Palast gebracht wurde. Seither gab es nur noch wenige vom Palast herausgegebene Fotos, mehr nicht.
Als Maha Vajiralongkorn im Mai 2019 zum vierten Mal heiratete und kurz darauf gekrönt wurde, war die alte Dame nicht dabei. Ein paar Tage zuvor hatte man sie ins Krankenhaus bringen müssen, offiziell wegen Fiebers. Mit der Hochzeit bekam Thailand dann auch eine neue Königin: Suthida, eine ehemalige Stewardess. Aber wenn man die thailändische Bevölkerung nach ihrer Königin fragt, lautet die Antwort meistens noch immer: Sirikit.
Die junge Sirikit war eine der besten Kundinnen der Pariser Nobelschneider.