Wer sind die Juwelenräuber?
Frankreich Der spektakuläre Louvre-Raub vom Sonntag klingt wie ein Film – doch die Beute ist echt und von unschätzbarem Wert. Die Großfahndung läuft.
Nach dem spektakulären Museumseinbruch in den weltberühmten Pariser Louvre läuft die landesweite Großfahndung nach den Tätern auf Hochtouren. Bis zum frühen Morgen konnten die Ermittler der Diebesbande und ihrer Beute aus historischen Juwelen von unschätzbarem Wert nicht habhaft werden. Regierungspolitiker reagierten zutiefst empört über den Raubzug durch den Louvre, gewissermaßen die kulturelle Seele Frankreichs – und kündigten an, die Einbrecher mit allen nötigen Mitteln zur Strecke bringen zu lassen. Präsident Emmanuel Macron brandmarkte das Verbrechen als Attacke auf die französische Kultur als Ganzes. „Der Diebstahl im Louvre ist ein Angriff auf ein Kulturgut, das wir schätzen, weil es Teil unserer Geschichte ist“, sagte der Staatschef. „Wir werden die Werke wiederfinden und die Täter vor Gericht stellen. Unter der Leitung der Staatsanwaltschaft Paris wird überall alles getan, um dies zu erreichen.“
Die Diebe entkamen mit acht kostbaren Schmuckstücken früherer Königinnen und Kaiserinnen. Die mit Smaragden und Hunderten Diamanten verzierte Krone der Kaiserin Eugénie (1826-1920) gehörte ebenfalls zur Beute, wurde allerdings später in der Nähe des Louvre beschädigt gefunden – offenbar hatten die Täter sie bei der Flucht verloren.
Laut der Pariser Staatsanwältin Laure Beccuau wird nach einem „Kommando“ von vier Personen gefahndet, das maskiert zu dem spektakulären Diebstahl anrückte und danach „auf leistungsstarken Motorrollern“ floh. Möglicherweise habe es sich bei den Tätern bloß um Handlanger gehandelt, also eher kleine Fische, hinter denen eine kriminelle Organisation als Auftraggeber stecke. Bei ihrer Fahndung können sich die Ermittler auch auf Bilder der Videoüberwachung des Museums stützen, das zu den größten Touristenattraktionen in Paris zählt.
Innenminister Laurent Nuñez sagte, der Diebstahl sei offensichtlich von einem „sehr erfahrenen Team“ begangen worden. Er sei aber „zuversichtlich, dass die Täter und die gestohlenen Gegenstände sehr schnell gefunden werden“.
Zumindest ließen die Täter bei ihrem Coup, der alles in allem rund sieben Minuten dauerte, Handschuhe, Werkzeuge und ein Funkgerät am Tatort zurück. Unweit vom Museum verloren sie außerdem eine Warnweste. Beweismittel wie diese könnten den Fahndern Hinweise auf die Einbrecher und ihre Hintermänner liefern.
Für ihren dreisten Raubzug bei helllichtem Tage hatten die Täter am Sonntagmorgen einen mit einer Hebebühne ausgestatteten Lkw an der zur Seine gelegenen Seite des Museums auf dem Bürgersteig geparkt und Warnkegel auf der Straße aufgestellt. Während zwei der Täter auf Motorrollern an der Straße warteten, gelangten die anderen beiden mit der Hebebühne auf einen Balkon im ersten Stock des Museums. Dort zerstörten sie mit einem Trennschleifer eine Scheibe, um direkt in den Ausstellungsraum in der Galerie d’Apollon zu gelangen und dort auf Beutezug zu gehen. Im Innern des Prachtbaus bedrohten sie nach Angaben der Staatsanwältin das Museumspersonal und brachen zwei Vitrinen auf. Anschließend verließen die Diebe den Louvre wieder und entkamen mit ihrer Beute.
Dass die Einbrecher derart einfach in den Louvre gelangen konnten, sorgt für Kopfschütteln und Verwunderung. Das Kulturministerium begegnete der Kritik mit einer Stellungnahme: „Die Alarmanlagen am Außenfenster der Apollon-Galerie sowie an den beiden betroffenen Vitrinen wurden ausgelöst“, stellte die Behörde klar. Außerdem hätten „zum Zeitpunkt des besonders schnellen und brutalen Einbruchs“ fünf Museumsmitarbeiter sofort eingegriffen.
Die große Frage ist nun, ob der Schmuck möglicherweise bereits kurz nach dem Einbruch eingeschmolzen wurde, um das Gold weiterzuverkaufen. Und die Edelsteine? „Das Risiko besteht darin, dass einige Diamanten im Handel verkauft werden könnten, was die Rekonstruktion der Schmuckstücke sehr erschweren würde“, sagte eine mit den Ermittlungen vertraute Person der Zeitung „Le Parisien“.