„Alle Farben sind schön“
Münsingen In der Reutter Immobilien Akademie zeigen Maximilian Salden und Vincent Schmack noch bis zum 26. April eine Auswahl ihrer künstlerischen Werke.
Raum für den künstlerischen Nachwuchs: In der Reutter Immobilien Akademie sind noch bis zum 26. April die Werke von Maximilian Salden und Vincent Schmack zu sehen. Das Interesse an der Eröffnung der Ausstellung mit dem Titel „Plan.los“ am Donnerstagabend war groß, die Besucher standen dichtgedrängt in den Büroräumen, als Geschäftsführer Uwe Reutter die Gäste begrüßte. Und noch etwas war auffällig: „Der Altersdurchschnitt liegt heute Abend bei 30 Minus“, freute sich der Immobiliensachverständige. „Wir haben eine Passion“, so Reutter weiter, „und machen daher bereits in der 18. Saison Ausstellungen.“ Und er stellte in Aussicht, auch künftig die regionale Kultur fördern zu wollen.
Dazu gehört natürlich auch die junge Generation. Die Einführung übernahm Yannick Charles Marszalek, Kommunikationsdesigner, Masterstudent der Philosophie und nicht zuletzt „ein enger Freund der beiden Künstler“, wie er selbst sagte, bevor er den Titel aufgriff und ihn in einen Zusammenhang mit dem Werk setzte. Dabei steht die Doppeldeutigkeit im Fokus und ist kennzeichnend für die Arbeitsweise des Duos. „Wir sehen das Zusammenspiel zwischen der Planlosigkeit und dem Vorhaben und damit auch einem Plan, der zu den hier ausgestellten Kunstwerken führt“, sagte Marszalek und verwies auf den Philosophen Georg F.W. Hegel, der den „Plan“ als Grundlage für Aktivitäten als „These“ bezeichnet, die sich jedoch in ihrer Konfrontation mit der Realität – der Antithese – verändern. Die „Synthese“ als Folge des Zusammenpralls generiert etwas „Neues“, das sich von den ursprünglichen Vorhaben unterscheidet. So auch in der Kunst: „Diese entsteht meistens, wenn die Kontrolle eines Plans versagt, und man sich dem Unvorhergesehenen hingibt.“ So habe Picasso gesagt, „planlos“ zu sein, sei ein Charakteristikum der Kreativität.
Letztlich entstehe Kunst immer zwischen der Idee für ein Kunstwerk und der Natur der Wirklichkeit, in der die Umsetzung erfolge. Hier knüpfe die Kunst an das Leben an, das ebenfalls nicht immer kontrollierbar sei und nicht die Umsetzung aller Pläne ermögliche. Wer etwas Neues schaffen wolle, müsse sich dem „Fluss des Lebens“ hingeben, anstatt diesen kontrollieren zu wollen, sagte Marszalek mit Verweis auf den Philosophen Heraklit. Daher bedeute „planlos“ auch, den Mut zu haben, einen Sprung ins kalte Wasser zu wagen und das Ungewisse zu erkunden. Der Fokus liege dann auf dem Weg und nicht auf dem Ziel.
Die Gemeinsamkeit von „plan.los“ bezieht sich nicht nur auf die Ausstellung selbst, sondern eine Reihe von Arbeiten haben Schmack und Salden tatsächlich zusammen gemalt. Wie funktioniert das? „Wir kennen uns von der Musik und haben beide auch gemalt“, berichtet Schmack, ausgebildeter Grafikdesigner. „Das ist ein besonderer Reiz, ein Bild zusammen zu machen.“ Beide reden vorher über ihre Ideen für ein Bild, die Farben. „Wenn ich begonnen habe, lasse ich einfach einen Platz frei“, so Salden. Doch man müsse Kompromisse eingehen, weil die Entscheidungen nicht alleine getroffen werden, erläuterte Salden. „Natürlich ist es nervenaufreibender, als für sich alleine zu malen“, so Schmack. Und natürlich kann sich die Ausrichtung, der Stil des Bildes ändern. Während Salden sich der abstrakten Darstellung verschrieben hat, gibt es bei Schmack immer wieder figürliche Elemente. „Ich will etwas definieren“, sagt er, während Salden dem Betrachter die Deutungshoheit überlässt. „Und“, das gestehen beide, „wirklich planlos gehen wir nicht vor.“ So werden zum Beispiel im Vorfeld die Farben abgestimmt. Gibt es da Vorlieben? „Oh nein, alle Farben sind schön“, lachte Schmack, der nach Stuttgart und Ulm nun zum ersten Mal in Münsingen seine Werke zeigt, während es für Salden die erste Ausstellung überhaupt ist.
Info Die „Plan.los“ Ausstellung mit Werken von Maximilian Salden und Vincent Schmack kann zu den Öffnungszeiten von Reutter Immobilien besichtigt werden: Montag bis Freitag von 9 bis 12 und von 14 bis 17 Uhr.
Kunst entsteht meist dann, wenn man statt des Plans dem Unvorhergesehenen folgt. Yannick Charles Marszalek Philospohie-Master-Student