Historische Mühle sucht Liebhaber
St. Johann Das alte Pumpwerk in der Georgiisiedlung soll verkauft werden. Ein Gutachten schätzt den Wert auf fast 230.000 Euro, doch die Suche nach Käufern könnte schwierig werden.
Das Gebäude Georgenau 2, das direkt an der L 245 auf Uracher Gemarkung liegt, trägt eine lange Geschichte in sich. Erbaut wurde das Haus noch vor 1700. Einst mussten die Bürger aus Wittlingen, Hengen, Lonsingen und Sirchingen aufgrund des sogenannten Mühlenzwangs hier ihr Getreide mahlen lassen. Später wurde aus der Getreidemühle ein Pumpwerk, das vom Wasserversorgungsverband Uracher-Alb-Gruppe für die Trink- und Nutzwasserversorgung genutzt wurde. Von hier aus wurde, bis Ende der 1970er Jahre, das Wasser aus einer Quelle im Ermstal in die Hochbehälter auf der Albhochfläche gepumpt.
Als sich der Wasserversorgungsverband auflöste, wurden das Gebäude sowie einige Grundstücke der Gemeinde St. Johann zugesprochen. Seither waren sowohl die alte Mühle als auch die Grundstücke verpachtet. Im Januar dieses Jahres diskutierte der Gemeinderat dann erstmalig über einen möglichen Verkauf. Zuvor sollte allerdings ein neues Wertgutachten erstellt werden.
Herausforderungen für Besitzer
Dieses Gutachten liegt nun vor und bildete am vergangenen Mittwoch die Grundlage für einen Beschluss zum Verkauf. Relevant ist zum einen, wie in dem Gutachten erklärt wird, dass „das Gebäude aufgrund seiner vergleichsweise aufwändigen Fassadengestaltung und mitsamt seiner technischen Einrichtung und dem gut überlieferten Wasserbau ein Kulturdenkmal aus künstlerischen und wissenschaftlichen Gründen ist“.Die Wasserkraftanlage ist zwar noch vorhanden, besitzt jedoch keine Betriebserlaubnis mehr. Das bedeutet, dass grundsätzlich eine Rückbaupflicht besteht – oder, wie es in der Beschlussvorlage heißt, „die Anlagen so baulich verändert werden müssen, dass eine Wasserkraftnutzung ohne Weiteres nicht mehr möglich ist“. Umfang und Art der erforderlichen Maßnahmen sind bislang unklar. Auch eine Reaktivierung der Wasserkraftanlage ist denkbar, allerdings kann die Gemeinde St. Johann derzeit nicht sicher einschätzen, ob ein entsprechender Antrag Erfolg hätte. In beiden Fällen werden voraussichtlich die untere Wasserbehörde, die Naturschutzbehörde, die Baurechtsbehörde sowie der Denkmalschutz mitentscheiden.
Trotz einzelner Umbau- und Sanierungsmaßnahmen in den Jahren 2004 und 2007 stellt das Gutachten fest, dass „am gesamten Gebäude Unterhaltungsrückstände bestehen“. Teilweise sei an den Wänden Feuchtigkeit sichtbar. „In den Betriebsräumen befinden sich neben den noch vorhandenen technischen Einrichtungen eine Vielzahl vermutlich nicht mehr brauchbarer Einrichtungsgegenstände“. Zudem sei die Scheune in einem baufälligen Zustand. Der Außenbereich wird als ungepflegt bezeichnet.
Bereits im Januar wurde klar, dass sich St. Johann der Unterhaltung nicht gewachsen sieht. Trotz des Zustands bewerten die Gutachter das knapp 1700 Quadratmeter große Grundstück und das Haus mit einer Wohnfläche von etwa 110 Quadratmetern sowie einer Nutzfläche von 500 Quadratmetern mit einem Wert von 227.000 Euro. Hinzu kommen zwei Grundstücke – Wasser- und landwirtschaftliche Flächen – mit einem Gesamtwert von 1345 Euro.
Dieses geschichtsträchtige Haus ist ein echtes Liebhaberobjekt – das weiß man auch in St. Johann. Mit mehrheitlicher Zustimmung des Gemeinderats wird die Gemeindeverwaltung nun nach einem Käufer suchen, der die alte Mühle aus ihrem Dornröschenschlaf erweckt. Der Mindestgebotspreis liegt bei 228.345 Euro, zuzüglich der Kosten für das Gutachten.